ICM in Hyderabad: Fields-Medaillen des Jahres 2010 verliehen

Veröffentlicht: 20:45, 23. Aug. 2010 (CEST)
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Hyderabad (Indien), 23.08.2010 – Auf dem zurzeit in Indien stattfindenden „International Congress of Mathematicians“ (ICM) wurden am 19. August die diesjährigen Fields-Medaillen verliehen. Preisträger im Jahre 2010 sind die beiden Franzosen Cédric Villani und Ngô Bảo Châu, der Russe Stanislav Smirnov sowie der Israeli Elon Lindenstrauss.

Cédric Villani, geboren 1973, erhielt den Preis für seinen „Beweis der nichtlinearen Landau-Dämpfung und Konvergenz zum Gleichgewicht für die Boltzmann-Gleichung“, die in der klassischen Physik in Bolzmanns kinetischer Theorie von Gasen eine Rolle spielt. Er erhielt bereits den Jacques-Herbrand-Preis (2007), den EMS-Preis (2008), den Henri-Poincaré-Preis und den Fermat-Preis (2009). Seit 2009 ist er Direktor des Institut Henri Poincaré (IHP) in Paris und Gast am Institut des Hautes Études Scientifiques (IHES).

Ngô Bảo Châu wurde 1972 in Hanoi, Vietnam, geboren. Die Fields-Medaille wurde dem Forscher für den „Beweis des Fundamentallemmas in der Theorie der automorphen Formen durch die Einführung neuer algebro-geometrischer Methoden“ verliehen. Das Fundamentallemma spielt eine wichtige Rolle im so genannten Langlands-Programm. Er begann sein Studium in Paris an der Université Paris 6 und ist zurzeit Professor an der Faculté des Sciences in Orsay und Mitglied des Institute for Advanced Study in Princeton. Zusammen mit seinem Kollegen Gérard Laumon bekam Ngô im Jahre 2004 den Clay Research Award, als sie eine Spezialversion des Lemmas bewiesen hatten. Drei Jahre später erhielt er den Sophie-Germain-Preis und den Oberwolfach-Preis.

Stanislav Smirnov bekam die Auszeichnung für den „Beweis der konformen Invarianz der Perkolationstheorie sowie des planaren Ising-Modells in der statistischen Physik“. Der 1970 geborene Russe erhielt zuvor bereits den St. Petersburg Mathematical Society Prize (1997), den Clay Research Award (2001), den Salem-Preis (2001), den EMS-Preis (2004) sowie zwei weitere mathematische Auszeichnungen. Zurzeit wird er durch das European Research Council und den Schweizerischen Nationalfonds gefördert und arbeitet an der Universität in Genua.

Elon Lindenstrauss, der 1970 geboren wurde, erhielt die Fields-Medaille für seine „Ergebnisse über Maßrigidität in der Ergodentheorie und ihre Anwendungen auf die Zahlentheorie“. Seit 2008 ist er Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem. Ausgezeichnet wurde er für seine mathematische Arbeit bislang mit mehr als zehn Preisen, darunter mit dem Salem-Preis (2003), dem EMS-Preis (2004) und dem Fermat-Preis (2009).

Seit 1936 wird die Fields-Medaille alle vier Jahre an zwei bis vier junge Mathematiker verliehen. Die Forscher müssen jünger als 40 Jahre sein und werden für herausragende Entdeckungen in der Mathematik geehrt. Der Preis ist mit 15.000 Kanadischen Dollar dotiert, was umgerechnet etwa 11.300 Euro ausmacht. Er gilt als eine Art Nobelpreis der Mathematik.

Neben den Fields-Medaillen wurden auf dem ICM noch drei weitere Preise verliehen: So erhielten Daniel Spielman den Rolf-Nevanlinna-Preis, Yves Meyer den Carl-Friedrich-Gauß-Preis und Louis Nirenberg die Chern-Medaille. Die Chern-Medaille wurde in diesem Jahr das erste Mal vergeben.

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