Präsident Trump und der Hurrikan
Veröffentlicht: 23:02, 16. Sep. 2019 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Miami / Birmingham (Alabama) / Washington D.C. (Vereinigte Staaten), 16.09.2019 – US-Präsident Donald Trump hat im Zusammenhang mit Hurrikan Dorian gleich mehrfach für Irritationen gesorgt. Zunächst sagte er seine Reise nach Polen ab, wo er an einer Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges hätte teilnehmen sollen, um die Vorbereitungen auf den Hurrikan besser überwachen zu können. Sagte es und flog von Camp David nach Virginia, um dort auf seinem privaten Anwesen Golf zu spielen. Dann verwirrte Trump die amerikanische Öffentlichkeit tagelang mit unzutreffenden Hurrikanwarnungen.
Der amerikanische Präsident hatte seine Absage damit begründet, er wolle in Camp David gewährleisten, dass alle Ressourcen der Regierung „auf den ankommenden Sturm ausgerichtet“ werden. „Unsere höchste Priorität ist die Sicherheit des amerikanischen Volkes im Pfad des Hurrikans.“ Stattdessen schickte Trump Vizepräsident Mike Pence nach Polen, um an der Gedenkveranstaltung an der Westerplatte teilzunehmen.
Trump hatte am Freitagnachmittag (30. August) den Eindruck erweckt, er werde in Camp David das Wochenende über konzentriert mit Katastrophenschutzexperten zusammenarbeiten, bis er am Sonntag zum Briefing durch die Federal Emergency Management Agency (FEMA) nach Washington zurückfliegen werde. Trump flog dann am Samstag jedoch zum Golfspielen mit dem Hubschrauber zum Trump National Golf Club in Potomac Falls in Virginia, bevor er am Nachmittag nach Camp David zurückkehrte. Es war der 226. Tag seit seinem Amtsantritt, an dem Donald Trump zum Golfspielen geflogen war.
Bei dem FEMA-Briefing zeigte sich Trump überrascht, dass es Hurrikane gibt, die die Kategorie 5 der Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala erreichen. „Wir wissen nicht einmal, was auf uns zukommt. Alles was wir wissen ist, dass es vielleicht der größte [Sturm] ist. Ich habe – ich bin nicht sicher, dass ich jemals von einer Kategorie 5 gehört habe. Ich wusste dass sie existiert. Und ich habe einige Kategorie-4-[Stürme] erlebt – man erlebt nicht einmal diese so häufig“, sagte Trump. „Doch die Kategorie 5 ist etwas, dass – ich weiß nicht einmal, dass ich jemals den Begriff gehört habe, außer dass ich weiß, dass es ihn gibt.“
Tatsächlich war Hurrikan Dorian der vierte Kategorie-5-Hurrikan, der amerikanisches Staatsgebiet gefährdete, seitdem Trump im Amt ist. Im September 2017 war Hurrikan Irma auf die Ostküste getroffen und hat das Leben in neun Bundesstaaten beeinträchtigt. Nur wenige Tage später verwüstete Hurrikan Maria das Überseegebiet Puerto Rico derart, dass die Bewohner noch heute mit den Folgen zu kämpfen haben. Hurrikan Michael traf im Oktober 2018 auf Florida.
Allerdings war es nicht das erste Mal, dass Trump die Existenz so starker Hurrikane angezweifelt hat. Er tat dies im Oktober 2017 und auch früher in diesem Jahr.
Die amerikanische Öffentlichkeit verwirrte Trump dann in den Folgetagen gleich wiederholt. Nach einem Briefing verbreitete er am Sonntag, den 1. September, auf Twitter, dass Alabama schwer von Hurrikan Dorian getroffen werde. Sofortiger Widerspruch auf Twitter hinderte den US-Präsidenten nicht daran, bei einem Briefing die an die Bürger Alabamas gerichteten Worte zu sagen: „Bitte seid auch vorsichtig.“
Das Büro des National Weather Service (NWS) in Birmingham, Alabama, sah sich deswegen zur Richtigstellung auf Twitter veranlasst: „Alabama wird keine Auswirkungen von Dorian erleben. Wir wiederholen, von Hurrikan Dorian sind in Alabama keine Auswirkungen zu spüren. Das System wird zu weit östlich bleiben.“ Einen Tag später, am Montag (2. September), als manche amerikanische Medien sich über die von Trump gestiftete Verwirrung lustig machten, setzte der Präsident nach. Er bezeichnete diese Berichte als künstlich erhöht und unrichtig.
Am Mittwoch (4. September) setzte Trump dann nach. Bei einem weiteren Hurrikan-Briefing im Oval Office zeigte Trump eine offizielle Karte des National Hurricane Centers von Ende August mit der prognostizierten Zugbahn des Hurrikans und der Fünf-Tage-Unsicherheitszone, bei der jemand mit einem Filzstift eine Erweiterung der Unsicherheitszone so eingezeichnet hatte, dass Alabama darin lag. Vereinzelte Medienberichte, nach denen die Abänderung von Trump selbst vorgenommen wurde, konnten nicht bestätigt werden.
„Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht“, antwortete Trump, als er im Weißen Haus von Journalisten dazu befragt wurde. Aber, so Trump, nach einer früheren Prognose hätte Alabama mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit auch betroffen sein können. Dazu sei es zwar nicht gekommen, aber „Alabama hätte schwer getroffen werden sollen“, sagte Trump.
Die Zugbahnvorhersagegrafiken des National Hurricane Centers hatten allerdings zu keinem Zeitpunkt gezeigt, dass der Hurrikan in Richtung Alabama ziehen können, und am 2. September, dem Tag, an dem Trump erstmals die Bewohner Alabamas vor dem Hurrikan warnte, zog dieser bereits entlang der Ostküste der Vereinigten Staaten nordwärts. Donald Trump gab jedoch nicht nach und postete auf Twitter am Abend des 4. Septembers eine Karte der National Oceanic and Athmospheric Administration mit den sogenannten Spaghetti-Zugbahnen, welche die einzelnen Wettermodelle zeigen, von denen einige bis nach Alabama führen. „Ich nehme die Entschuldigungen der Fake News an“, schloss Trump seinen Tweet ab.
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Quellen
Bearbeiten- sueddeutsche.de: „Trump und die veränderte Hurrikan-Karte“ (05.09.2019)
- zeit.de: „Trump und die veränderte Hurrikan-Karte“ (29.08.2019)
- abcnews.go.com: „Trump at golf club after going to Camp David to track storm“ (31.08.2019)
- independent.co.uk: „Trump plays golf after cancelling trip to Poland to observe Second World War anniversary commemorations“ (31.08.2019)
- edition.cnn.com: „Trump doesn't think he's 'ever even heard of a Category 5' hurricane. Four such storms have threatened the US since he took office“ (02.09.2019)
- spiegel.de: „Was "Sharpie-Gate" über Donald Trump verrät“ (06.09.2019)