Afghanistan: Proteste nach Koran-Verbrennungen

Veröffentlicht: 20:06, 22. Feb. 2012 (CET)
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Kabul (Afghanistan), 22.02.2012 – Laut dem arabischen TV-Sender Al Jazeera haben in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans, über tausend Menschen gegen die Koran-Verbrennungen, die von einigen US-Soldaten begangen wurden, protestiert. Die Proteste zogen sich über das ganze Land. Mindestens acht Demonstranten sollen dabei ums Leben gekommen sein. Nach Angaben der Behörden wurden dutzende weitere bei den Ausschreitungen in verschiedenen Landesteilen verletzt. Präsident Hamid Karsai forderte von der US-Armee eine schnellere Übergabe des Gefängnisses von Bagram an die Afghanen.

Nach Angaben der afghanischen Polizei setzten in Kabul wütende Demonstranten Fahrzeuge in Brand und attackierten Geschäfte. Als von Demonstranten Autoscheiben eingeschlagen und eine Hauptstraße in der Nähe des US-Stützpunktes Camp Phoenix blockiert wurde, wurde in die Menschenmenge geschossen. Durch das eröffnete Feuer wurden mindestens drei Menschen verletzt. Unklar ist noch, wer geschossen hat. Dass die Polizei das Feuer eröffnet hatte, wurde von den afghanischen Sicherheitskräften nicht bestätigt. In Kabul starb ein Demonstrant, teilte das Gesundheitsministerium mit.

In der ostafghanischen Stadt Dschalalabad kam es auch zu Demonstrationen. Rund tausend Studenten blockierten eine Hauptstraße. Angaben Al Jazeeras zufolge sollen ein Mensch bei Schießereien mit anti-amerikanischen Demonstranten getötet und zehn weitere Menschen verletzt worden sein. Eine Sprecherin der Provinzbehörden der Nachrichtenagentur AFP sagte, dass sechs Menschen im Bezirk Schinwar in der Provinz Parwan nördlich von Kabul getötet worden sind.

Es ist der zweite Tag in Folge, an dem gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben auf dem US-Stützpunkt Bagram protestiert wird. Am Dienstag kam es schon zu Demonstrationen und zu Angriffen auf den Stützpunkt. Nach den Vorfällen entschuldigte sich General John Allen, Oberkommandeur der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe ISAF. Allen nannte dies einen „unangemessenen Umgang“ mit islamischem religiösen Material. Er sagte, dass die Verbrennungen von Koran-Ausgaben „irrtümlich“ geschehen seien. Dass US-Soldaten auf dem Stützpunkt Bagram Koran-Ausgaben zur Entsorgung versehentlich in eine Verbrennungsanlage gebracht hätten, ist von der ISAF bestätigt worden.

Alle Soldaten wurden nun von ISAF zu einer Schulung verpflichtet. Bis Anfang März sollen sie lernen, mit Gegenständen aus religiösen Kontexten, wie etwa dem Koran, angemessen umzugehen. Für Muslime ist jede Schändung des Korans eine Todsünde. Auch US-Verteidigungsminister Leon Panetta entschuldigte sich für den „höchst bedauerlichen Zwischenfall“. Aus Sicherheitsgründen hat die US-Botschaft in Kabul für ihre Mitarbeiter ein Reiseverbot verhängt.

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