Welternährungsprogramm nahm Hilfsflüge nach Myanmar wieder auf

Veröffentlicht: 20:29, 10. Mai 2008 (CEST)
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Rangun (Myanmar), 10.05.2008 – Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) setzte heute die Hilfsflüge in die von dem Tropensturm „Nargis“ zerstörten südlichen Landesteile von Myanmar wieder fort. Gestern hatte das WFP die Flüge kurzfristig wegen eines Streits mit der Militärregierung des Landes ausgesetzt. 40 Tonnen Hilfsgüter waren von der Regierung mit der Begründung beschlagnahmt worden, das Militär werde die Verteilung selbst organisieren. Gestern war auch von vielfältigen bürokratischen Hürden gegenüber den Mitarbeitern von Hilfsorganisationen berichtet worden. So wurden Visa für die Helfer nur schleppend erteilt, Ausländer wurden für unerwünscht erklärt. Hilfsgüter könnten aber am Flughafen Rangun abgegeben werden. Die Zahl der Opfer nach dem verheerenden Sturm „Nargis“ wird von den Vereinten Nationen inzwischen auf 63.000 bis 100.000 geschätzt. Die Militärjunta blieb bei ihrer vor einigen Tagen veröffentlichten Zahl von 23.000 Toten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet heute, zurzeit seien in vielen Krankenhäusern in der betroffenen Region Verletzte in Behandlung. Bisher gebe es aber noch keine hohen Zahlen von Seuchenopfern. Vorsichtsmaßnahmen gegen den Ausbruch von Krankheiten durch verseuchtes Wasser und Infektionen auf dem Luftweg würden jedoch ergriffen. Der WHO seien aus der ehemaligen Hauptstadt Rangun 104 Fälle von Durchfallerkrankungen gemeldet worden sowie vier Fälle von Ruhr.

Entwurzelte Bäume in Rangun (Aufnahme vom 5. Mai 2008)

Ein ZDF-Korrespondent berichtete, ein Konvoi des UN-Hochkommissariats für Flüchtlingsfragen (UNHCR) sei von Thailand kommend in Richtung Rangun gestartet. Der Konvoi habe gegen Mittag bei Mae Sot die Grenze überquert und sei zwei Kilometer hinter der Grenze von Militärs abgefangen worden. Nach der Beobachtung des Korrespondenten sei der Transport dann auf das Grundstück eines Klosters geleitet worden. Auf Nachfrage habe ein Offizier dem ZDF-Korrespondenten mitgeteilt, der Konvoi bleibe zunächst einmal hier und werde am morgigen Sonntag weitergeleitet.


Frankreich will nach den Worten seines Außenministers Bernard Kouchner jetzt die Initiative ergreifen und die Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Süden Myanmars selbst organisieren. Zu diesem Zweck wurde das Kriegsschiff „Mistral“ entsendet. Es hat 1500 Tonnen Hilfsgüter geladen. Diese sollen von der Besatzung des Schiffes oder von französischen Hilfsorganisationen verteilt werden. Eine direkte Lieferung an die Militärjunta komme nicht infrage, fügte der französische Außenminister hinzu. „Dieses Regime ist zu allem fähig - selbst dazu, inmitten einer Naturkatastrophe ein Verfassungsabstimmung zu organisieren“, sagte der Minister. Hilfsorganisationen haben die Befürchtung geäußert, das Militär Myanmars zweige Teile von Hilfslieferungen für den Eigengebrauch ab.

Trotz der Katastrophe im südlichen Landesteil Myanmars und internationaler Kritik an den Plänen, hielt die Militärjunta an ihrem Zeitplan für die Durchführung eines Verfassungsreferendums fest. Tausende Wahlhelfer waren heute im Einsatz, um den Menschen zu erklären, wie sie den Wahlzettel ausfüllen müssen. Die Militärjunta hatte monatelang dafür geworben, bei dem für heute vorgesehenen Referendum über die Verfassung mit „Ja“ zu stimmen. Nur in den von dem Sturm am schwersten betroffenen Regionen um das Irrawaddy-Delta wurde die Abstimmung um 14 Tage verschoben. Kritiker befürchten, dass die neue Verfassung nur ein weiterer Schritt der Militärmachthaber ist, um ihre Macht zu zementieren.

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Quellen