Spannung bei den Historikern: Was geschah mit der „Graf Zeppelin“?
Artikelstatus: Fertig 15:40, 29. Jul. 2006 (CEST) Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben. |
Danzig (Polen), 29.07.2006 – Die Historiker können eventuell bald eine Frage klären, mit deren Beantwortung sie eigentlich so schnell nicht mehr gerechnet hatten: Was geschah mit der „Graf Zeppelin“? Die polnische Erdölgesellschaft Petrobaltic hatte bei der Suche nach neuen Ölvorkommen das Wrack des deutschen Flugzeugträgers „Graf Zeppelin“ in der Ostsee entdeckt. Amateurhistoriker gaben am 12. Juli dem Unternehmen einen Hinweis.
Dass es sich dabei tatsächlich um das angegebene Kriegsschiff handelt, ist mittlerweile so gut wie sicher. Der Kommandeur und Expeditionsleiter Dariusz Beczek vom Forschungsschiffes „Arctowski“ gibt nach einer ersten Analyse der Deckkonstuktion und der Aufbauten eine Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent an.
Im Zentrum steht dabei die Frage: Was geschah mit dem ersten und einzigen deutschen Flugzeugträger, der nie zum Einsatz kam, nachdem die Deutschen ihn am 25. April 1945 geflutet und gesprengt hatten? Man wollte so verhindern, dass die Sowjets das Schiff erbeuten konnten. Vor der Sprengung wurde das unfertige Schiff nach Stettin geschleppt und in einem Seitenarm der Oder verankert. Grund: Aufgrund des Krieges reichten die Werftkapazitäten nicht aus, um es fertigzustellen.
Die geschichtlichen und technischen Daten, die den Historikern aus der Zeit des Baus bis in das Jahr 1945 zurzeit vorliegen, können hingegen als gesichert gelten. Interessant ist die Tatsache, dass 1935 eine deutsche Kommission nach Ostasien reiste, um den japanischen Flugzeugträger Akagi zu begutachteten. Die Arbeiten begannen schliesslich am 28. Dezember 1936 in Kiel, bei den Deutschen Werken, und wurden am 8. Dezember 1938 vorläufig beendet. Das Projekt kostete 92,7 Millioenen Reichsmark und lief unter den Augen der Tochter von Graf Zeppelin vom Stapel. Zwar befahl Adolf Hitler noch im Jahr 1942 das Schiff zu vollenden, 1943 jedoch wurde auf Befehl des Diktators die Arbeiten eingestellt. Alle großen Einheiten der Marine sollen außer Dienst gestellt werden, außerdem wollte man sich auf den Bau von U-Booten konzentrieren.
Harald Bolten hat auf seiner Internetseite alleine sieben Theorien zusammengetragen, wie es nach der Sprengung durch die Deutschen weiterging. Alle haben eines gemeinsam: Die Sowjetunion hat sich anschließend des Schiffes angenommen.
Häufig wird die These vertreten, dass die Sowjets das 260 Meter lange Schiff als Studienobjekt benutzten, so etwa sagt es der Historiker Ulrich Israel. Er schrieb sie in seinem Buch „Graf Zeppelin – Einziger deutscher Flugzeugträger“ nieder. Sie testeten an der Graf Zeppelin, wie Flugzeugträger am besten zu bekämpfen sind. Angeblich sind mehrere Bomben an Bord gezündet worden. Zum Schluss hätten zwei Torpedos das Schiff versenkt. Dass das Schiff beschossen wurde, wird mittlerweile von den Entdeckern auf der „Arctowski“ unterstützt. Das Schiff müsse durch eine Torpedosalve in den Bug gesunken sein, sagte Beczek.
Andere Theorien besagen, dass das Schiff wieder flott gemacht wurde und mit Kriegsbeute beladen in Richtung Sowjetunion abgefahren ist. Dort sei es dann auf eine Mine gelaufen und gesunken. Dieses scheint sich nun jedoch nicht zu bewahrheiten.
Wie es nun weitergeht, ist zurzeit noch unklar. Gemäß dem Internationalen Seerecht fällt das Schiff nun in die Zuständigkeit der Bundesrepublik Deutschland, allerdings befinde man sich noch in der Prüfung der Zuständigkeiten. Hanz Günter Martin von der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie (Deguwa) erwartet in nächster Zeit erste Expeditionen. Eine Tauchtourismuswelle werde aber nicht erwartet, da das Wrack in 80 Metern Tiefe liegt. Die Ostseezeitung will erfahren haben, dass der deutsche Wracktaucher Ulrich Restemeyer aus Wismar noch in diesem Jahr eine Expedition starten wolle.
Die Graf Zeppelin wurde mit Turbinen angetrieben, die insgesamt eine Leistung von 200.000 PS erzeugten. So konnte eine Geschwindigkeit von 33,8 Knoten erreicht werden. Vorgesehen waren unter anderem 42 Flugzeuge verschiedenster Typen, die auf dem Schiff stationiert werden sollten.
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Quellen
- Spiegel Online: „Sonar identifiziert Nazi-Flugzeugträger“ (28.07.2006)
- UnterWasserWelt: „Deutscher Flugzeugträger in der Ostsee?“ (ohne Datumsangabe)
- Lexikon der Wehrmacht: „Flugzeugträger ‚Graf Zeppelin‘“ (ohne Datumsangabe)
- Spiegel Online: „Das Ende der ‚Graf Zeppelin‘“ (27.07.2006)
- Märkische Allgemeine: „Die ‚Graf Zeppelin‘ taucht aus der Versenkung auf“ (29.07.2006)
- Rheinische Post: „Wrack der ‚Graf Zeppelin‘ entdeckt“ (27.07.2006, 15:17 Uhr)
- german-navy.de: „Graf Zeppelin“ ( ) (25.06.2003)