Statt Kriminaltango – Beschallung mit Opern soll U-Bahnhöfe sicherer machen

Veröffentlicht: 21:50, 6. Aug. 2007 (CEST)
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Berlin (Deutschland), 06.08.2007 – Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) planen, noch in diesem Jahr in Berliner U-Bahnhöfen klassische Musik zu spielen, um Drogenhändler oder Obdachlose zu vertreiben. Die Unternehmenssprecherin Petra Reetz kündigte an, dass zunächst zwei Bahnhöfe mit Ouvertüren italienischer Opern ohne Gesang beschallt werden sollen. Es werde gerade geprüft, welche das sein sollen. Der Versuch kann in zwei bis drei Monaten gestartet werden.

In erster Linie wird auf den psychologischen Effekt gesetzt, dass Obdachlose oder Drogenhändler wie in Hamburg andere Örtlichkeiten aufsuchen, wenn sie dauerhaft klassische Musik zu hören bekommen. Das soll vor allem die Sicherheit der Bahnhöfe erhöhen und dazu führen, dass sich die Fahrgäste sicherer fühlen. Klassische Musik kann auch Fahrgäste beruhigen, die sich nur kurz im Bahnhof aufhalten. Auf mögliche Probleme soll beispielsweise in Form von leiser Musik Rücksicht genommen werden, etwa wenn sich Kioskverkäufer oder Behinderte gestört fühlen.

In München werden zehn Bahnhöfe beschallt. Dort wurden wie in Barcelona und Montreal gute Erfahrungen gemacht. In Hamburg empfanden viele Fahrgäste den Musikeinsatz als positiv, so Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum, auch deshalb, weil die Drogenszene die betreffenden U-Bahnhöfe verlassen habe. Gespielt werden Mozart, Schubert, Brahms, Chopin, Beethoven und Bach, meistens instrumental. Insgesamt wird aus rund 1.800 Stücken gewählt. So ist die Wahrscheinlichkeit niedrig, im Bahnhof beim Vorbeigehen ein Stück mehrmals zu hören. Es gebe sogar Anrufer, die wissen wollten, welches Stück zu einem bestimmten Zeitpunkt gespielt worden sei. Die Interessenten werden an die Düsseldorfer Firma „Muzak Funktionelle Musik“ verwiesen, die zum Muzak-Konzern aus den USA gehört und die Titelauswahl vornimmt.

Die Musik ist in Hamburg ein Mittel, um die Sicherheit zu erhöhen. Mehr Personal, häufigere Bahnhofsreinigungen sowie das rasche Entfernen von Graffiti gehörten laut Kreienbaum auch dazu. Der Berliner Fahrgastverband IGEB wiederholte seine Forderung nach dem Einsatz von mehr Personal in den Berliner U-Bahnhöfen. Die BVG will vor allem Kameras einsetzen und damit schwerpunktmäßig U-Bahnhöfe sicherer machen, da hier die meisten Straftaten verübt werden. In Zukunft werden die Kameraaufnahmen aller 170 Berliner U-Bahnhöfe 24 Stunden gespeichert. Zwei Millionen Euro wird die Nachrüstung der Computer kosten, die die Bilder aufzeichnen, so Betriebsvorstand Thomas Necker.

Alle in Zukunft angeschafften Züge sind direkt mit Kameras ausgestattet, die subjektiv empfundene Sicherheit der Fahrgäste und auch die objektiv messbare Sicherheit werde so gesteigert. Zurzeit werden ausschließlich Bilder auf den 70 Bahnhöfen der Linien U2, U6 und U8 gespeichert. Auf den anderen Bahnhöfen geschieht eine Aufzeichnung nur bei Betätigung der Notrufsäule oder, wenn ein Mitarbeiter die Speichertaste drückt, weil er auf einem Monitor etwas Verdächtiges sieht. Die Auswertung der Polizeistatistik zeigt, dass die Zahl der Straftaten auf den Bahnhöfen gesunken ist. Die Kameras schrecken Straftäter anscheinend ab. Der Hauptabteilungsleiter für Service und Sicherheit dazu: „Wer sich dort heute noch erwischen lässt, ist einfach dumm.“ Die Kameras trügen nachweislich dazu bei, Delikte aufzuklären. Die drei Männer, die im Juni einen Afrikaner ins Koma geprügelt hatten, stellten sich, weil die Polizei durch Veröffentlichung der Kamerabilder einen für die Täter zu hohen Fahndungsdruck erzeugte. Immer häufiger nutzen Polizei und Staatsanwaltschaft die Kameraaufzeichnungen. „Die Zahl ist explosionsartig gestiegen. Anfang des Jahres verzeichneten wir pro Monat 40 bis 50 Anfragen – heute 70 bis 80", so Reichel.

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Quellen