Helgoland im Umbruch – neues Entwicklungskonzept vorgelegt

Veröffentlicht: 16:05, 14. Feb. 2009 (CET)
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Helgoland (Deutschland), 14.02.2009 – „Helgoland braucht eine zweite Phase des Wiederaufbaus.“ So lautet die zentrale Aussage eines Gutachtens über die Zukunft von Deutschlands einziger Hochseeinsel, das den zuständigen Landesbehörden von Schleswig-Holstein und der Inselverwaltung vorliegt. Das Gutachten mit dem sperrigen Titel „Gesamträumlichen Entwicklungskonzept für die Insel Helgoland“ sieht die Insel am Scheideweg: „Ohne den Beginn einer umfassenden Neuorientierung noch zur Saison 2009 ist bis Ende 2010 ein weiterer Abbau von etwa 200 Arbeitsplätzen zu erwarten. In diesem Fall ist endgültig die kritische Schwelle zum Überleben als eigenständige Gemeinde unterschritten.“

Die Nordspitze Helgolands mit der „Langen Anna“
Lotsenboot „Borkum“ (Heimathafen Emden) mit SWATH-Technik
Helgoland Düne (Luftbild)

Investitionen in die Infrastruktur der Insel in Höhe von insgesamt einer Milliarde Euro sind erforderlich um den Niedergang der einst beliebten Urlaubsinsel zum Museumsdorf aufzuhalten. Nach Meinung der Planer sollte Helgoland mehr zu bieten haben als den zollfreien Einkauf von Schnaps und Zigaretten. Es besteht also dringender Handlungsbedarf laut Stadtplanerin Kerstin Langmaack, Mitautorin der Studie. Die vorhandenen Schiffslinien haben das Angebot für den Transfer auf die Insel in den letzten Jahren stark eingeschränkt. Eine eigene Reederei für die Insel soll – so der Vorschlag – mit moderner Schiffstechnologie den Zugang zur Insel attraktiver machen. Gedacht ist an den Einsatz von Schiffen, die mit der sogenannten SWATH-Technik arbeiten, bei der das Schiff von zwei zylindrischen Tauchkörpern getragen wird und es so ein Stück weit von den Schlingerbewegungen des Seegangs abkoppelt.

Während in guten Zeiten jährlich bis zu 900.000 Besucher auf die Insel kamen, waren es im Jahr 2008 nur noch 300.000 Gäste, davon viele auch nur als Tagesgäste. Die nur rund 2400 Betten in Ferienwohnungen, Pensionen und Hotels haben nur einen geringen Standard. Die Studie rechnet mit einem Mehrbedarf von 860 neuen Wohnungen für etwa 1.800 zusätzliche Einwohner und 4.700 weitere Gästebetten. Ein seiner Ansicht nach zukunftsweisendes Konzept hatte im letzten Jahr bereits der Hamburger Investor Arne Weber vorgelegt. Danach soll die Hauptinsel wieder mit der Düne verbunden werden. Dadurch würde eine zusätzliche Geländefläche von rund einem Quadratkilometer Größe gewonnen. Technisch sollte das durch die Aufschüttung von Erdreich erfolgen. Die Düne ist seit 1721 von der Insel getrennt. Diese Idee Webers greift die Studie nun auf. Die Autoren schlagen außerdem eine Verbesserung der Verkehrsanbindung zum Festland vor. Auch Weber sieht dringenden Handlungsbedarf: „Wenn nicht sofort etwas passiert, wird bereits dieses Saison ganz, ganz schwierig für die Insel. Aber allein der Beginn der Landgewinnung würde schon interessierte Menschen auf die Insel bringen.“

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Quellen