UN-Beamter beschuldigt Sri Lanka der Rekrutierung von Kindersoldaten

Artikelstatus: Fertig 22:24, 13. Nov. 2006 (CET)
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Colombo (Sri Lanka), 13.11.2006 – Ein UN-Vertreter hat heute die srilankische Regierung beschuldigt, Kindersoldaten zu rekrutieren. Allan Rock, ein Berater des UNO-Repräsentanten für Kinder und bewaffnete Konflikte, sagte, er verfüge über glaubwürdige Beweise dafür, dass die srilankischen Sicherheitskräfte den Karuna-Rebellen, einer paramilitärischen Gruppe, die gegen die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) kämpfen, bei der Entführung von tamilischen Kindern geholfen hätten, die anschließend hätten für die Karuna-Rebellen kämpfen müssen. Die Karuna-Rebellen entstanden 2004 als Abspaltung von der LTTE und werden von Colonel Karuna geführt. Auch gegen die LTTE wurde mehrmals der Vorwurf erhoben, Kindersoldaten im bewaffneten Konflikt mit den Regierungstruppen einzusetzen.

Die srilankische Armee streitet die Vorwürfe von Allan Rock vehement ab. Laut „News.bbc.co.uk“ steht in einer Stellungnahme der Armeeführung, dass die Vorwürfe völlig irreführend seien. Auch ein Sprecher der Karuna-Rebellen wies die Vorwürfe zurück und behauptete, seine Gruppe würde eher Kindern Schutz bieten, die sich auf der Flucht vor Kämpfern der LTTE befänden. Allan Rock, der sich zu einer zehntägigen Beobachtermission in Sri Lanka aufgehalten hat, spricht dagegen davon, dass er direkte und indirekte Beweise für eine Mittäterschaft und eine direkte Beteiligung staatlicher Sicherheitskräfte an der Rekrutierung von Kindersoldaten gefunden habe. Der srilankische Präsident Mahinda Rajapaksa kündigte eine gründliche Untersuchung der Vorwürfe an, nachdem es eine Unterredung zwischen ihm und Allan Rock gegeben hatte. Ein hochrangiger Armeeangehöriger, der bei der Präsentation der Ergebnisse des UN-Beamten anwesend war, wollte die Vorwürfe laut „PTI“ nicht kommentieren. Es ist das erste Mal, dass derartige Vorwürfe gegen die srilankische Regierung erhoben werden. Die Regierung hat lange bestritten, die Karuna-Rebellen aktiv zu unterstützen. Den Untersuchungen der von Allan Rock geleiteten Beobachtermission zufolge sollen Kinder im Alter von 13 und 14 Jahren aus Dörfern entführt worden sein. Die staatlichen Sicherheitskräfte hätten die Vorfälle nicht untersucht. Die Vorwürfe stützten sich auf Augenzeugenberichte und anekdotenhafte Erzählungen. Insgesamt seien im untersuchten Zeitraum 164 dieser Fälle registriert worden (es gibt unterschiedliche Angaben in verschiedenen Medien). Nach Angaben von UNICEF könnte die tatsächliche Anzahl dreimal so hoch sein.

Die Vorfälle haben sich laut der srilankischen Zeitung „Colombo Page“ in Batticaloa, im Osten der Insel, ereignet. Ein in der Onlineversion der Zeitung veröffentlichter Artikel enthält die Stellungnahme der Armeeführung, in der die Beweise der Beobachtermission angegriffen werden. Die Tatsache, dass die Regierung Kindersoldaten rekrutiere, trage dazu bei, dass die LTTE auch weiter Kindersoldaten einsetze, so Allan Rock. Nach Angaben des UN-Beamten haben die „Tamil Tigers“ angekündigt, bis zum 1. Januar 2007 alle minderjährigen Kämpfer freizulassen. Der Einsatz von Kindersoldaten war von der LTTE im letzten Monat als „ungesetzlich“ erklärt worden. Der Mission zur Beobachtung des Waffenstillstandsabkommens zwischen der Regierung und der LTTE zufolge, kamen in diesem Jahr mindestens 2.000 Menschen im bewaffneten Konflikt ums Leben, darunter viele Zivilisten.

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Quellen