WikiLeaks veröffentlichte 391.832 geheime Berichte der US-Streitkräfte zum Irakkrieg

Veröffentlicht: 22:31, 23. Okt. 2010 (CEST)
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Washington D.C. (Vereinigte Staaten), 23.10.2010 – Die auf dem Wiki-Prinzip basierende Internet-Plattform WikiLeaks veröffentlichte gestern bisher geheime Dokumente der US-Streitkräfte und des US-Geheimdienstes über den Irakkrieg aus dem Zeitraum vom 1. Januar 2004 bis zum 31. Dezember 2009. Hauptsächlich liefern die veröffentlichten Dokumente detailliertes Zahlenmaterial über die zivilen Opfer der US-Kriegsführung im Irak. Das Pentagon nannte bisher eine Zahl von 109.000 toten Zivilisten. Nach den Informationen von Wikileaks liege diese Zahl tatsächlich bei insgesamt 123.000 getöteten Zivilpersonen. So der Sprecher der nicht-staatlichen britischen Organisation „Iraq Body Count“, die bisher als einzige Organisation versucht hatte, die Zahlen der im Irakkrieg Getöteten zu dokumentieren. Demnach scheint sich die Sachlage nun so darzustellen, dass tatsächlich über 60 Prozent der zwischen 2004 und 2009 im Irakkrieg getöteten Menschen keine Soldaten, sondern Zivilpersonen waren. In dem genannten Zeitraum starben insgesamt 104.111 Menschen, darunter 66.081 Zivilisten. Insgesamt wurden nach Einschätzung der Anti-Kriegs-Organisation im Irakkrieg 122.000 Zivilpersonen getötet.

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Die veröffentlichten Dokumente belegen außerdem zahlreiche Fälle von Misshandlungen, Folterungen und Ermordungen durch irakische Sicherheitskräfte, denen seitens der US-Streitkräfte nicht weiter nachgegangen wurde. Eine späte Genugtuung erfährt außerdem der ehemalige US-Präsident George W. Bush. Die Dokumente zeigen aus der Sicht der einfachen US-Soldaten – aus Gefechtsberichten der Platoons und Kompanien – dass die Iranischen Revolutionsgarden die Aufständischen im Irak in ihrem Kampf gegen die irakische Regierung sowie die US-Streitkräfte tatsächlich durch den Schmuggel von Waffen unterstützt haben. Das berichtet die New York Times.

Angaben über den tatsächlichen Ursprung der als „geheim“ eingestuften Dokumente machte Wikileaks nicht. In scharfem Ton reagierte das Pentagon auf die Veröffentlichung: „Indem solch sensiblen Dokumente zugänglich gemacht werden, setzt WikiLeaks weiter das Leben unserer Soldaten, unserer Verbündeten und von Irakern und Afghanen aufs Spiel, die für uns arbeiten.“ Wikileaks-Gründer Julian Assange wies diese Behauptung zurück. Tatsächlich sei niemand durch die Veröffentlichung der Dokumente zum Afghanistankrieg zu Schaden gekommen. Der stellvertretende irakische Innenminister Hussein Kamal kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, alle Vorfälle würden untersucht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt. In ihrem Onlineportal zitiert die Tagesschau der ARD den Präsidenten der arabischen Rechtsanwalts-Vereinigung, Sabbah al-Mukhtar mit den Worten: „In Zukunft werden die Menschen auf diese Zeit mit Abscheu schauen. Da versteckt sich die Weltmacht Nr. 1 hinter nationalen Interessen und der Sicherheit ihrer Soldaten, indem sie alles fein säuberlich auflistet, es aber unter Verschluss hält. Glaubwürdigkeit und Moral der USA sind in Frage gestellt.“

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Quellen