Bohrinsel-Unglück: Öl erreicht Meeresströmung „Loop Current“

Veröffentlicht: 12:59, 23. Mai 2010 (CEST)
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Washington D.C. (Vereinigte Staaten), 23.05.2010 – Die schlimmsten Befürchtungen wurden wahr: Nun hat eine hauchdünne Zunge des Ölfilms den „Loop Current“ erreicht. Dabei handelt es sich um eine schleifenförmige warme Meeresströmung im Golf von Mexiko, welche einen Transport des Ölfilms im Uhrzeigersinn wie über eine Autobahn auf mit dem Loop verbundenen Meeresströmungen ermöglicht, unter anderem zum Golfstrom. Dies bestätigen Satellitenaufnahmen des Satelliten Envisat der Weltraumorganisation ESA, welche seit dem 19. Mai 2010 dem Magazin Focus vorliegen. Auch von der NASA erreichen uns am selben Datum erschreckende Bilder. Der Löwenanteil des Ölfilms soll laut der österreichischen Zeitung „Die Krone“ noch einige US-Meilen von der Meeresströmung entfernt gewesen sein, treibe aber unaufhörlich darauf zu: Denn Öl, welches die Strömung erreicht, kann den US-Bundestaat Florida binnen geschätzten sechs Tagen erreichen.

Diese MODIS-Aufnahme der NASA zeigt den Öltepprich und den Loop Current.
Foto: NASA Earth Observatory

Mittlerweile sind auch Aufnahmen der Besatzung der Internationalen Raumstation (ISS) bekannt, welche das Ausmaß des Ölteppichs zeigen. Die Raumfähre Atlantis hat an die Weltraumstation angedockt, wie der Fernsehsender CNN nach Information des US-Kommandanten Oleg Kotov berichtet. Inzwischen liegen neue Satellitenaufnahmen vor, die Öl bereits in besagter Meeresströmung auf dem Weg gen Florida zeigen. Es bedroht dort wertvolle Korallenriffe und die US-Küste von Florida, sofern es dort auf einen auflandigen Wind trifft. Vorsorglich wurden die Behörden auf Kuba durch die US-Behörden alarmiert, weil der Ölfilm seinen Weg dahin fortsetzen könnte.

Zudem haben große Mengen des Erdöls bereits wertvolle Feuchtgebiete im US-Bundesstaat Louisiana und mittlerweile auch das empfindliche Mississippi-Delta erreicht und es tiefrot gefärbt. Letzteres beherbergt Austernbänke und Garnelenzuchtfarmen. Laut US-Behörden von Louisiana, vertreten durch Billy Nungesser, wurden 24 Meilen (38 Kilometer) Schwemmland in der Gemeinde „Plaquemines Parish“ durch den Ölteppich zerstört und mit ihm alles Leben dort. Es wird befürchtet, dass es weit größere Ausmaße erreichen könnte und es noch zu recht hohen Schäden kommen wird. Die US-Regierung verlangt von dem Konzern BP mit Nachdruck, endlich die korrekten Zahlen auf den Tisch zu legen. Es wurden Verdachtsmomente laut, dass der Konzern die Zahlen geschönt haben könnte. Dieser Verdacht erhärtet sich: Hat der Konzern doch behauptet, täglich würden 5.000 Barrel (800.000 Liter) durch das Absaugrohr in der Steigleitung abgefangen, tatsächlich musste der Konzern auf Anfrage die Zahl auf 2.000 Barrel (320.000 l) korrigieren, was er mit angeblichen Schwankungen begründete. Die Wahrheit war ans Licht gekommen, weil sich die Zahlen des ehemaligen Plattformbetreibers mit denen aus den Satellitenaufnahmen nicht deckten. Außerdem sei nicht alles Öl, sondern auch Erdgas. Man habe sich zu sehr auf die Zahlen des Konzerns verlassen, statt eigene Untersuchungen anzustellen, wird mittlerweile der US-Regierung und damit Barack Obama vorgeworfen.

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