Vereinigte Staaten: Tornado verwüstet Joplin, Missouri

Veröffentlicht: 12:23, 25. Mai 2011 (CEST)
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Joplin (Missouri) (Vereinigte Staaten), 25.05.2011 – Ein katastrophaler Tornado hat am Sonntagnachmittag, dem 22. Mai, die Stadt Joplin in Missouri in der Nähe der Bundesstaatsgrenze zu Kansas verwüstet. Die Zahl der Opfer wurde am Dienstagabend, dem 24. Mai, zwei Tage nach der Naturkatastrophe, mit 124 angegeben, doch die Behörden rechnen, dass diese Zahl während der Rettungsmaßnahmen und Bergungsarbeiten noch ansteigt. Mindestens 750 Bewohner der Stadt wurden verletzt und mehr als 2.000 Gebäude nach ersten Schätzungen zerstört. Unter den Trümmern werden weitere Opfer vermutet. Mehr als 1.000 Feuerwehrleute und Suchmannschaften aus dem Mittleren Westen wurden in die Stadt entsandt. Sie suchten in den Trümmern nach Überlebenden. Die Suchmaßnahmen wurden durch Regen und Hagel erschwert, da auch am Montag und Dienstag noch eine Gewitterfront durch die Region zog.

Mehr als 2000 Gebäude in Joplin wurden wie dieses Drive-in-Restaurant zerstört.

Nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes war der Tornado um 17:41 Uhr Ortszeit in der Stadt gelandet. Der Tornado in Joplin zog in rund neun Minuten eine mehr als zehn Kilometer lange bis zu 1.200 Meter breite Schneise der Zerstörung durch die 50.000-Einwohner-Stadt. Etwa 30 Prozent der Stadt seien zerstört, berichtete der Fernsehsender ABC. Aufgrund erster Analysen der Schäden vor Ort durch Experten des Nationalen Wetterdienstes handelte es sich um einen Tornado der Kategorie 5 der erweiterten Fujita-Skala. Der Tornado habe Windgeschwindigkeiten von mehr als 321 km/h erreicht.

Joplin liegt im Südwesten von Missouri, nahe der Grenze zu Kansas

Der Gouverneur des Bundesstaates, Jay Nixon, setzte die Nationalgarde in Marsch. Bei einem Besuch der Stadt sagte der Gouverneur, er hoffe, dass noch viele Überlebende gefunden würden. Neun Überlebende wurden aus einem Haufen zusammengeworfener Fahrzeuge auf dem Parkplatz eines örtlichen Supermarkts gerettet. Doch andernorts hatten die Menschen weniger Glück: In einem Altenheim starben neun Menschen, auch in dem mehrstöckigen St. John′s Regional Medical Center wurden mehrere Personen getötet. Der Tornado zog direkt über das Gebäude hinweg, in dem sich zum Zeitpunkt der Katastrophe 183 Patienten befanden. Die beiden oberen Stockwerke des Gebäudes fehlen seitdem. „Es war, als ob man 30 Fuß [neun Meter, die Red.] unter Wasser getaucht wird. Ich dachte, ich würde sterben, dass nun meine Zeit gekommen sein könnte. Es dauerte 90 Sekunden“, berichtete der Arzt Ronnie Smelling in der Fernsehsendung „Good Morning America“.

Eine Krankenhaussprecherin, Cora Scott, sagte der Presse, etwa hundert Patienten seien in andere Krankenhäuser verlegt worden. Einrichtungsgegenstände und Ausrüstung sowie medizinische Unterlagen des Krankenhauses wurden von dem Sturm weggeblasen und teilweise im einhundert Kilometer entfernten Greene County gefunden. Der Direktor der Stadt für den Katastrophenschutz, Keith Stammer, sagte, alle 25 Sirenen der Stadt hätten geheult, um die Einwohner zu warnen. Vom Aktivieren der Sirenen bis zum Eingehen der ersten Schadensberichte habe es etwa 20 Minuten gedauert. Er beschrieb die Situation in der Stadt als surreal, viele Orientierungspunkte seien zerstört, Verkehrsschilder fehlten. Die Suchmannschaften müssten in der zehn Kilometer langen Schneise, die der Tornado schlug, jedes Haus auf Überlebende durchsuchen.

Im Laufe des Wochenendes waren 68 Tornados in elf Bundesstaaten des Mittleren Westens beobachtet worden, teilte das Storm Prediction Center des Nationalen Wetterdienstes der Vereinigten Staaten mit. Außer in Joplin kam auch in Minneapolis eine Person durch einen Tornado zu Tode.

Besonders der Mittlere Westen der Vereinigten Staaten verzeichnet jährlich zahlreiche Tornados, doch in diesem Jahr wurde eine besonders große Anzahl dieser gefährlichen Wirbelstürme beobachtet. 2011 wurden durch Tornados in den Vereinigten Staaten bisher 482 Menschen getötet. Der Tornado von Joplin ist jedoch der folgenschwerste Tornado seit 1947. Damals wurden in Woodward, Oklahoma, 181 Menschen getötet.

US-Präsident Barack Obama, der sich diese Woche auf einer viertägigen Reise nach Europa befindet, bezeichnete den neuerlichen Ausbruch der Tornados als „verheerend und herzzerbrechend“ und kündigte an, alle verfügbaren Bundesmittel bei der Bewältigung der Katastrophe einzusetzen. Obama will am kommenden Sonntag, dem 29. Mai, nach Joplin reisen, um sich ein Bild der Lage zu machen.

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Quellen