ISTAF Berlin: Hochspringerin Ariane Friedrich erhält verspätetes WM-Silber
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Berlin (Deutschland), 05.09.2019 – Vor zehn Jahren sprang Hochspringerin Ariane Friedrich bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Berliner Olympiastadion eigentlich auf den zweiten Platz. Doch ausgezeichnet mit der Silbermedaille wurde damals die Russin Anna Tschitscherowa, und Friedrich musste sich mit Bronze zufriedengeben. Erst Jahre später kam heraus, dass die Russin gedopt war; ihr wurde die Medaille im Februar 2018 aberkannt. Besser als Friedrich mit übersprungenen 2,02 Metern – diese Höhe hatte auch Tschitscherowa übersprungen, die allerdings weniger Versuche benötigte – war nur die Kroatin Blanka Vlašić, die mit 2,04 Metern Weltmeisterin wurde.
Nun überreichte der Geschäftsführer des Leichtathletik-Weltverbandes, Jon Ridgeon, beim 74. ISTAF im Berliner Olympiastadion der 35-Jährigen die verdiente Silbermedaille. Auch der ISTAF war für Friedrich eine Stätte des Erfolgs: 2008 sprang sie beim ISTAF zum ersten Mal im Freien über 2,00 Meter, und am 1. Juni 2009 stellte sie mit übersprungenen 2,06 Metern den noch immer geltenden deutschen Rekord auf.
„Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn niemand gedopt hätte und ich das alles 2009 schon erlebt hätte. Dass ich die Medaille jetzt nachträglich beim ISTAF bekomme, ist aber eine runde Sache und ein perfekter Abschluss“, sagte Friedrich. Ihre sportliche Karriere hatte Friedrich, die mit dem viermaligen Bob-Olympiasieger André Lange zusammenlebt, bereits 2018 beendet.
Friedrich ist eine aus einer ganzen Reihe deutscher Leichtathletinnen, die viele Jahre nach Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen eine Medaille überreicht bekommen, weil vor ihnen liegende Sportlerinnen disqualifiziert wurden. Im August bekam Christina Obergföll die Silbermedaille im Speerwerfen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking bei einem kleinen Festakt in ihrer Heimatstadt Offenburg überreicht. Hammerwerferin Betty Heidler entschied sich dazu, ihre nachträgliche Silbermedaille für die Olympischen Spiele 2012 in kleinem Kreis entgegen zu nehmen.
Bis vor einigen Jahren versendeten die Sportverbände die Medaillen völlig unfeierlich mit der Post. Kugelstoßerin Nadine Kleinert hat so im Laufe der Jahre über ein Dutzend Päckchen mit höherwertigen Auszeichnungen erhalten.
Doch geht es für die betroffenen Sportlerinnen und Sportler nicht nur um die Symbolik, sondern sie wurden von den Dopingtätern auch wirtschaftlich betrogen, weil ihnen weniger Fördergelder ausgezahlt wurden und auch Werbeverträge entgingen.
Aus deutscher Sicht stimmte auch der sportliche Rahmen des ISTAF. Die Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause lief vor 40.500 Zuschauern im Olympiastadion über die nichtolympische Distanz 2000 Meter eine neue, inoffizielle Weltbestzeit. Mit 5:52,80 Minuten war sie fast zehn Sekunden schneller als die bisherige schnellste auf dieser Distanz, der Kenianerin Virginia Niganga, die die Strecke in 6:02,16 Minuten gelaufen war. Außerdem gewannen Malaika Mihambo im Weitsprung (6,99 Meter), Johannes Vetter im Speerwurf (85,40 Meter), Luke Campbell über 400 Meter Hürden (49,41 Sekunden) sowie die 4x100-Meter-Staffel in der Besetzung Lisa Kwayle, Yasmin Kwando, Tatjana Pinto und Gina Lückenkemper mit neuer Weltjahresbestleistung (41,67 Sekunden). Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko aus Bielefeld gewann den Hochsprungwettbewerb der Männer mit übersprungenen 2,30 Meter und wurde mit stehenden Ovationen gefeiert.
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BearbeitenQuellen
Bearbeiten- sueddeutsche.de: „Späte Festakte mit bitterem Geschmack“ (28.08.2019)
- sueddeutsche.de: „Späte Ehre: Ariane Friedrich bekommt WM-Silber von 2009“ (01.09.2019)
- bz-berlin.de: „Gesa schenkt den Berliner Fans einen Weltrekord“ (01.09.2019)
- faz.net: „„Lieber spät als nie““ (27.08.2019)