Koch-Mehrin legt Widerspruch gegen Aberkennung des Doktortitels ein
Veröffentlicht: 23:16, 18. Jul. 2011 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Heidelberg (Deutschland), 18.07.2011 – Die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin hat Widerspruch gegen die Aberkennung ihres Doktortitels durch die Universität Heidelberg eingelegt. Dies teilte ein Sprecher Koch-Mehrins mit. Der Universität liegt bislang jedoch noch keine Begründung des Widerspruches vor. Die Widerspruchsfrist endet Ende des Monats.
Manfred Berg, der Dekan der Philosophischen Fakultät und Vorsitzende des Promotionsausschusses, hatte in der vergangenen Woche gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ mitgeteilt, dass sich die Hochschule in Falle eines Widerspruchs gegen die Entziehung des Doktortitels noch einmal mit der Angelegenheit befassen werde und wohl erneut auf einen Entzug des Doktortitels entscheiden werde, sofern Koch-Mehrin keine neuen Angaben zum Sachverhalt vorlegen werde, die über ihre schriftlichen und mündlichen Stellungnahmen hinausgehen, wie sie von Koch-Mehrin gegenüber der Hochschule gemacht wurden.
Sie wisse, dass ihre Arbeit „nicht frei von Schwächen, nicht selten ungenau, oberflächlich und manchmal geradezu fehlerhaft“ sei, hatte Koch-Mehrin damals gesagt und auf die Beurteilung der Arbeit durch ihren Doktorvater verwiesen, doch „zur guten wissenschaftlichen Praxis gehört es … auch, eine vorgelegte Arbeit ordentlich zu prüfen“.
Falls die Universität an ihrer Entscheidung festhält, steht Koch-Mehrin die Möglichkeit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht offen. Dekan Berg sieht einen eventuellen Rechtsstreit gelassen. Von den Plagiatsvorwürfen habe man vor elf Jahren nichts gewusst und deswegen auch nicht im Gutachten zur Arbeit darauf eingehen können. Außerdem habe die Überprüfung der Arbeit ergeben, dass die festgestellten Plagiate nicht unerheblich seien.
Die Universität hatte die Aberkennung des Doktortitels damit begründet, dass aus mehr als 30 verschiedenen Texten mehr als 120 Wortpassagen abgeschrieben wurden, zwei Drittel davon seien im Literaturverzeichnis nicht genannt gewesen. Zusammen hätten diese Plagiate rund 80 Druckseiten umfasst.
Koch-Mehrin war nach dem ehemaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die zweite prominente Person aus der Politik, der der Doktortitel entzogen wurde. Inzwischen wurde auch Koch-Mehrins Fraktionskollegen im Europaparlament, Jorgo Chatzimarkakis, der Titel aberkannt. Ins Rollen gebracht hatte die Angelegenheit die Internetplattform VroniPlag Wiki. Auch der niedersächsische Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) soll nach Angaben von VroniPlag Wiki bei seiner Dissertation abgeschrieben haben und steht unter Druck, von seinem Amt zurückzutreten.
Themenverwandte Artikel
Quellen
- welt.de: „Koch-Mehrin legt Widerspruch gegen Titelentzug ein“ (18.07.2011)
- spiegel.de: „Koch-Mehrin will Doktortitel zurück“ (17.07.2011)