Urteil im Djindjic-Prozess: Bis zu 40 Jahre Haft

Artikelstatus: Fertig 15:10, 24. Mai 2007 (CEST)
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Belgrad (Serbien), 24.05.2007 – Mehr als vier Jahre nach dem Mord am serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic ging am 22. Mai 2007 in Belgrad das Verfahren gegen die zwölf Angeklagten mit Freiheitsstrafen von bis zu 40 Jahren zu Ende.

Zoran Djindjic

Der Todesschütze Zvezdan Jovanovic und der Drahtzieher Milorad Ulemek wurden wegen „Verbrechen gegen die Verfassungsordnung“ zu Freiheitsstrafen von jeweils 40 Jahren verurteilt. Neun weitere Angeklagte wurden zu Freiheitsstrafen zwischen 30 und 35 Jahren verurteilt. Ein Angeklagter wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Die beiden Haupttäter und fünf weitere Angeklagte befinden sich in Justizgewahrsam, fünf Angeklagte sind weiterhin flüchtig.

Im Urteil hieß es, dass die Tat dafür sorgen sollte, dass sich kriminelle Gruppen durch Einfluss auf die Machtverteilung persönlich bereichern konnten.

Der Prozess wurde von unbekannten Tätern manipuliert. Im September 2005 musste sich der stellvertretende Staatsanwalt wegen Unregelmäßigkeiten in einem anderen Verfahren selbst vor Gericht verantworten. Darüber hinaus wurden zwei für das Verfahren wichtige Zeugen, darunter der einzige Augenzeuge, ermordet und Morddrohungen gegen Richter ausgesprochen. Der vorherige Richter legte sein Amt nieder, so dass eine neue Richterin die Verhandlung fortsetzen musste.

Anträge der Verteidigung, Ministerpräsident Vojislav Koštunica und die Geheimdienstführung anzuhören, schlugen fehl. Minister drohten damit, das Sondergericht aufzulösen und den Fall neu zu untersuchen.

Ulemek beteiligte sich zuvor unter anderem an Morden und Plünderungen in Bosnien und Herzegowina und diente in der als Leibgarde des mutmaßlichen Völkermörders Slobodan Milošević geltenden Polizeitruppe JSO, die auch als „Rote Barette“ bekannt wurde. Todesschütze Jovanovic arbeitete ebenfalls in der JSO. Das Duo schloss sich später der Zemun-Mafia an. Auch alle weiteren Täter gehörten einer der beiden Organisationen an. Djindjic ging gegen die organisierte Kriminalität vor und wurde so zu deren Feind.

Die Zemun-Mafia hat Einfluss auf staatliche Strukturen. Mitglieder der „Demokratischen Partei Serbiens“ (DSS), der auch Koštunica angehört, bezeichneten die Tat als Abrechnung im Rahmen des organisierten Verbrechens ohne politischen Hintergrund. == Themenverwandte Artikel ==

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Quellen