Notlandung in Kiel-Holtenau war eine Meisterleistung

Artikelstatus: Fertig 13:20, 19. Feb. 2006 (CET)
Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben.

Kiel (Deutschland), 19.02.2006 – Am Mittwoch war ein russischer Jet vom Typ „Falcon 20“ auf dem Flughafen Kiel-Holtenau notgelandet. Obwohl die Staatsanwaltschaft ursprünglich gegen die Crew des am Mittwoch notgelandeten russischen Jets ermittelte, bezeichnete der Flughafenchef den Landevorgang jetzt als Meisterleistung der Piloten. Der Staatsanwalt bezeichnete den halbwegs guten Ausgang des Vorfalls sogar als „Wunder“. Bei der Notlandung wurden alle sechs Personen an Bord verletzt.

Nach und nach wurde bekannt, was sich am Mittwochabend an Bord abgespielt hatte.

Eine Rauchpatrone, die versehentlich geöffnet wurde, verqualmte das gesamte Flugzeuginnere. Die 22-jährige Stewardess an Bord stand erst am Anfang ihrer Berufsausübung. Sie wusste nicht, dass das Teil, das sie in der Bordküche des Jets öffnete, eine Rauchpatrone war. Durch die versehentliche Öffnung der Patrone gab es eine Verpuffung, die wiederum den Rauch auslöste. Da die Patrone unter anderem für ein Feuer unter Wasser hergestellt wurde, löste das darin enthaltene Magnesium einen sehr starken Qualm im Inneren der Kabine aus. Die Piloten konnten durch den Qualm im Flugzeuginneren nichts mehr sehen. Sie konnten den Landevorgang nur noch mit einem geöffneten Fenster im Cockpit absolvieren.

Zu klären ist nun die Frage, wie die Patrone in die Küche gelangen konnte. Die Patrone gilt als pyrotechnisches Hilfsmittel für Notfälle, wenn ein Flugzeug über dem Meer oder unwegsamem Gelände verschollen geht. Für solche Hilfsmittel sind in allen Flugzeugen gesicherte Ablageorte vorgeschrieben.

Am Freitag, zwei Tage nach der Notlandung, wurden die verletzten Personen aus den Kieler Krankenhäusern entlassen.

Ebenfalls am Freitag gegen 15:00 Uhr wurde der Jet geborgen. Dazu wurde am Freitagmorgen ein 140-Tonnen-Kran zum Flughafen gebracht. Die Maschine aus dem Jahr 1970 erlitt einen Totalschaden. Sie ist von außen völlig demoliert, das Hauptfahrwerk ist verbogen, die Flugzeugkabine ist angeknickt, und das Bugrad ist abgebrochen. Da die Triebwerke jedoch noch intakt sind, soll die Falcon nun „ausgeschlachtet“ werden. Der Rest wird verschrottet. Dazu hatte die Flughafenleitung die Genehmigung des Flugzeugeigentümers eingeholt.

Zur Verschrottung wurde das Flugzeug per Tieflader an einen abgelegenen Platz in Flughafennähe gebracht. Zuvor beförderte der Kran den 13 Tonnen schweren Jet von der abschüssigen Böschung hinauf neben die Landebahn. Flugtechniker entleerten dann den mit rund 1.300 Liter Kerosin gefüllten Tank, bevor er abtransportiert wurde.

Themenverwandte Artikel

Quellen