26. Juni: Internationaler Tag gegen den Drogenmissbrauch

Artikelstatus: Fertig 12:45, 27. Jun. 2006 (CEST)
Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben.

Washington, D.C. (Vereinigte Staaten), 27.06.2006 – Weltweit wurde am 26. Juni der Tag gegen den Drogenmissbrauch begangen. In vielen Ländern wurden öffentlichkeitswirksame Aktionen gestartet, um das Thema in das Alltagsbewusstsein der Menschen zu bringen. In Polizeirazzien wurden Drogen beschlagnahmt, an anderen Orten gab es öffentliche Verbrennungen von Drogen. Eine UN-Organisation legte umfangreiches statistisches Material zum weltweiten Drogenmissbrauch vor. Erstmals wurde der 26. Juni 1987 von der UNO zum weltweiten Tag gegen den Missbrauch von Drogen erklärt.

UNODC-Bericht vorgelegt

Anlässlich des Welttages gegen den Missbrauch von Drogen am 26. Juni legte das United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) (auf Deutsch: Büro für Drogen und Verbrechen) ihren Drogenbericht für das Jahr 2006 vor. Danach haben 200 Millionen Menschen in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal illegale Drogen konsumiert. Das entspricht fünf Prozent der Weltbevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren. Weltweit sieht der verantwortliche Leiter des Büros jedoch durchaus Fortschritte auf dem Gebiet des Kampfes gegen den Drogenmissbrauch.

Global betrachtet sei der Konsum illegaler Rauschmittel auf dem Rückzug. Dazu hätten insbesondere die Erfolge in den Ländern Laos, Birma und Thailand beigetragen. In Afghanistan sei der Anbau von Schlafmohn um rund ein Fünftel zurückgegangen. Trotzdem sei die Situation in diesem Land weiterhin kritisch. In Afghanistan begünstigten Armut und mangelhafte Kontrollen weiterhin die Entwicklung des Drogenhandels.

Der Anstieg der Kokainverbraucher in Westeuropa auf insgesamt 3,3 Millionen zeigt, dass es auch Rückschritte gibt, während in Nordamerika die Zahl mit über sechs Millionen leicht gesunken ist. Nach dem Bericht kommen 54 Prozent der Produktion dieser Droge aus Kolumbien, 30 Prozent aus Peru und der Rest aus Bolivien.

EU-Kommissar skeptisch bezüglich der Erfolgsaussichten dieses Kampfes

Anlässlich des Tages gegen den Drogenmissbrauch zeigte sich EU-Justizkommissar Franco Frattini pessimistisch bezüglich der Erfolgsaussichten einer wirksamen Drogenprävention der EU. Jährlich sterben in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union mehr als 8.000 Menschen am Konsum illegaler Drogen. Besonders hoch ist die Zahl der Drogentoten bei Männern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Auf Platz eins des illegalen Drogenkonsums stehen Cannabisprodukte. Zwölf Millionen Europäer konsumieren gelegentlich Cannabis, davon drei Millionen fast täglich. Auf Platz zwei liegt Ecstasy. Danach folgt Kokain mit 1,5 Millionen regelmäßigen Konsumenten. Einen neuen Trend machte der UN-Bericht in Europa ebenfalls aus: Jugendliche im Alter von 15 bis 16 Jahren experimentierten zurzeit mit dem Konsum so genannter „Magic Mushrooms“. Das gelte besonders für Deutschland, Belgien und Frankreich.

Die politischen Maßnahmen der EU beschränken sich zurzeit mehr oder weniger auf verbesserte Methoden länderübergreifender Zusammenarbeit. Aber die politischen Konzepte der Drogenbekämpfung sind nach den Worten des EU-Kommissars in den Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich. Dadurch sei der Handlungsspielraum der Kommission begrenzt. Nach Aussage von EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner gab die Europäische Union 2005 500 Millionen Euro für die Bekämpfung des Drogenanbaus in Drittstaaten aus. Dabei gehe es vor allem um die Konversion vom Drogenbau zu alternativen landwirtschaftlichen Produkten. Länder, in die diese Hilfe geflossen ist, waren unter anderem Afghanistan, Bolivien und Kolumbien.

Auch die UNODC zeigte sich besorgt über den Anstieg des Drogenkonsums in Europa, vor allem bei Kokain. Spanien hält beim Verbrauch dieser Droge den traurigen Spitzenplatz in Europa. Dort erhöhte sich der Anstieg von 1,6 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 im Jahr 1997 auf 2,7 Prozent bis 2003. England und Wales liegen mit über zwei Prozent an zweiter Stelle.

Antonio Maria Costa, Chef des UN-Büros, der am Montag den Drogenbericht vorlegte, sagte: „Zu viele berufstätige, gebildete Europäer konsumieren Kokain und verleugnen ihre Abhängigkeit.“

Berichte aus aller Welt

Angola

Als Teilaktion des internationalen Antidrogentages wurden im Cacuaco Distrikt, nahe der Hauptstadt Luanda, am Montag insgesamt 6.798 Kilogramm Kokain verbrannt. Mitglieder des Justizministeriums wohnten der Zeremonie bei. Der Hauptanteil der Droge stammt aus Brasilien. Ein Sprecher der Antidrogenbehörde des Landes sagte, Angola diene hautsächlich als Transitland.

China

In der chinesischen Provinz Yünnan wurden von Polizeikräften im ersten Halbjahr 2006 1.500 Kilogramm Drogen sichergestellt. Die meisten Drogen stammen laut „china.org.cn“ aus dem so genannten Goldenen Dreieck, dem Dreiländereck zwischen China, Thailand und Myanmar. Insbesondere Myanmar gilt als großer Lieferant illegaler Drogen nach China.

Dass der Drogenmissbrauch auch im sozialistischen China ein großes Problem darstellt, geht aus einer Zahl der Staatlichen Kommission für Drogenmissbrauch hervor. Danach sind in China mit dem Jahresende 2005 780.000 Menschen als Drogensüchtige registriert.

Georgien

Auch in Georgien wurde der Tag gegen den Drogenmissbrauch mit öffentlichen Veranstaltungen begangen. Das kleine Land mit knapp 4,7 Millionen Einwohnern hat ein akutes Drogenproblem, hauptsächlich verursacht durch Subutex, einen Ersatzstoff für Heroin, der 20- bis 30-mal stärker als Morphin ist. Die Zahl der Drogenabhängigen ist seit dem Jahr 2003 um 80 Prozent angestiegen und beträgt jetzt über 250.000. Im Land gibt es nicht genügend Behandlungszentren für die vielen Betroffenen.

Iran

Auch im Iran kam es zu einer ritualisierten Verbrennung von beschlagnahmten Drogen. 60 Tonnen beschlagnahmte Rauschgifte sollen hier verbrannt worden sein, darunter vor allem Opium und Morphine. Nach den Worten des iranischen Polizeichefs wurden in den letzten zwölf Monaten 297 Tonnen Drogen beschlagnahmt. 14 Menschen sterben im Iran täglich an dem Konsum illegaler Drogen. Pro Jahr gibt der Iran umgerechnet 640 Millionen Euro für die Bekämpfung des Drogenhandels aus.

Thailand

Anlässlich des internationalen Tages gegen den Drogenmissbrauch griff die thailändische Regierung zu einer besonderen Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit. Am Montag setzte Thailands Gesundheitsminister Pinij Charusombat auf einem Industriegelände in Ayutthaya Drogen im Wert von über 10 Milliarden Baht in Brand. Mehr als drei Tonnen beschlagnahmter Drogen gingen in Flammen auf. 90 Prozent davon war Yaba, eine in Thailand weit verbreitete synthetische Droge – insgesamt 32 Millionen Tabletten. Weiterhin vernichtet wurden 254 Kilogramm Ecstasy, Heroin und Marihuana. Es war das 34. Mal, dass eine derartige Aktion im Land stattfand.

Situation in Deutschland

Die Situation in Deutschland wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) kritisch beurteilt. Jugendliche griffen nach Beobachtung der Behörde immer früher zu illegalen Drogen, vor allem Cannabisprodukten. Während das Einstiegsalter in den 90-er Jahren noch bei 17,5 Jahren lag, sei es inzwischen auf 16,4 Jahre gesunken, so BZgA-Direktorin Elisabeth Pott. Die so genannten legalen Drogen wie Tabak und Alkohol seien dabei durchaus als mögliche Einstiege in illegale Drogen wie Cannabis zu sehen: „Wer Erfahrungen mit Rauchen oder Alkohol gemacht hat, hat auch eine deutlich erhöhte Affinität für Cannabis.“

Während bei Jugendlichen weiterhin die Modedroge Cannabis verbreitet sei, die von vielen im Vergleich zu den traditionellen Drogen wie Alkohol und Nikotin als weniger gefährlich angesehen wurde, sind bei den Erwachsenen Alkohol und Nikotin weiterhin die Hauptprobleme. 200.000 Menschen in Deutschland seien wegen Suchtproblemen in Behandlung. Eine neue Entwicklung, die besondere Sorge bereite, sei dabei der wachsende Anteil 15- bis 20-jähriger Mädchen und Frauen, die wegen Alkoholproblemen behandelt werden müssten. Zwischen 2000 und 2003 sei der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe um 75 Prozent gestiegen.

Themenverwandte Artikel

Quellen