Siemens verlangt sechs Millionen Euro vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer
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München (Deutschland), 17.01.2009 – Der Aufsichtsrat der Siemens AG fordert von seinem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich von Pierer und zehn weiteren ehemaligen Vorstandsmitgliedern, darunter auch Pierer-Nachfolger Klaus Kleinfeld, Schadenersatz in Millionenhöhe. Von Pierer soll sechs Millionen Euro zahlen, bei den anderen Vorstandsmitgliedern liegt die geforderte Summe jeweils zwischen einer und fünf Millionen Euro.
Den ehemaligen Vorständen wird eine Verletzung ihrer Dienstpflichten vorgeworfen. So sollen sie das Schmiergeldsystem ermöglicht haben, deretwegen Siemens von Gerichten in Deutschland und den Vereinigten Staaten wegen Korruption zu Strafen in einer Höhe von insgesamt 1,2 Milliarden Euro verurteilt worden war. Die Münchner Staatsanwaltschaft und US-Behörden waren bei den Ermittlungen gegen den Konzern zu dem Ergebnis gekommen, dass Siemens jahrzehntelang in globalem Maßstab Unternehmen, Behörden und sogar Regierungen bestochen hatte, um Aufträge zugesprochen zu bekommen. Zwischen 2001 und 2007 sollen Mitarbeiter des Konzerns insgesamt 4.283 Schmiergeldzahlungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro getätigt haben. Der finanzielle Gesamtschaden für den Konzern, der durch die Aufdeckung des Korruptionsskandals in Form von Geldstrafen und weiteren Kosten entstanden ist, wird auf bis zu zwei Milliarden Euro geschätzt. Der Konzern hofft, sich außergerichtlich mit den ehemaligen Vorständen einigen zu können. Eine langwierige gerichtliche Auseinandersetzung wolle man vermeiden, um einen weiteren Image-Schaden für den Konzern abzuwenden. Gegen mehrere ehemalige Siemens-Vorstandsmitglieder laufen noch Ordnungswidrigkeitenverfahren der Staatsanwaltschaft wegen Verletzung der Aufsichtspflichten.
Heinrich von Pierer galt vor dem Bekanntwerden des Schmiergeldskandals als einer der renommiertesten Manager in Deutschland. Von 1992 bis 2005 war von Pierer Vorstandsvorsitzender von Siemens. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Geschäft nahm er die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden in dem Konzern ein. Für mehrere Bundeskanzler (Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Angela Merkel) war von Pierer außerdem als Berater tätig. Pierer selbst hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe stets zurückgewiesen.