Neue Enthüllungen in Bezug auf Stuttgart 21
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Stuttgart (Deutschland), 20.10.2010 – Noch immer für Kontroversen und heftige Diskussionen sorgt das umstrittene Projekt Stuttgart 21. Kürzlich tauchten weitere Enthüllungen zu dem Thema auf. So setzte sich das ARD-Magazin Plusminus jüngst kritisch mit dem geplanten Bahnhofsumbau auseinander. Egon Hopfenzitz, von 1981 bis 1994 Vorsteher des Stuttgarter Hauptbahnhofs, hält nichts von diesem Großprojekt, da der Bahnhof in seiner jetzigen Form leistungsfähiger sei als der vorgesehene Durchgangsbahnhof. „Für mich ist das schon seit Beginn an kein Bahnprojekt, sondern es ist ein Immobilienprojekt, unter dem die Bahn leidet, weil sie einen neuen Bahnhof bekommt, der nicht so leistungsfähig ist wie der alte.“ so der 80-jährige, der auf der Großdemonstration wie viele andere auch mit Wasserwerfern beschossen wurde.
Ebenso moniert das Magazin, dass selbst Eisenbahnfreunde keinen Nutzen in Stuttgart 21 sehen und die Kosten unüberschaubar seien. „Berechnungen von unabhängigen Gutachtern und Wissenschaftlern kommen auf eine Größenordnung von 6,9 bis 8,7 Milliarden für Stuttgart 21, und ich vermute es wird sogar noch mehr werden“, meint Gangolf Stocker von der Bürgerinitiative „Leben in Stuttgart – Kein Stuttgart 21“. Plusminus teilt zudem Hopfenzitz′ Auffassung, dass in Wirklichkeit Immobiliengeschäfte im Spiel seien. So sollen die freiwerdenden Flächen mit neuen Grundstücken bebaut werden. Vor allem der Shoppingcenter-Betreiber ECE hat offenbar ein Interesse daran, diese zu nutzen. Dessen Expansionspolitik setzte dem Einzelhandel außerdem erheblich zu. Der Architekt und Stadtplaner Holger Pump-Uhlmann, der diesem Procedere kritisch gegenübersteht, wurde deswegen von ECE bereits verklagt. „Das Center selbst wird große Teile des Umsatzes aus der Innenstadt Stuttgarts in sich aufsaugen. Gleichzeitig wird der Verkehr massiv ansteigen. Das ist von den Entwicklern natürlich auch gewollt. Insbesondere der Individualverkehr. Deshalb gibt es große Parkplätze auf diesen Centern. Denn die Kofferräume der Autos sind die größten Einkaufstaschen. Das ist die Ideologie die dahinter steckt.“ In der von ECE ins Leben gerufenen Stiftung „Lebendige Stadt“ waren zudem mehrere einflussreiche Landespolitiker wie Stuttgarts OB Wolfgang Schuster und die Landesverkehrsministerin Tanja Gönner (beide CDU) vertreten, die diese erst nach Bekanntwerden der Tatsache verließen.
Mittlerweile gibt es auch von juristischer Seite Widerstand gegen das Großprojekt. So beklagte die Initiative „Juristen gegen Stuttgart 21“ in einem offenen Brief, dass Schuster sein Versprechen gebrochen habe, im Falle von höheren Kosten, die auf die Landeshauptstadt zukämen, erst die Bürger zu befragen. Ebenfalls wird die Legitimation von Stuttgart 21 an sich infrage gestellt. Diese stünde auf „tönernen Füßen“. Eine Überprüfung auf „inhaltliche Richtigkeit“ durch Gerichte habe genauso wenig stattgefunden. Eine Verpflichtung, das Projekt überhaupt zu realisieren, existiere nicht.
Themenverwandte Artikel
- Mappus in der Kritik wegen Lobs für Saudi-Arabien (19.10.2010)
- Filz im Spiel bei Stuttgart 21? (11.10.2010)
- Erblindeter Demonstrant erstattet Strafanzeige gegen Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (06.10.2010)
- Chaotische Planungen bei Stuttgart 21? (29.10.2010)
Quellen
- Plusminus: „Rückschau: Große Baustelle, gute Geschäfte? - Wer profitiert wirklich vom Milliarden-Bau "Stuttgart21"?“ (19.10.2010)
- parkschuetzer.de: „Entwurf eines offenen Briefes der Initiative "Juristen gegen Stuttgart 21"“ (15.10.2010)