Vereinigtes Königreich sandte minderjährige Soldaten in den Irak

Artikelstatus: Fertig 18:53, 5. Feb. 2007 (CET)
Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben.

London (Vereinigtes Königreich), 05.02.2007 – Zwischen Juni 2003 und Juli 2005 wurden minderjährige Soldaten vom Vereinigten Königreich in den Irak gesandt. Adam Ingram, der im britischen Verteidigungsministerium arbeitende Staatsminister, gab an, dass die meisten der 15 Soldaten, um die es sich gehandelt habe, kurz vor der Vollendung des 18. Lebensjahres standen oder bald wieder zurückgeschickt wurden. Es handelte sich bei den Soldaten um elf Männer und vier Frauen.

Weniger als fünf der laut Ingram „irrtümlich“ entsandten Soldaten blieben länger als drei Wochen im Irak.

Sarah Teather, eine Liberaldemokratin, nannte die Entsendung einen „unverzeihlichen Fehler“ und forderte eine Entschuldigung von Tony Blair.

Das Vereinigte Königreich verletzte damit die am 24. Juni 2003 ratifizierte UN-Konvention über das Recht der Kinder und ihre Verwicklung in bewaffnete Konflikte. Diese schreibt vor, dass alle Teilnehmerstaaten mit allen Mitteln dafür sorgen müssen, dass keine Personen unter 18 Jahren in Kriegsgebiete entsandt werden.

Britische Jugendliche können sich mit Zustimmung ihrer Eltern bereits mit 16 Jahren den Streitkräften anschließen.

Hintergründe zu Kindersoldaten

Die Menschenrechtsorganisation amnesty international geht davon aus, dass etwa 300.000 Minderjährige weltweit als Kindersoldaten unter anderem für sexuelle Dienste, als Minensucher, Spitzel, Träger und menschliche Schutzschilde eingesetzt werden. Der Human Security Report 2005 berichtete, dass in 68 Prozent der bewaffneten Konflikte Minderjährige eingesetzt würden. Nach einem UN-Bericht handelte es sich bei den jüngsten Soldaten um Achtjährige. Häufig werden Kindersoldaten von Vorgesetzten gezwungen, Gräueltaten, auch an Zivilisten, zu begehen.

Im zehnjährigen Bürgerkrieg in Sierra Leone waren sogar 70 Prozent der Soldaten unter 18 Jahre alt. Nach dem Ende des Bürgerkrieges 2002 wurden die meisten Kindersoldaten in das benachbarte Liberia übernommen, wo sie mit Rebellengruppen gegen den damaligen Diktator Charles Ghankay Taylor kämpfen mussten. Dieser setzte ebenfalls eine Rebellenarmee mit Kindersoldaten ein.

Im Ersten Golfkrieg starben nach Angaben der Brookings Institution etwa 100.000 Kinder. Auch in anderen Nahoststaaten, etwa Jemen, Saudi-Arabien, Algerien und Palästina, werden Minderjährige zu Kampfhandlungen eingesetzt. In Muqtada as-Sadrs Mahdi-Armee kämpfen auch Zwölfjährige im Irak. Nach einer Statistik von Coalition hat Kolumbien 14.000 Kindersoldaten.

Außer den Vereinigten Staaten und Somalia haben alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen eine 1989 verabschiedete Kinderrechtskonvention unterschrieben, die Kindern eigene Rechte gewährt. Dort wurde für das Mindestalter für die Teilnahme an bewaffneten Konflikten 15 Jahre vorgegeben. Jeder Staat, der die Konvention unterzeichnet hat, muss sicherstellen, dass keine Kinder oder Jugendlichen unter 18 Jahren an Kampfhandlungen teilnehmen. Auch nichtstaatliche Gruppen müssen von den Unterzeichnern gehindert werden, Jugendliche unter 18 einzusetzen.

Die Rekrutierung oder die Zulassung der Teilnahme an Kampfhandlungen, auch etwa durch Kurierdienste, von Minderjährigen unter 15 Jahren gilt nach dem Rom-Statut des Internationalen Strafgerichtshofes seit 1998 als Kriegsverbrechen.

Die Zahl der Kindersoldaten ist trotz dieser Konventionen, die von fast allen Staaten der Welt ratifiziert wurden, kaum gesunken. Bei Nichterfüllung drohen keine konkreten Sanktionen, und viele Staaten durften Vorbehalte zu einzelnen Artikeln einreichen. Häufig wird die Konvention nur soweit anerkannt, wie es die Sharia oder die nationale Verfassung erlaubt.

Durch den Druck von Kinderrechtskommissionen und anderen nichtstaatlichen Organisationen wurden jedoch viele Teilnehmer dazu bewegt, etwa ihre Vorbehalte zurückzuziehen oder sich dafür einzusetzen, dass Kindersoldaten resozialisiert werden.

Quellen