Chaotische Planungen bei Stuttgart 21?

Veröffentlicht: 22:02, 29. Sep. 2010 (CEST)
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Stuttgart (Deutschland), 29.09.2010 – Jüngst tauchten geheime Akten auf, die darauf hindeuten, dass die Planungen des in der Bevölkerung sehr umstrittenen Bahnprojekts „Stuttgart 21“ sehr chaotisch abliefen. So fehlen in diesem beispielsweise Signalanlagen und Oberleitungen komplett, die einen elementaren Bestandteil des Zugsystems bilden. In einem Brief an die Deutsche-Bahn-Tochter DB Projektbau AG ist von einem „Risikopotenzial“ die Rede, ebenso fehlten „rohbaurelevante Angaben“. Zudem werden Fehlkalkulationen bei den Kosten moniert.

Einen weiteren kritischen Punkt stellen die insgesamt rund 60 Kilometer langen Tunnelröhren dar, die innerhalb des Stadtgebiets entstehen sollen. Aufgrund der problematischen Beschaffenheit des Stuttgarter Bodens sei vorgesehen, sie schmaler und mit geringeren Radien auszustatten, was gegen die Ausrüstungs-Konventionen der Bahn verstößt.

In den Planungen ist außerdem das sogenannte European Train Control System (ETCS) enthalten, das jedoch in Deutschland bei keinem Zug Verwendung findet. Dies hätte zur Folge, dass die meisten Züge die baden-württembergische Landeshauptstadt nicht anfahren könnten. Denn für jede Lok, die für das ETCS fit gemacht wird, fallen Kosten von rund 300.000 Euro an. Aus diesem Grund ist nicht damit zu rechnen, dass die meisten Züge, die Stuttgart bedienen, mit diesem System ausgestattet werden.

Mangelnder Brandschutz ist in diesen Dokumenten auch ein Thema. So seien Auflagen für „Brandschutztore bisher in der Entwurfsplanung noch nicht umgesetzt“ worden; überhaupt sei „die Umsetzung der Brandschutzmaßnahmen […] bisher nicht geplant“.

Zu den zahlreichen Gegnern, die seit Wochen gegen Stuttgart 21 protestieren, gehört ebenfalls die Cousine der amtierenden Bundeskanzlerin Angela Merkel. So kündigte diese an, sich notfalls an Bäume zu ketten, wenn im Zuge der Bauarbeiten Bäume aus dem Schlosspark gefällt werden. Als „Parkschützerin“ hat sie dies per Unterschrift bekräftigt.

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Quellen