Untersuchungsbericht zum Silvesternachtunglück in Shanghai vorgelegt

Veröffentlicht: 21.01.2015, 14:04 (MEZ)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.

Shanghai (China), 21.01.2015 – Drei Wochen nach der Massenpanik bei der öffentlichen Silvesterfeier am Bund in Shanghai, bei der 36 Menschen starben, wurde auf einer Pressekonferenz vom stellvertretenden Bürgermeister von Shanghai Zhou Bo der offizielle Untersuchungsbericht zu den Vorgängen vorgelegt. Der Bericht benennt keinen Auslöser für den tödlichen Verlauf der Feier, sondern konzentriert sich darauf festzustellen, warum es überhaupt zu dieser Katastrophe kommen konnte.

Es wird festgestellt, dass die Veranstaltung erst einen Tag zuvor öffentlich bekannt gegeben wurde, ohne dass eine Risikoanalyse durchgeführt worden wäre. Die Planung durch die Behörden war dem Bericht zufolge völlig unzureichend, da nur 500 Ordnungskräfte für eine Masse von über 300.000 Menschen eingeteilt worden waren. Dies führte zu erheblichen Problemen mit den Menschenmassen am Veranstaltungsort.

Als Folge der Organisationsmängel und der sich dadurch tödlich entwickelnden Ereignisse wurden jetzt Zhou Wei, der Leiter der Kommunistischen Partei Chinas im Huangpu-Distrikt, in dem die Prachtpromenade des Bund liegt, sein Stellvertreter, der Distriktgouverneur Peng Song, sowie der stellvertretende Distriktgouverneur Zhou Zhen, der besonders für die öffentliche Sicherheit verantwortlich war, sowie der stellvertretende Polizeichef des Distrikts ihrer Ämter enthoben. Sieben weitere hochrangige Beamte wurden mit Disziplinarstrafen belegt.

Bei den Untersuchungen zu den Vorgängen in der Silvesternacht war auch bekannt geworden, dass zehn hohe Funktionäre der kommunistischen Partei zeitgleich in einem japanischen Restaurant unweit des Unglücksortes gegessen hatten. Unter den Teilnehmern dieses Essen waren auch Zhou Wei und Peng Song. Ihnen droht – zusammen mit den anderen Teilnehmern des Essens – ein weiteres Parteiverfahren wegen Verstoßes gegen das Mäßigungsgebot, das für alle Parteifunktionäre nicht nur bei Restaurantbesuchen, sondern in allen Lebensbereichen gilt, da das Lokal als Luxusrestaurant bekannt ist und Preise zwischen 1888 RMB (rund 260 Euro) und 3888 RMB (rund 540 Euro) pro Person für ein Menü ausweist.

Nachdem die Stadtverwaltung von Shanghai zwischenzeitlich alle offiziellen Veranstaltungen zum bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest abgesagt hatte, wurde nun bekanntgegeben, dass 24 der ursprünglich 29 geplanten Feiern unter sehr hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden werden.

Von den 49 Verletzten des Unglücks befinden sich noch immer drei im Krankenhaus. Ein Mann und eine Frau befinden sich auf dem Weg der Besserung; eine 18-jährige Studentin wird in einem sehr kritischen Zustand noch immer auf der Intensivstation behandelt.



Themenverwandte Artikel

    Trauriger Jahreswechsel in China (01. Januar 2015)
    Shanghai: falsches Geld war nicht Ursache der Silvestertragödie (02. Januar 2015)

Quellen