Diplomaten blamiert – WikiLeaks veröffentlicht geheime Dokumente des US-Außenministeriums

Veröffentlicht: 21:15, 29. Nov. 2010 (CET)
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Washington D.C. (Vereinigte Staaten), 29.11.2010 – Das Internetportal WikiLeaks veröffentlichte am heutigen Montag bisher geheime Dokumente des US-Außenministeriums. Bei den enthüllten über 250.000 Dokumenten handelt es sich meist um Berichte von US-Diplomaten aus dem Schriftverkehr mit dem US-Außenministerium. Sie enthalten Einschätzungen zu Gesprächen mit ausländischen Diplomaten sowie der jeweiligen Gesprächspartner. Deutsche Außenpolitiker sollen – bezogen auf die heutige Veröffentlichung – laut der „Frankfurter Rundschau“ von einem diplomatischen „Super-GAU“ gesprochen haben.

WikiLeaks-Logo

Die US-Regierung befürchtet einen erheblichen diplomatischen Schaden in den Beziehungen zu Bündnispartnern und befreundeten Ländern. Die US-Regierung warf den Betreibern von WikiLeaks außerdem vor, es gefährde mit den Veröffentlichungen Regimekritiker und Oppositionsführer, die mit US-Diplomaten in Kontakt stünden und sich weltweit für Menschenrechte einsetzten.

Die nun veröffentlichten Dokumente sind im Gegensatz zum sonstigen diplomatischen Sprachgebrauch im „Klartext“ abgefasst. Über den deutschen Außenminister Guido Westerwelle (FDP) ist beispielsweise zu lesen, er sei ein „unbeschriebenes Blatt“ (wild card) mit einem Hang zum Geltungsdrang und einer „überschäumenden Persönlichkeit”. Dem FDP-Vorsitzenden und Außenminister wurden außerdem Attribute wie „arrogant“ und „aufbrausend“ zugeschrieben. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wurde als „neurotisch“ und „zorniger alter Mann“ charakterisiert. Besonders brisant: Die Informationen über Schäuble sollen von einem Informanten aus der FDP übermittelt worden sein. Er, Schäuble, sei jedoch ein enger Verbündeter im Kampf gegen den Terror. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin wurde in den Dokumenten als „Alphatier“ eines hochgradig korrupten Landes beschrieben.

Der Sprecher der deutschen Bundesregierung, Steffen Seibert, sagte am Montag in Berlin, das Verhältnis zwischen der Bundesregierung und den Vereinigten Staaten sei durch die Veröffentlichungen nicht beeinträchtigt.

Diplomatisch brisante Informationen enthalten auch Berichte über diplomatische Kontakte mit Vertretern Saudi-Arabiens. Der saudische König Abdullah soll demnach die US-Regierung bereits mehrfach aufgefordert haben, gegen den Iran einen Militärschlag zu führen, um dessen Atomprogramm zu stoppen. Der Volksrepublik China soll das erdölreiche Saudi-Arabien Zusicherungen über Öllieferungen angeboten haben, wenn sich China für Sanktionen gegen den Iran aussprechen würde.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sei es kurz vor der angekündigten Veröffentlichung der Dokumente zu einem Hackerangriff auf die Server der Internetplattform gekommen. Der Angriff erfolgte durch eine hohe Zahl von Anfragen an die Server von WikiLeaks, indem diese durch Überlastung zum Zusammenbruch gebracht werden sollten. Die Attacke zwang die Server von WikiLeaks jedoch nur zeitweise in die Knie. Unter Berufung auf „Stimmen im Netz“ besteht laut der Süddeutschen Zeitung eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass diese Cyberattacken von den USA ausgegangen seien.

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