Zehnter Castortransport in Gorleben eingetroffen

Artikelstatus: Fertig 22:46, 13. Nov. 2006 (CET)
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Gorleben (Deutschland), 13.11.2006 – Ein Konvoi aus Tiefladern, eskortiert von Dutzenden Einsatzfahrzeugen der Polizei, beladen mit zwölf Castoren mit hochradioaktivem Atommüll, erreichte laut Polizeiangaben heute Morgen um sechs Uhr und acht Minuten das Gelände des atomaren Zwischenlagers in Gorleben. Für den Weg vom Verladebahnhof Dannenberg bis Gorleben benötigte der Transport etwa anderthalb Stunden. Atomkraftgegner hatten auch auf dem letzten Teilstück des Castortransports versucht, die Straße zu blockieren. In der Gemarkung Laase, an der Strecke zwischen Dannenberg und Gorleben, wurden Wasserwerfer gegen die dort versammelten 250 Demonstranten eingesetzt. Gegen eine Person wurde ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet. Demonstranten hatten an mehreren Stellen durch Sitzblockaden versucht, den Castortransport zu stören. Teilweise hatten sich Demonstranten sogar an Betonpyramiden gekettet, um zu verhindern, dass die Polizisten sie von der Straße trugen.

Archivbild: Gorleben 1996

Der Transport, der am Freitag um 19:05 Uhr im französischen La Hague begonnen hatte, dauerte insgesamt 58 Stunden. Das Zwischenlager Gorleben enthält jetzt 80 Castorbehälter mit nicht verwertbaren Überresten von Kernbrennstäben aus Atomkraftwerken. Insgesamt sollen 140 Castoren mit radioaktivem Abfall hier eingelagert werden. Weitere Transporte von radioaktivem Atommüll sind in den nächsten Jahren geplant. Der nächste Castortransport wird im November 2008 erwartet.

Atomkraftgegner werteten die Protestaktionen der letzten drei Tage als Erfolg. Jens Magerl von der wendländischen Initiative „Widersetzen“ sagte: „Unsere Aktionen haben mit dazu beigetragen, dass das Thema Atompolitik wieder ganz oben auf der Tagesordnung steht. Der Druck von der Straße ist weiterhin groß. Und er muss es sein, denn die Bundesregierung weicht lieber den fragwürdigen Atomkonsens auf, als wirklich am Ausstieg zu arbeiten.“

Die Polizei zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Verlauf des diesjährigen Castortransports. Der Protest sei überwiegend von friedlichen Demonstranten geprägt gewesen. Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann dankte den Einsatzkräften der Polizei, deren Einsatz durch „lageangepasstes und kompetentes Verhalten“ gekennzeichnet gewesen sei. Auf Länderebene waren 9.372 Polizisten eingesetzt worden, hinzu kamen ungefähr 7.100 Einsatzkräfte der Bundespolizei. Die Polizei berichtete von zehn Festnahmen, zwei der Personen seien in eine „Gefangenensammelstelle“ eingeliefert worden. Bei 331 Personen wurden die Personalien festgestellt, und insgesamt wurden 55 Strafverfahren eingeleitet. Zur so genannten Gefahrenabwehr wurden 204 Personen kurzfristig in Gewahrsam genommen. Unmittelbare „Anwendung von Zwang“ listet die Polizeidirektion Lüneburg in acht Fällen auf. Zwölf Polizeibeamte wurden durch Fremdeinwirkung verletzt. Akribisch listet die Polizeidirektion eine Vielzahl von Einzelaktionen von Castortransportgegnern in ihrem Bericht auf.

Der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Francis Althoff, gab die Zahl verletzter Demonstranten mit 146 an. Elf von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden, vier erlitten schwere Kopfverletzungen.

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Quellen