US-Bürgermeister gegen Wasserpläne von RWE

Artikelstatus: Fertig 17:22, 13. Apr. 2006 (CEST)
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Essen (Deutschland), 13.04.2006 – Sieben Bürgermeister US-amerikanischer Städte haben in einer gemeinsamen Erklärung vom Montag Kritik an den Plänen des Versorgers RWE zum Börsengang der RWE-Tochter „American Water“, die in 29 US-Bundesstaaten und drei kanadischen Provinzen tätig ist, geübt. Die Bürgermeister fordern von Harry Roels, dem Vorstandsvorsitzenden von RWE, dass der deutsche Konzern zuerst mit interessierten Städten über den Kauf der Wasserversorgung verhandelt, bevor der Börsengang von „American Water“ vorangetrieben wird. Laurel Prussing, die Bürgermeisterin von Urbana, Illinois, reist aus diesem Grund zur ordentlichen Hauptversammlung von RWE, die heute ab 10:00 Uhr in Essen stattfindet. Der „Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre“ will den Auftritt der Bürgermeisterin auf der Hauptversammlung unterstützen.

RWE-Turm in Essen

Im November hatte RWE angekündigt, sich von „American Water“ zu trennen, und zog neben einem Börsengang der Firma auch einen Verkauf an Finanzinvestoren in Erwägung. Die Pläne zum Börsengang wurden im März dieses Jahres von RWE bekräftigt. Nach Angaben von RWE versorgt „American Water“ 18 Millionen Kunden mit Trinkwasser und Abwasserdienstleistungen. Das Unternehmen ist damit der größte private Wasserversorger der USA. Im Geschäftsjahr 2004 machte das Unternehmen mit 7.000 Mitarbeitern einen Umsatz von zwei Milliarden US-Dollar. „Wir betrachten American Water als Gesamtunternehmen in 29 US-Bundesstaaten und drei kanadische Provinzen, und es ist weiter unser Ziel, dies insgesamt an die Börse zu bringen“, sagte ein Firmensprecher von RWE am Freitag zu den Plänen eines Börsengangs und der Kritik der US-Bürgermeister. Im Jahr 2003 hatte RWE „American Water“, ein im Jahr 1886 gegründetes Unternehmen, für einen Preis von 4,5 Milliarden Euro gekauft. Im vergangenen Jahr musste RWE 759 Millionen Euro wegen „American Water“ abschreiben. Firmensprecher Bill McAndrews nahm gegenüber der Nachrichtenagentur AP Bezug auf eine Kundenbefragung, bei der 93 Prozent der Kunden von „American Water“ gesagt hätten, sie seien mit den Leistungen der Firma zufrieden.

Organisationen aus den USA und Deutschland sowie Laurel Prussing präsentierten auf einer Pressekonferenz in Berlin am 10. April 2006 ihre Argumente für den Kauf der städtischen Wasserversorgung durch die Städte und Gemeinden, die das Wassergeschäft künftig in Eigenregie führen wollen. Laurel Prussing sagte auf der Pressekonferenz: „Unsere Erfahrungen in Illinois haben uns gelehrt, dass wir eine lokale Kontrolle über die Wassersysteme benötigen.“ Der Besitz der Wasserversorgung durch einen Großkonzern habe laut Laurel Prussing dazu geführt, dass Wasser abgekocht werden musste und Feuerhydranten nicht benutzt werden konnten, als die Feuerwehr sie benötigt hatte. Am erschreckendsten sei aber, so die Bürgermeisterin, die starke Beeinflussung lokaler Regierungen durch RWE. So habe RWE Millionen von US-Dollar investiert, um regionale Wahlen zu beeinflussen. In der Pressemitteilung, die von sieben Bürgermeistern und zwei gewählten Vertretern lokaler Regierungen unterzeichnet wurde, heißt es, dass die Politiker gewählt wurden, um den Bewohnern ihrer Gemeinden zu dienen. Ohne den öffentlichen Besitz der Wasserversorgung seien sie daran gehindert dies zu tun, so die Unterzeichner. Die Städte seien bereit, einen fairen Preis für den Kauf der städtischen Wasserversorgung zu bezahlen, sagte die Bürgermeisterin weiter. Auch in Berlin und Mühlheim fordern Bürger den Rückkauf der Wasserversorgung durch die Stadt.

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Quellen