Todesstrafe für Saddam Hussein

Artikelstatus: Fertig 22:45, 5. Nov. 2006 (CET)
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Bagdad (Irak), 05.11.2006 – Der ehemalige irakische Diktator Saddam Hussein ist zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Das Sondertribunal in Bagdad sprach ihn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Hussein wurde vorgeworfen, 1982 in der Stadt Duschail bei 148 Schiiten den Befehl zur Hinrichtung gegeben zu haben.

Der Vorsitzende Richter verkündete das Urteil mit den Worten: „Das Gericht hat entschieden, Saddam Hussein al-Madschid wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit dazu zu verurteilen, gehängt zu werden, bis der Tod eintritt.“ Damit ignorierte er den Wunsch Saddams, im Falle eines Todesurteils durch Erschießen hingerichtet zu werden.

Spiegel Online zitiert in seinem Bericht die Worte, die Hussein zu Beginn der Anklageverlesung brüllend von sich gegeben hatte: „Lang lebe die Nation!“, „Tod ihren Feinden!“, „Fahren Sie zur Hölle mit ihren Gesetzen und Paragrafen“.

Zwei weitere Angeklagte erhielten ebenfalls die Todesstrafe: Saddams Halbbruder Barsan Ibrahim al-Tikriti und Auad Hamed al-Bander, der zurzeit der Herrschaft Saddams Vorsitzender des „Revolutionsgerichts“ war. Weitere Mitangeklagte in diesem Prozess wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Darunter sind drei ehemalige Mitglieder der Baath-Partei, sie erhielten eine 15-jährige Haftstrafe wegen vorsätzlicher Tötung und Folter. Ein weiteres Mitglied der Partei wurde freigesprochen.

In Sadr City, einer Satellitenvorstadt Bagdads, wurde das Urteil trotz Ausgehverbots mit lautem Jubel begrüßt. Jugendliche tanzten auf den Straßen. Auch aus anderen Städten mit einer mehrheitlich schiitischen Bevölkerung wurden ähnliche Berichte bekannt. In Tikrit dagegen, Saddams Heimatstadt, gab es ebenso lautstarke Proteste und Drohungen. Die rund 1.000 Sunniten, die durch die Straßen zogen, kündigten Rache für Saddam Hussein an.

Während die Regierungen der Vereinigten Staaten und des Irak das Urteil begrüßten, übte die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) Kritik an dem Gerichtsverfahren. Dieses sei nicht fair gewesen. Auch der italienische Ministerpräsident, Romano Prodi, äußerte Kritik. Seine Kritik richtet sich gegen die Todesstrafe. Im italienischen Fernsehen sagte er: „So grausam ein Verbrechen auch sein mag, so wendet sich doch unsere Tradition und unsere Ethik vom Gedanken der Todesstrafe ab.“

Gestern hatte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Mohammad-Ali Hosseini, auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz in Erwartung des Urteilsspruches des irakischen Sondergerichts ein mögliches Todesurteil als „Mindeststrafe“ für Saddam Hussein bezeichnet. Der Iran hatte 2005 eine Anklage gegen Saddam Hussein wegen des Iran-Irak-Krieges an das zuständige Gericht im Irak weitergeleitet. Darin werden dem Diktator Völkermord, Verletzung der Menschenrechte sowie der Einsatz nicht-konventioneller Waffen vorgeworfen. Der Krieg zwischen Iran und Irak hatte acht Jahre gedauert (1980-1988) und über eine Million Todesopfer gefordert. Seitdem galt Saddam Hussein im Iran als die am meisten gehasste Person.

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Quellen