USA: Obdachlose mischen sich unter Occupy-Protestierer

Veröffentlicht: 17:42, 4. Nov. 2011 (CET)
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New York (USA), 04.11.2011 – Nach einem Bericht der New York Times nehmen an den landesweiten „Occupy“-Protesten zunehmend auch Obdachlose aus den jeweiligen Städten teil. Sowohl die Motivation für die Teilnahme als auch der Umgang der originären Protestierer mit den neuen Mitstreitern sind unterschiedlich.

Obdachloser in den USA

Die Zeltstädte der kapitalismuskritischen Bewegung, die in vielen Städten in den USA errichtet wurden, verfügen über eigene Institutionen einer sozialen Infrastrukur. Essensausgaben, Kleiderkammern, Ansätze einer medizinischen Versorgung und Gelegenheiten für die Körperpflege sollen es den Teilnehmern ermöglichen, für einige Zeit in den Zeltstädten zu leben. Die Zeltstädte werden von den lokalen Polizeibehörden zumeist toleriert und die Anwesenden müssen nicht befürchten, Opfer von Straftaten zu werden.

In den USA finden Obdachlose in der Regel keine derartigen Rahmenbedingungen vor. In viele der grundsätzlich offenen Zeltstädte sind deshalb auch Obdachlose eingezogen. Da es sich bei ihnen regelmäßig um Betroffene jener Missstände handelt, gegen die die „Occupy“-Bewegung agitiert, ist eine Abgrenzung zwischen einem „Schmarotzertum“ und einer Miteinreihung in die politische Bewegung für beide Seiten nicht einfach.

Diskutiert wird die Anwesenheit der Obdachlosen nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie im Saldo eher von der Solidarität innerhalb der Zeltstädte profitieren, sondern auch und vor allem deswegen, weil ein erheblicher Teil der Obdachlosen unter nicht behandelten psychischen Erkrankungen leidet. In den USA besteht auf dem Gebiet der medizinischen und psychosozialen Betreuung für gefährdete Personenkreise eine Versorgungslücke[1]. Einige der Obdachlosen fallen den Protestierern unangenehm auf, wenn sie unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen stehen, oder wenn sie ein Kommunikationsverhalten an den Tag legen, das nicht den Konventionen in den Demonstrantenmilieus entspricht. In einigen Camps werden Alkohol und Drogen grundsätzlich nicht akzeptiert, in anderen durchaus.

Die von der New York Times befragten Obdachlosen haben teilweise angegeben, sich hauptsächlich aufgrund der Versorgung und der Sicherheit in die Zeltstädte zu begeben, während sich andere explizit mit den von der Bewegung vertretenen politischen Positionen identifizieren.

Die deutsche Publikation „Junge Welt“ geht davon aus, dass die Behörden in den USA versuchen, Obdachlose und verurteilte Straftäter unter die Protestierer zu mischen, um sie zu diskreditieren.


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Nachweise

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<references>

  1. Homelessnes in the United States