Vereinigte Staaten sind zum vierten Mal Fußball-Weltmeisterinnen
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Lyon / Nizza (Frankreich), 08.07.2019 – Mit einem 2:0 gegen die Niederlande hat die Frauennationalmannschaft der Vereinigten Staaten gestern abend vor über 20.000 eigenen Fans im Stadion den Weltmeistertitel verteidigt. Sie sind zum vierten Mal Weltmeister. Zur Pause stand es noch torlos 0:0. Das kleine Finale im Spiel um Platz 3 entschieden die Schwedinnen für sich; sie besiegten bereits am 6. Juli in Nizza das Team aus England mit 2:1 (2:1).
- Vereinigte Staaten – Niederlande
- 2:0 (0:0)
Die 34-jährige Kapitänin Megan Rapinoe stand nach ihrer Auszeit im Halbfinale wieder von Anfang an auf dem Platz. Sie bekam tosenden Beifall, als sie während der Nationalhymne auf den Bildschirmen des Stadions erschien, mit bewegungslosen Gesicht, das Mitsingen der Hymne verweigernd. Rapinoe protestiert damit gegen die Regierung von Donald Trump. Die Niederländerinnen wurden auch von ihrem König Willem Alexander angefeuert, der das Spiel im Stadion verfolgte.
Im Juni hatte Rapinoe angekündigt, einer eventuellen Einladung ins Weiße Haus nicht Folge leisten zu wollen. Trump hatte daraufhin Rapinoe das Rederecht abgesprochen. „Sie sollte nicht respektlos gegenüber unserem Land, dem Weißen Haus oder unserer Flagge sein, zumal so viel für sie und ihr Team getan worden ist”, twitterte der amerikanische Präsident. Erst solle Rapinoe den Titel gewinnen, so Trump auf Twitter. Rapinoe, die bereits nach dem Weltmeistertitel 2015 beim damaligen US-Präsidenten Barack Obamas im Weiße Haus zu Gast war, hatte am 25. Juni in einem Interview gegenüber dem Magazin „Eight by Eight” gesagt: „I’m not going to the fucking White House.”
Die favorisierten Amerikanerinnen taten sich mit den Niederländerinnen zunächst schwer und konnten gegen die gut gestaffelte Defensive der Niederländerinnen kaum etwas ausrichten. In der 26. Minute hätten diese bei einem Konter durch die schnell auf das gegnerische Tor zustürmende Lineth Beerensteyn sogar in Führung gehen können. Doch die Keeperin der amerikanischen Mannschaft war rechtzeitig aus dem Tor gelaufen und machte die Chance zunichte. Die Amerikanerinnen waren bis zu dem Zeitpunkt ohne nennenswerte Tormöglichkeiten.
Nach einer knappen halben Stunde begann die Abwehr vor Torhüterin Sari van Veenendaal etwas zu bröckeln. Sie musste in der 28. Minute einen Volleyschuss von Julie Ertz abwehren, in der 37. Minute bei einer Flanke von Rapinoe klären und dann in der 38. und in der 40. Minute gegen Alex Morgan.
Und so war es ein Elfmeter, der nach rund einer Stunde Spielzeit vor 57.900 Zuschauern die Vorentscheidung brachte. Videoschiedsrichter Carlos del Cerro Grande sah im Strafraum ein hohes Bein der Niederländerin Stefanie van der Gragt. Die französische Schiedsrichterin Stéphanie Frappart entschied nach Studium der Videoaufzeichnung auf Strafstoß. Dieser wurde von Megan Rapinoe in der 62. Minute ohne Probleme verwandelt.
Die endgültige Entscheidung folgte dann einige Minuten später. Nach einer Einzelleistung erzielte Rose Lavelle mit einem Flachschuss das 2:0. Die konditionell abbauenden Niederländerinnen konnten den Sieg der Amerikanerinnen nicht mehr abwenden. Nach drei Versuchen der Männer, die in einem Fußball-Weltmeisterschaftsfinale unterlegen waren, konnte auch die Frauen-Nationalmannschaft diese Serie nicht unterbrechen. Und wie beim 2:1 der Niederländer im WM-Finale der Männer 1974, auf den Tag genau 45 Jahre zuvor, war es ein Elfmeter, der die niederländischen Hoffnungen zunichte machte.
- Equal Pay
Vor der Überreichung des Pokals gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron musste FIFA-Präsident Gianni Infantino noch Sprechchöre der Zuschauer zur Kenntnis nehmen. Diese verlangten nach einer gleichen Bezahlung von Fußballspielern und Fußballspielerinnen. „Ich fand das großartig“, kommentierte dies die Torschützin zum 2:0, Rose Lavelle.
Hintergrund der Sprechchöre dürfte die Klage von 28 Nationalspielerinnen der Vereinigten Staaten gegen den eigenen Fußballverband wegen Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts sein, weil sie weitaus weniger Prämien bekämen als die Männer. Kritisiert wird in diesem Zusammenhang auch die FIFA. Diese hat zwar im Oktober 2018 angekündigt, die an die Endrundenteilnehmer auszuzahlenden Beträge bei der nächsten Weltmeisterschaft 2023 auf 60 Millionen US-Dollar zu verdoppeln, aber gleichzeitig gab Gianni Infantino bekannt, dass die Preisgelder bei der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2022 in Katar auf 440 Millionen US-Dollar steigen würden.
Die FIFA könnte sich einen Ausgleich der Prämien durchaus leisten, da sich die Finanzreserven des Weltfußballverbandes Ende 2018 auf 2,74 Milliarden US-Dollar beliefen.
Megan Rapinoe hatte die Lücke in der Bezahlung am Samstag kritisiert. „Wir schaffen es, eine WM in Katar möglich zu machen. Das zeigt, wie wichtig ihnen die Männer-WM ist, angesichts all der Probleme dort“, sagte Rapinoe. „Wenn Frauenfußball dir wirklich wichtig ist, lässt du dann den Abstand anwachsen?“, war Rapinoes rhetorische Frage. Die Ressourcen, der Wille, die Intelligenz und die Leute seien da, so Rapinoe, die sich auch darüber beklagte, dass die FIFA den Frauenfußball missachte, weil sie das Finale der Frauen-Fußballweltmeisterschaft für denselben Tag angesetzt hat, an dem in den Vereinigten Staaten das Endspiel um den Gold Cup ausgetragen wird und in Brasilien das Finale des Copa America stattfindet.
- Schweden – England
- 2:1 (2:1)
Beide Mannschaften begannen das Spiel vor 20.316 Zuschauern motiviert, doch die Schwedinnen waren dabei erfolgreicher. Insbesondere verhinderten sie in der Anfangsphase erfolgreich das englische Ballbesitzspiel. Durch einen Fehler der englischen Linksverteidigerin Alex Greenwood gelangte die angeschlagene Kosovare Asllani – sie hatte sich im Halbfinale gegen die Niederländerinnen am Kopf verletzt – an den Ball und zog freistehend ab. Bei ihrem Torschuss in der 11. Minute hatte Englands Torhüterin Carly Telford keine Möglichkeit, wirksam einzugreifen.
Die Engländerinnen verloren im Mittelfeld viele Bälle gegen die früh störenden schwedischen Spielerinnen. Ein solcher Ballverlust führte in der 22. Minute zu einem Konter über die linke Seite. Stina Blackstenius passte auf Sofia Jakobsson, die dann mit dem Ball zur Mitte lief und zum 2:0 in das lange Eck spielte.
Der Anschlusstreffer der Engländerinnen durch Fran Kirby in der 31. Minute brachte die Schwedinnen aus dem Konzept, und Englands Frauenfußballteam hatte bis zur Pause mehrere Möglichkeiten zum Ausgleich. Aufgrund des Eingreifens des deutschen Videoschiedsrichters Felix Zwayer wurde ein Treffer von Torjägerin Ellen White annulliert, weil White den Ball mit der Hand gespielt hatte.
Das 2:1 zur Pause war dann auch der Endstand. Nach der Pause kam Torschützin Asllani nicht mehr auf den Platz und wurde durch Zigiotti ersetzt. Der englische Trainer Phil Neville wechselte in der 50. Minute mit Jodie Taylor eine zusätzliche Stürmerin ein, und Ellen White wechselte nach links. Die Engländerinnen bemühten sich um den Ausgleich, doch brachte die taktische Änderung nichts ein. Die einzige Großchance der zweiten Halbzeit war erst in der 90. Minute ein Schuss von Lucy Bronze im Strafraum, nachdem Schwedens Torhüterin Lindahl zu kurz abgewehrt hatte. Doch die auf der Linie stehende Nilla Fischer konnte den Ball mit dem Kopf abwehren.
Für Hedvig Lindahl war es das letzte Spiel in der schwedischen Nationalmannschaft. Sie hatte ihren Abschied bereits zuvor angekündigt.
- Rapinoe ist beste Torschützin, Gwinn beste Nachwuchsspielerin
An der Spitze der Torjägerliste stehen drei Frauen mit je sechs Toren: die Engländerin Ellen White und die beiden Amerikanerinnen Alex Morgan und Megan Rapinoe. Der Goldene Schuh ging an Rapinoe. Die beiden Amerikanerinnen lagen in der Wertung vor der Engländerin, weil sie zusätzlich jeweils drei Vorlagen gegeben hatten. Dass Rapinoe für ihre sechs Tore weniger Spielminuten brauchte als Morgan und somit den Goldenen Schuh erspielte, verdankt sie den Paraden der niederländischen Torhüterin Sari van Venendaal, die ein siebtes Tor Morgans gleich doppelt verhinderte. Van Veenendal wurde außerdem beste Torhüterin des Turniers.
Als beste junge Spielerin wurde Giulia Gwinn ausgezeichnet. Die aber in der neuen Saison bei Bayern München spielende Rechtsverteidigerin wurde von der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in allen WM-Spielen über die volle Spielzeit von 90 Minuten eingesetzt. Die Auszeichnung wird von der FIFA seit 2011 vergeben, zunächst an die Australierin Caitlin Foord und 2015 an die Kanadierin Kadeisha Buchanan. Der Fair Play Award des Turniers ging an Frankreich.
Die Wertung um die beste Spielerin des Turniers gewann ebenfalls Megan Rapinoe vor der Engländerin Lucy Bronze und der Amerikanerin Rose Lavelle.
Themenverwandte Artikel
BearbeitenQuellen
Bearbeiten- faz.net: „Die Amerikanerinnen erledigen den Job“ (07.07.2019)
- zeit.de: „USA verteidigen Weltmeistertitel“ (07.07.2019)
- spiegel.de: „US-Amerikanerinnen gewinnen das Finale gegen die Niederlande“ (07.07.2019)
- spiegel.de: „Golden Girl“ (07.07.2019)
- spiegel.de: „Angeschlagene Asllani führt Schweden zum Sieg“ (06.07.2019)
- zeit.de: „Schwedinnen beenden Fußball-WM auf Platz drei“ (06.07.2019)
- spiegel.de: „"Sie sollte nicht respektlos sein"“ (26.06.2019)
- twitter.com: „“I’m not going to the fucking White House.” - @mPinoe“ (26.06.2019)
- spiegel.de: „Gwinn als beste junge Spielerin geehrt“ (07.07.2019)
- time.com: „Before the World Cup Final, Megan Rapinoe Calls Out FIFA on Prize Money Gap, Scheduling“ (06.07.2019)
- cbc.ca: „World Cup women get a raise to $30M; men will make $440M“ (26.10.2018)