Saturnmond Enceladus hat eine „Fahne“

Veröffentlicht: 13:12, 29. Mär. 2008 (CET)
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29.03.2008 – Der Vorbeiflug der NASA/ESA-Sonde „Cassini“ am 12. März lieferte einige neue Erkenntnisse. Dabei wurden allerdings mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben. Der Saturnmond Enceladus spuckt Wasserdampf, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid sowie Methan und anderes organisches Material ins All.

Die Gasfontänen auf Enceladus im Gegenlicht der Sonne

Das ergab die Auswertung der gesammelten Daten des Ionen- und Neutronenmassenspektrometers bei dem Vorbeiflug von Cassini in einer Höhe von nur 193 Kilometern über den südpolaren Regionen von Enceladus. Dabei war die Dichte der ausgestoßenen Gase zur Überraschung der Wissenschaftler zwanzigmal höher als erwartet. Frühere Infrarotaufnahmen hatten bereits vier verschiedene solcher Gasfontänen enthüllt. Die Gase kommen aus Öffnungen auf der Mondoberfläche, die nicht größer als 300 mal 300 Meter sind und erreichen – so der Stand bisheriger Berechnungen aufgrund der gewonnenen Daten – eine Austrittsgeschwindigkeit von ungefähr 600 Metern pro Sekunde.

Alles in allem erinnerte die Zusammensetzung der gefundenen Partikel eher an einen Kometenschweif. Nun ist ein Komet etwas völlig anderes als ein Mond. Kometen umkreisen die Sonne und ihr Schweif, der dem Sonnenwind ausgesetzt ist, zeigt dabei immer von der Sonne weg.

Die „Geysire“ von Enceladus in den sog. „Tigerstreifen“ der Südpolarregion von Enceladus (Infrarotaufnahme)

Die von Enceladus ausgestoßenen Dämpfe werfen nun Fragen nach ihrer Herkunft auf. Die Wissenschaftler gehen bisher davon aus, dass die Gasfontänen durch Wärmequellen im Innern des Mondes hervorgerufen werden. Die sogenannten „Tigerstreifen“ in der südpolaren Region von Enceladus, große Risse in der Oberfläche des Saturnmondes, werden als Ursprungsorte dieser „Gas-Geysire“ angenommen, weil sie mit heißen Flecken korrespondieren, die durch Infrarotaufnahmen des Gebietes enthüllt wurden. Diese zeigten, dass diese Regionen mindestens 17 Grad Celsius wärmer sind als nach früheren Messungen vermutet worden war. Ihre Temperatur liegt bei minus 93 Grad Celsius. Einige Wissenschaftler vermuten, weiter unter der Oberfläche des Mondes könnte sogar flüssiges Wasser vorhanden sein. Die Neugier der Forscher wird dabei von der Idee angetrieben, dass sich auf dem Saturnmond genau die Stoffe befinden, die bei den Prozessen eine Rolle spielen, die bei der Entstehung von Leben eine Rolle spielen.

Enceladus ist einer von 60 bisher bekannten Saturnmonden mit einem Äquatordurchmesser von nur 247 Kilometern. Er umkreist den Saturn in einem Abstand von 238.020 Kilometern. Die Oberflächentemperatur auf Enceladus liegt bei minus 201 Grad Celsius. Die niedrige Temperatur erklärt sich durch die starke Reflexion, die von seiner Oberfläche ausgeht – fast 100 Prozent des Sonnenlichts werden reflektiert.

Seit dem Jahr 2005 erforscht die Cassini-Huygens-Mission den kleinen Saturnmond. Die Mission wird getragen von der NASA, der ESA und der italienischen Raumfahrtagentur. Die wissenschaftliche Leitung des Projekts liegt beim Jet Propulsion Laboratory (JPL), das zum California Institute of Technology gehört.

Der nächste Vorbeiflug der Sonde „Cassini“ an dem Saturnmond ist für August geplant.

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Quellen