Wahlempfehlung für Kamala Harris: Neun Millionen Likes für Taylor Swift
Veröffentlicht: 23:53, 11. Sep. 2024 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Wahlempfehlung für Kamala Harris: Neun Millionen Likes für Taylor Swift
Was kann die Unterstützung von Persönlichkeiten im Wahlkampf bewirken?
Vereinigte Staaten, 11.09.2024 – Monatelang hielt sie sich bedeckt. US-Popstar Taylor Swift schwieg, was ihre Wahlentscheidung bei der Präsidentschaftswahl Anfang November betraf. Jetzt, nach dem TV-Duell von Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump, spricht sie sich gegen Trump und für Harris aus.
Nur wenige Minuten nach dem Ende der Fernsehdebatte ging auf Instagram ein Post online, der eine größere Tragweite haben könnte, als es auf den ersten Blick scheint: Er zeigt Swift mit einer Katze im Arm. Unter dem Bild schreibt Swift, sie habe sich, wie viele ihrer Fans, das Duell angesehen. Vor Kurzem sei sie darauf aufmerksam gemacht worden, dass KI-Fakes von ihr mit der Botschaft sie unterstütze Trumps Kampagne, verbreitet worden seien. Der Ex-Präsident hatte im August tatsächlich auf seiner Plattform Truth Social KI-generierte Bilder von Swift selbst und ihrer Fangemeinde, den „Swifties“, geteilt, auf denen diese angeblich ihre Unterstützung für Trump bekunden. Dieser Propaganda-Versuch dürfte nun nach hinten losgegangen sein: Swift äußert, sie sei sich der Gefahren durch Künstliche Intelligenz bewusst und sehe daher eine Notwendigkeit, ihr Wahlverhalten öffentlich zu machen. Kamala Harris sei eine „Kriegerin“ und „begnadete Führungspersönlichkeit“. Zudem lobte sie die Wahl von Tim Walz als Harris’ Kandidaten für die Vizepräsidentschaft. Der Gouverneur von Minnesota habe sich über Jahrzehnte hinweg für LGBTQ+-Rechte, künstliche Befruchtung und das Recht auf Abtreibung eingesetzt.
Die Botschaft ist mit „Taylor Swift – Childless Cat Lady“ unterschrieben – eine klare Anspielung auf Trumps Vizepräsidentschaftskandidat J. D. Vance, der 2021 in einem Interview Politikerinnen der Demokraten als „kinderlose Katzen-Frauen“ bezeichnet hatte. Der Post wurde mit Stand vom Mittwochabend gut neun Millionen mal geliket, eine für Taylor Swift nicht außergewöhnliche, in der kurzen Zeit von 14 Stunden aber durchaus bemerkenswerte Zahl. „Mag ich“-Bewertungen stammen unter anderem von den Sängerinnen Jennifer Aniston und Selena Gomez sowie Moderatorin Oprah Winfrey, die bereits mit einer Rede beim Nominierungsparteitag der Demokraten in Chicago im August zu Gast war.
Bislang war die von demokratischer Seite erhoffte Unterstützung von Swift ausgeblieben. Hatte diese im Jahr 2020 noch Trumps Gegenkandidaten Joe Biden unterstützt, hielt sie sich im beginnenden Wahlkampf mit einer Aussprache für den jetzigen Präsidenten zurück, wohl im Zusammenhang mit seinen schlechten Umfragewerten. Dafür kommt die Botschaft jetzt zu einem sehr wirkungsvollen Zeitpunkt. Zeitgleich mit dem positiven Eindruck, den Harris Beobachtern zufolge bei der Debatte hinterlassen hat, kann sie jetzt auch auf Swifts Unterstützung zählen. Sie bringt wohl den Medienhype erneut in Fahrt, der sich zuletzt abgeschwächt hatte.
Wie erfolgreich solche „Endorsements“, also die Unterstützung durch Prominente, letztlich sein können, ist bislang nicht sonderlich gut erforscht. Zwar soll laut einer Studie Oprah Winfrey, die schon damals Barack Obama im Vorwahlkampf unterstützte, für gut eine Million zusätzliche Stimmen und damit für dessen Wahlsieg gesorgt haben. Hingegen versammelte Hillary Clinton 2016 zahlreiche Hollywood-Stars hinter sich. Wahlsieger wurde dennoch Trump. Das dürfte sich nun aber geändert haben. Laut einer Untersuchung der Harvard University werden die Generation Z und die Millenials, also die nach 1980 geborenen, bereits bei der Wahl 2028 die größte Wählergruppe darstellen. Diese jüngeren Menschen, verbringen deutlich mehr Zeit in den Sozialen Medien und sind deshalb empfänglicher für Botschaften wie die von Swift. Gerade unentschlossene Wähler lassen sich von Stars eher beeinflussen, gerade, wenn diese zuvor Stellungnahmen vermieden haben. Damit, so Alyssa Cass vom Meinungsforschungsinstitut Blueprint, komme eine besondere Dringlichkeit zum Ausdruck.
Daneben gilt Swift als schicht- und klassenübergreifend. Sie kam im Swing State Pennsylvania zur Welt, ist in der konservativeren Country-Szene verwurzelt, lebt im traditionell republikanischen Bundesstaat Tennessee. Das Klischee des demokratischen liberalen Küstenbewohners trifft auf sie nicht zu. Nicht ohne Grund vermutete man bei ihr deshalb eher eine Nähe zum republikanischen Lager, bis sie 2018 bei den Senatswahlen in Tennessee die Demokraten unterstützte. Laut einer Fox-News-Umfrage haben 55 % der Wahlberechtigten eine positive Meinung über Taylor Swift, neben 68 % Swift-geneigten demokratischen Wählern liegen bei den Republikanern Gegner und Befürworter mit 45 bzw. 43 % quasi gleichauf.
Hinzu kommt ihre enorme Reichweite. Mit 284 Millionen Followern hat Swift einen der reichweitenstärksten Accounts auf Instagram, das Magazin Forbes listete sie 2023 als fünfteinflussreichste Frau der Welt. In Zusammenhang mit ihrer Empfehlung 2018 wurden allein 65.000 neue Registrierungen für die Wahl vorgenommen, nach einer weiteren Aufforderung im September 2023 waren es 35.000 Personen.
Ex-Präsident Trump dürfte mit der Positionierung von Taylor Swift merklich geschwächt sein, doch versucht er, die Angelegenheit herunterzuspielen: Er sei kein Fan von Swift, die als „sehr liberale Person“ immer schon die Demokratische Partei unterstützt hätte und sich damit am Ende selbst schade.
Für Harris und die Demokratischen Partei ist hingegen jede Unterstützung von großer Bedeutung. Ob es bei einem Instagram-Post bleibt oder ob Taylor Swift bald Konzerte auf Wahlkampfveranstaltungen gibt, wird sich zeigen.
Links
BearbeitenQuellen
Bearbeiten- Instagram: „Like many of you, I watched the debate tonight.“ (10.09.2024)
- heute.de: „Wie Trump mit KI-Fakes Wahlkampf macht“ (20.08.2024)
- tagesschau.de: „Millionen Likes für Taylor Swift - Musk erntet Empörung“ (11.09.2024)
- Der Spiegel: „Millionen Likes für Taylor Swifts Kamala-Harris-Post. Und eine Warnung von Donald Trump“ (11.09.2024)
- Der Spiegel: „Was bringt Taylor Swifts Wahlempfehlung für Kamals Harris?“ (11.09.2024)
- rnd.de: „Taylor Swift bringt fünf Pluspunkte für Kamala Harris“ (11.09.2024)
- forbes.com: „Taylor Swift’s Power Era: Why The Billionaire Pop Star Is One Of The World’s Most Powerful Women“ (05.12.2023)
- radiohamburg.de: „Taylor Swift unterstützt Harris im Wahlkampf“ (11.09.2024)