Veröffentlichung von HD-DVD-Entschlüsselungscode sorgt für Aufruhr im WWW

Artikelstatus: Fertig 21:27, 7. Mai 2007 (CEST)
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San Francisco (Vereinigte Staaten), 07.05.2007 – Die Social-News-Internetsite „Digg.com“ wurde in der Nacht vom 1. auf den 2. April möglicherweise einer Art Benutzeraufstand ausgesetzt. Dieser könnte eine Antwort auf die Löschung von mehreren Artikeln sein, in denen ein Entschlüsselungs-Code für HD-DVDs veröffentlicht wurde, der es Privatpersonen erlaubt, den HD-DVD-Kopierschutz zu entfernen. Benutzer oder Hacker veröffentlichten daraufhin Artikel mit Links zu diesem Code. Etwa um 1:40 Uhr Ortszeit (Eastern Time) war Digg.com nicht mehr erreichbar. Kurze Zeit später kehrte die Site mit einer Nachricht von Diggs-Gründer Kevin Rose zurück, in der er schrieb, dass er keine weiteren Artikel mit dem enthaltenen Code mehr löschen werde.

HD-DVD Logo

Vorher war in einer auf der Website veröffentlichten Erklärung zu lesen gewesen: „Wir werden bald zurückkehren. Digg.com wird für eine kurze Zeit vom Netz genommen, während wir ein paar Veränderungen vornehmen.“ In der Titelzeile des Browsers erschien neben dem Digg.com-Schriftzug der Hinweis „Out of Service“: außer Betrieb.

Laut Mitbegründer Jay Adelson wurden die Benutzerartikel wegen Verletzung geistigen Eigentums gelöscht. Einige Benutzer der Site vermuteten jedoch, dass die Artikel im Zusammenhang mit der Motion Picture Association of America (MPAA) und dessen Podcasts „Diggnation“ gelöscht wurden.

„Wir mussten einen Anruf tätigen, und in unserem Wunsch, ein Szenario zu vermeiden, bei dem Digg unterbrochen oder geschlossen werden würde, entschieden wir uns, uns zu fügen und die Artikel mit dem enthaltenen Code zu löschen. Jetzt aber, nachdem wir Hunderte von Artikeln gesehen und Tausende von Kommentaren gelesen haben, habt ihr es klar gemacht. Ihr würdet Digg lieber kämpfend untergehen sehen, als sich einer größeren Firma zu beugen. Wir haben euch vernommen, und ab sofort werden wir keine Artikel oder Kommentare mit dem enthaltenen Code mehr löschen und jegliche Konsequenzen daraus in Kauf nehmen“, sagte Kevin Rose in einer Erklärung im Digg-Blog. Die Erklärung erschien auch als ein von Rose eingeschickter Artikel auf der Hauptseite von Digg. Rose band den Entschlüsselungscode in den Titel des Artikels ein und schloss sich unzähligen Benutzern durch Wiederholen des Codes im Kommentarbereich des Artikels an.

Daraufhin begann ein augenscheinlich großer Teil der Benutzer, die Website mit dem 16-stelligen Code in so einem Ausmaß zu spammen, dass die Seite beinahe unlesbar wurde. Benutzern war es nicht mehr möglich, Artikel zu veröffentlichen, obwohl noch eine Bestätigung beim Einschicken von neuen Artikeln angezeigt wurde.

Im Vorfeld dieser Benutzeraktion wurde der Suchmaschinenbetreiber Google von der für die Lizenzvergabe von AACS zuständigen Organisation-Advanced-Access-Content-System-License-Administrator aufgefordert, mehrere Internetseiten mit besagten Code aus der Datenbank zu entfernen und eine Unterlassungserklärung abzugeben, um so einen Rechtsstreit zu umgehen. Die zuständige Kanzlei deute die Indizierung der Links zu diesen Seiten als Verletzung des US-amerikanischen Digital Millenium Copyright Acts (DMCA), der das Umgehen, das Verbreiten von Software zur Umgehung und auch das Beschreiben der Umgehung im Ganzen und in Teilen von Kopierschutz-Maßnahmen verbietet.

Diese juristische Aufforderung an Google und die Zensierung der Artikel in Digg waren nicht die einzigen Gründe, warum die Benutzer sich der Eigenschaften des Web 2.0 bedienten und eine Spam-Attacke durchführten, sondern nur die prominentesten Fälle. Wie viele andere Seiten ist auch Digg auf die freiwillige Teilnahme der Benutzer angewiesen, um Inhalte zu generieren. Bei Digg können Benutzer Links zu anderen Seiten setzen, um diese anderen Benutzern mitzuteilen und auf diese hinzuweisen. Eine größere Kontrollinstanz ist nicht vorhanden, so dass die Artikel nur auf wenige redaktionelle Themen und unerwünschte Inhalte, wie Pornographie und rassistische Inhalte, im Nachhinein geprüft werden und schnell veröffentlicht werden können. Diese wenigen Filtermethoden führten zur Flut an Veröffentlichung als Protestreaktion und der folgenden Aufgabe der überforderten Verantwortlichen von Digg.

Aber nicht nur Digg ist von dieser Benutzerrevolte betroffen, sondern auch weitere Seiten mit vornehmlich User Generated Content. So wurden unter anderem auch die englische und deutsche Wikipedia von Benutzern zur Verbreitung des Codes benutzt, welcher in diversen passenden Artikeln eingefügt wurde. Zusätzlich wurde ein eigener Artikel über den Ablauf der Ereignisse gestartet. Dieser Artikel wird dort unter dem Namen HD-DVD Nacht geführt.

Mittlerweile wurden auch vom AACS LA die ersten Kommentare zu diesem Vorfall veröffentlicht. Herr Michael Ayers, chair of the AACS business group, gab auf BBC News wieder, dass er diese Reaktion der Benutzer für eine interessante Wendung gehalten habe, und gab bekannt:

„Sie können das Für und Wider diskutieren. Wir wissen, dass einige sehr kritisch bezüglich dieser Technologie sind. Aber die Grenze ist überschritten, wenn wir sehen, dass die Schlüssel und Werkzeuge zur Umgehung veröffentlicht werden. Ihr begebt euch außerhalb des Raumes, der von freier Meinungsäußerung (US-Term: „Free Speech“) geschützt wird.“

Er machte noch keine genauen Angaben dazu, wie gegen die Veröffentlichung vorgegangen wird, aber angemessene Reaktionen sollen folgen, auch wenn es technisch aufwendig werden wird, jeden, der den Key veröffentlicht hatte, aufzustöbern. Auch sei der Kopierschutz nicht gebrochen, und besagter Key sei schon geändert und werde bei zukünftigen Filmveröffentlichungen nicht mehr eingesetzt.

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Quellen

Dieser Artikel ist eine Übersetzung eines fremdsprachigen Artikels vom 02.05.2007, demzufolge für seine Erstellung folgende Quellen verwendet wurden: