Volkswagen kehrt zur Fünf-Tage-Woche zurück
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Wolfsburg (Deutschland), 29.09.2006 – Nach 20-stündigen zäh geführten Verhandlungen einigten sich die IG Metall und der VW-Personalvorstand am Freitag auf ein neues Arbeitszeitmodell für die sechs westdeutschen Standorte der Traditionsmarke. Statt mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 28,8 Stunden wie bisher arbeiten die Beschäftigten von VW nun zwischen 25 und 33 Stunden wöchentlich an ihrem Arbeitsplatz – ohne Lohnausgleich im Falle von Mehrarbeit, aber auch ohne Lohnabzug im Falle geringer Auslastung der Kapazitäten. Diese flexible Arbeitszeitregelung soll eine bessere Anpassung an die jeweilige Auftragslage ermöglichen und zu einer Kostenentlastung des Unternehmens führen, das 2005 Millionenverluste im dreistelligen Bereich aufzuweisen hatte.
Erst bei höherer Auslastung eines Standortes würden sich die Neuregelungen für den Konzern rechnen: „Wenn wir die Auslastung schaffen, bekommen wir günstigere Arbeitskosten“, sagte VW-Personalvorstand Horst Neumann. Für das Stammwerk in Wolfsburg, das zurzeit nur eine etwa 70-prozentige Auslastung aufweist, ist geplant, die Kapazitäten durch den Bau des neuen Golfs höher auszulasten. Der neue Tarifvertrag garantiert den Beschäftigten die Sicherung ihrer Arbeitsplätze über den geltenden Tarifvertrag von 2004 hinaus, der bereits betriebsbedingte Kündigungen bis 2011 ausschloss.
Der Kompromisscharakter des neuen Haustarifvertrages kommt darin zum Ausdruck, dass einerseits die Beschäftigten länger als bisher ohne Lohnausgleich arbeiten müssen und andererseits die Konzernspitze ihr erklärtes Ziel, die (Wieder-)Einführung der 35-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich, nicht durchsetzen konnte. Einen gewissen finanziellen Ausgleich für ihr Entgegenkommen in der Arbeitszeitfrage konnten die Arbeitnehmervertreter jedoch erzielen: Jeder Beschäftigte erhält einen Einmalzuschuss in die betriebliche Altersversorgung in Höhe von rund 6.300 Euro. Für die Tarifrunde 2007 ist außerdem eine Einmalzahlung von 1.000 Euro vereinbart worden.
Die alte Arbeitszeitregelung mit einem bundesweit einmaligen Haustarifvertrag mit einer Wochenarbeitszeit von unter 29 Stunden war unter dem über die VW-Affäre gestolperten ehemaligen VW-Personalvorstand im Herbst 1993 Peter Hartz zustande gekommen. Damals konnten durch Arbeitszeitverkürzungen bei Lohnverzicht in einer Größenordnung von 20 Prozent Massenentlassungen vermieden werden.
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Quellen
- Handelsblatt.com: „Der Weg für VW ist noch weit“ (29.09.2006)
- Reuters.de: „Flexible Arbeitszeiten sollen VW-Werke sichern“ (29.09.2006)
- faz.net: „VW scheitert mit 35-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich“ (29.09.2006, 11:37 Uhr)