Raumfahrt auf Deutsch: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“
Veröffentlicht: 21:52, 16. Mai 2010 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Berlin (Deutschland), 16.05.2010 – Alt-Kanzler Helmut Schmidt wurde erstmals im Jahr 2002 mit den Worten zitiert „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“. Genau das könnte auch das Motto für die deutsche Raumfahrt sein. Große visionäre Projekte sucht man – bis auf eine Ausnahme – vergebens. Wer etwas über ein eigenständiges deutsches Raumfahrtprogramm wissen will, wird zuerst vielleicht die Internetseite des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) anklicken. Dort stößt er dann auf das Deutsche Raumfahrtprogramm des Bundesministeriums für Forschung und Bildung. Der Haken: Es stammt aus dem Jahr 2001. Einen Blick hineinzuwerfen, lohnt sich also nicht, denn neun Jahre sind in diesem Bereich eine Ewigkeit. Bleibt also die Google-Abfrage „deutsche Raumfahrt“.
Zuerst stößt man auf einen Artikel über den Satelliten „TanDEM-X“. Der Start soll am 21. Juni 2010 mit einer russischen Trägerrakete „Dnjepr“ erfolgen. Der Satellit hat einen Radar an Bord, dessen Aufnahmen am Ende ein dreidimensionales Bild der Erde in einem Zwölf-Meter-Raster wiedergeben soll. An der selben Aufgabe arbeitet auch der Satellit „TerraSAR-X“, der sich bereits seit dem Jahr 2007 im Weltall befindet. Geplant ist auch der humanoide Roboter „SpaceJustin“, der vor allem im Bereich der bemannten Raumfahrt eingesetzt werden soll. Dabei handelt es sich um einen Serviceroboter der von der Erde gesteuert im Weltraum agieren kann. Denkbar ist ein Einsatz zur Unterstützung der Astronauten bei Reparaturen. Im Bereich der astronomischen Beobachtung planen die Deutschen den Bau eines Kompaktsatelliten mit Namen AsteroidFinder/SSB. Dabei handelt es sich um ein Weltraumteleskop, mit dem erdnahe Objekte gefunden oder vermessen werden sollen.
2008 wurde auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin ein Raumtransporter vorgestellt, mit dem es möglich sein soll, einen Rücktransport von Mensch und Technik von der Internationalen Raumstation ISS zur Erde durchzuführen. Der Raumtransporter ATV Evolution ist eine Weiterentwicklung des Automatischen Transportraumschiffs (ATR) Jules Verne. Damit will man den Schritt wagen, von der unbemannten Raumfahrt auch auf die bemannte Raumfahrt aufzuschalten.
Ansonsten sind die deutschen Raumfahrtaktivitäten stark mit denen der Europäer verwebt. Fast an jedem Projekt sind deutsche Unternehmen mal mehr und mal weniger beteiligt. Das gilt für das Ariane-Projekt ebenso wie für die Beteiligung an der Internationalen Raumstation (ISS). Zwar gab es im Jahr 2007 kurzzeitig das Bestreben, eine eigene deutsche Mondmission durchzuführen. Diese Pläne wurden jedoch schnell wieder gekippt. Es sollte zunächst bis zum Jahr 2013 eine unbemannte deutsche Mondmission geben, bei der eine Sonde vier Jahre lang den Mond umkreisen und ihn dabei vermessen sollte, wonach eine Landemission im Jahre 2018 angesetzt war. Ziel sollte sein herauszufinden, ob ein Leben auf dem Mond als „Reserveplanet“ der Erde möglich ist und ob Bodenschätze wie das für eine Kernfusion wichtige Helium 3 ausgebeutet werden könnten. Letzteres wird zwar offiziell dementiert, bleibt aber möglich.
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Quellen
- welt.de: „Raumfahrt: Deutschland will 2018 auf dem Mond landen“ (11.03.2007, 11:56 Uhr)
- rp-online: „Raumtransporter ‚ATV Evolution‘ vorgestellt: Deutschland will in bemannte Raumfahrt einsteigen“ (14.05.2008, 11:25 Uhr)
- welt.de: „Raumfahrt:Deutschland sucht nach seiner Rolle im All“ (25.03.2010, 17:30 Uhr)
- presseportal.de: „Spitzenforschung zum Anfassen:DLR kommt mit seinen fliegenden Stars zur ILA 2010“ (28.04.2010)
- europlanet-eu.org: „European Planetary Science Congress 2008“ (ohne Datumsangabe)