Unbekannte greifen Zeitungsgebäude in Cancún, Mexiko mit Granaten an

Artikelstatus: Fertig 17:27, 25. Aug. 2006 (CEST)
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Cancún (Mexiko), 25.08.2006 – Unbekannte haben am Mittwoch Gebäude zweier Tageszeitungen in Cancún auf der Halbinsel Yucatán im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo mit Handgranaten angegriffen.

Der Strand von Cancún

Die Polizei gab am Donnerstag bekannt, dass mehrere Granaten auf das Gebäude der Zeitung „Por Esto!“ abgefeuert wurden, wobei Sachschaden entstand, aber niemand verletzt wurde. Das „Committee to Protect Journalists“ macht in einer Pressemitteilung nähere Angaben zum Tathergang. Demnach kamen die Angreifer mit einer Geländelimousine mit getönten Scheiben vor dem Zeitungsgebäude an. Anschließend hätten die Unbekannten zwei Granaten in den Eingangsbereich des Büros der Zeitung im Zentrum Cancúns geworfen. Daraufhin brach nach Angaben des stellvertretenden Chefredakteurs der Zeitung unter den 80 Mitarbeitern Panik aus. Das „Committee to Protect Journalists“ verurteilte den Angriff und rief die Behörden dazu auf, Journalisten besser zu schützen, damit diese ihre investigativen Reportagen fortführen können. Bello Melchor Rodriguez Carrillo, Generalbundesanwalt von Quintana Roo, vermutet Drogenbanden hinter den Angriffen. Heute gab die Polizei bekannt, einen der Angreifer identifiziert zu haben. Auch die Bundesanwaltschaft ist an den Ermittlungen beteiligt.

Die Tageszeitung hatte umfassende investigative Reportagen über den Schmuggel und Verkauf von Drogen in der bei Touristen beliebten Stadt veröffentlicht. Im Fokus der Berichterstattung stand das so genannte Sinaloa-Kartell, wobei es sich um eine der größten kriminellen Vereinigungen Mexikos handeln soll. Medienberichten zufolge gilt die Stadt als Durchgangsstation für den Schmuggel von Kokain von Kolumbien in die Vereinigten Staaten. Die betroffene Zeitung veröffentlichte am Donnerstag einen Artikel auf ihrer Website, in dem ein mutmaßlicher Rauschgifthändler namens „Ismael ‚El Mayo‘ Zambada“ für die Angriffe verantwortlich gemacht wird, der nach Recherchen der Zeitung auch hinter den Morden an zwei Polizeichefs in Mérida und Playa del Carmen stecken soll. Im Artikel heißt es, mit dem Angriff solle erreicht werden, „Por Esto!“ wegen seines investigativen und kritischen Journalismus, den das Blatt seit seinem Bestehen praktiziere, zum Schweigen zu bringen. Indirekt werden im Artikel aber auch die Behörden für die Gewalt verantwortlich gemacht, weil sie die Drogenkartelle nicht engagiert genug verfolgten.

Der Besitzer und Herausgeber von „Que Quintana Roo se entere“, einer weiteren Zeitung mit Sitz in Cancún, sagte, zeitgleich zum Angriff auf das Bürogebäude von „Por Esto!“ sei auch vor den Büros seiner Zeitung eine Granate explodiert. Dabei wurde ein 22-jähriger Angestellter verletzt, der vor dem Gebäude ein Auto gewaschen hatte. Ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Angriffen besteht, ist unklar. Laut AP wurden die Granaten auf das Haus des Zeitungsbesitzers geworfen, das sich gegenüber den Büros seiner Zeitung befindet. Der Generalbundesanwalt von Quintana Roo sagte, das Haus werde von Drogendealern benutzt. Seiner Meinung nach besteht kein Zusammenhang zwischen den Angriffen auf das Haus und der journalistischen Arbeit der Zeitungsredaktion von „Que Quintana Roo se entere“.

Angriffe auf Journalisten häufen sich in Mexiko. Am 22. August steckten Unbekannte in Mérida das Auto des Journalisten Jaime Vargas Chablé, der für „Por Esto!“ tätig ist, mit einer selbstgemachten Bombe in Brand; dabei wurde niemand verletzt. Im Juni wurde das Auto eines weiteren Journalisten in Brand gesteckt, das zu diesem Zeitpunkt vor dessen Haus geparkt war. Die betroffenen Journalisten haben darüber berichtet, dass die Regierung in Mérida in Korruptionsfälle verstrickt sei. Zu Beginn dieses Monats wurden im Bundesstaat Oaxaca bei einem Angriff auf eine regierungskritische Zeitung zwei Menschen verletzt. Der Nachrichtenagentur „Associated Press“ zufolge wurden in Mexiko seit 2004 zehn Journalisten von bewaffneten Angreifern getötet, ein Journalist wird noch vermisst. Einige Medien schützen ihre Büros aus diesem Grund bereits mit privaten Sicherheitskräften. Ruben Aguilar, ein Sprecher des Präsidenten Vicente Fox, verurteilte die Angriffe auf Journalisten und die Pressefreiheit. Ruben Aguilar sagte, die Bundesregierung bemühe sich um den Schutz von Journalisten.

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Quellen