Silvana Koch-Mehrin verliert Doktortitel

Veröffentlicht: 19:43, 16. Jun. 2011 (CEST)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.

Heidelberg (Deutschland), 16.06.2011 – Der Promotionsausschuss der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg hat beschlossen, der FDP-Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin den Doktortitel abzuerkennen. Der Ausschuss sah es als erwiesen an, dass die Arbeit „in substanziellen Teilen aus Plagiaten besteht“. Aufgrund der 120 abgeschriebenen Passagen aus insgesamt 30 Quellen, von denen zwei Drittel nicht im Literaturverzeichnis der Arbeit aufgeführt seien, müsse davon ausgegangen werden, dass keine „selbstständige wissenschaftliche Arbeit“ vorgelegt wurde.

Silvana Koch-Mehrin (2009)

„Angesichts der Vielzahl und des systematischen Charakters der Plagiate kann kein Zweifel daran bestehen, dass sich Frau Koch-Mehrin in ihrer Dissertation fremdes geistiges Eigentum angeeignet und als das eigene ausgegeben hat“, teilte der Dekan Manfred Berg mit. Der Ausschuss habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und sei sich bewusst, „dass der Entzug des Doktortitels eine schwerwiegende Maßnahme darstellt“. Die Entscheidung sei aufgrund der genannten Umstände „zwingend“.

Koch-Mehrin hatte sich zu den Plagiatsvorwürfen bisher nicht geäußert, war jedoch nach den Enthüllungen durch die Internet-Plattform „VroniPlag Wiki“ von ihren Parteiämtern zurückgetreten. Sie bezeichnete ihre Arbeit mit dem Titel „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: Die Lateinische Münzunion 1865–1927“ nach dem Bekanntwerden der Entscheidung der Universität in einer schriftlichen Stellungnahme als „nicht frei von Schwächen, nicht selten ungenau, oberflächlich und manchmal geradezu fehlerhaft“, sie sei jedoch das Ergebnis ihrer eigenen wissenschaftlichen Arbeit. Dies sei auch der Universität Heidelberg seit elf Jahren bekannt. Bereits der Erstgutachter der Arbeit hätte in seiner Bewertung der Arbeit bemängelt, dass Aussagen ohne Beleg gemacht wurden. Der Zweitgutachter habe die Bewertung des Doktorvaters bestätigt.

„Der Promotionsausschuss hat mir im Jahr 2000 in voller Kenntnis aller eklatanten Schwächen meiner Arbeit den Doktortitel verliehen. Heute sieht der Promotionsausschuss das anders“, stellte Koch-Mehrin fest. Sie kündigte an, die Entscheidung der Universität überprüfen lassen zu wollen.

Die FDP-Politikerin ist die vierte prominente Person, der in den letzten Monaten durch anonyme Internet-Benutzer vorgeworfen wurde, ihre Dissertation abgekupfert zu haben.

Themenverwandte Artikel

Quellen