China: Klage gegen Konversionstherapie von Gericht angenommen
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Peking (China), 31.07.2014 – Ende Juli wird ein für chinesische Verhältnisse sensationeller Prozess in Peking vor Gericht gebracht. Der Mann, der sich selbst als „Xiao Shen“ gegenüber den Medien vorstellte, klagt gegen die Anwendung der Reparativtherapie (auch als Konversionstherapie bekannt), die ihn - so der Anspruch der Ärzte - von seiner Homosexualität heilen sollte.
Homosexualität wurde in China 2001 von der Liste der psychischen Krankheiten gestrichen, doch die Vorurteile sind tief in der Gesellschaft verankert, und selbst chinesische Ärzte sehen die sexuelle Orientierung immer noch als durch medizinische Eingriffe als korrigierbar an. Deshalb scheuen sich viele chinesische Homosexuelle, ärztliche Hilfe bei psychologischen Problemen zu suchen, weil sie ein erzwungenes Outing befürchten. Doch rund 10 Prozent der chinesischen Homosexuellen haben bereits eine Therapie in Betracht gezogen, und viele beugen sich dem Druck vor allem ihrer Familien und unterziehen sich der in China offen beworbenen Behandlung. Eine Art der Behandlung sieht therapeutische Gespräche vor, doch die Behandlungsmethode, die jetzt vor Gericht verhandelt werden soll und einige tausend Euro kosten kann, besteht darin, die Patienten mit Elektroschocks zu behandeln. Der Kläger fand die Behandlung nach der ersten Sitzung so unerträglich, dass er sie nach nur einer Sitzung abbrach und die Klage gegen diese Therapieform anstrebte, um weiteren Betroffenen eine derartige Therapie in Zukunft zu ersparen.
In Europa und Amerika wird die Konversionstherapie schon länger nicht mehr von seriösen Ärzten oder Therapeuten angewendet, obwohl sie gerade in evangelikalen Kreisen noch immer als sinnvoll gelobt und praktiziert wird. Der Weltärztebund hat 2013 die Konversionstherapie in einem Beschluss als unwirksam und unter Umständen sogar gesundheitsschädlich strikt abgelehnt.
Themenverwandte Artikel
BearbeitenQuellen
Bearbeiten- BBC News: „China court accepts 'gay conversion therapy' case“ (21.05.2014)
- BBC News: „China activists fight gay 'conversion therapy'“ (28.07.2014)
- Xinhua News: „China's LGBT community needs more support: report“ (16.05.2014)
- Pressemitteilung der Bundesärztekammer: „Weltärztebund: Homosexualität ist keine Krankheit. Beschlüsse der 64. Generalversammlung des Weltärztebundes vom 16. – 19. Oktober 2013 im brasilianischen Fortaleza“ (22.10.2013)