Scheinhinrichtung durch Bundeswehr in Afghanistan
Artikelstatus: Fertig 23:21, 4. Nov. 2006 (CET) Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben. |
Kabul (Afghanistan) / Berlin (Deutschland), 04.11.2006 – Im Jahr 2002 haben Soldaten der Bundeswehr bei einer Patrouillenfahrt in Kabul eine Scheinhinrichtung durchgeführt. Das berichtet die Berliner Morgenpost unter Berufung auf einen Bundeswehr-Unteroffizier aus Berlin. Sie hätten einen Jungen zu sich gerufen. Daraufhin habe ihn einer der Soldaten in den Schwitzkasten genommen und ihm eine Waffe an den Kopf gehalten. Die Kameraden hätten ihn dabei mit einer Digitalkamera fotografiert. Danach habe man dem Jungen einen Dollar gegeben und wieder freigelassen. Während der Aktion habe der Junge große Ängste ausstehen müssen, alle bis auf einen Soldaten hätten sich daran erfreut.
Spiegel Online weist in seinem Artikel daraufhin, dass die Berliner Morgenpost zwar im Plural von „Scheinhinrichtungen“ spricht, jedoch werde in dem Artikel nur ein Fall geschildert.
Die Vorwürfe waren gestern in einer Vorabveröffentlichung der heutigen Ausgabe der Berliner Morgenpost an die Öffentlichkeit gelangt. Gegenüber Spiegel Online wollte sich ein Sprecher der Berliner Morgenpost nicht dazu äußern, ob ihnen auch Bilder dazu vorlägen. Während „Die Welt“ in ihrer heutigen Onlineausgabe behauptet, sogar eine eidesstattliche Erklärung darüber vorliegen zu haben, dass sich der Vorfall so ereignet hat, waren vom Verteidigungsministerium gestern nur zurückhaltende Worte zu hören. Ein Ministeriumssprecher sagte gestern Abend gegenüber der dpa in Berlin: „Denjenigen, der dies behauptet, fordern wir auf, uns umgehend die notwendigen Beweise vorzulegen, damit wir den Vorwürfen schnell und gründlich nachgehen können.“
Im Jahr 2002 war die Bundeswehr bereits in Afghanistan im Einsatz. Der Deutsche Bundestag erteilte am 22. Dezember 2001 das Mandat für die Beteiligung der Bundeswehr am ISAF-Einsatz, am 8. Januar 2002 wurden die ersten deutschen Vorauskräfte nach Afghanistan in Marsch gesetzt. Die Bundeswehr definiert das Einsatzgebiet in Kabul auf ihrer Homepage wie folgt: „Im südöstlichen Teil sowie im Zentrum des Kabuler Gebiets sind mehrheitlich Paschtunen ansässig. Die nordöstlichen und nordwestlichen Ortsteile Kabuls werden von Tadschiken besiedelt. Im westlichen Zentrum leben die Hazara. Daneben gibt es im Norden, Südosten und im Zentrum der Stadt kleinere ethnisch heterogene Viertel, die keiner Ethnie vorrangig zugeschrieben werden können.“
Themenverwandte Artikel
Quellen
- n-tv: „Bundeswehr-Skandal – Scheinhinrichtung in Afghanistan“ (04.11.2006)
- Spiegel Online: „Neue Afghanistan-Vorwürfe: Bundeswehr soll Kindern Todesangst eingejagt haben“ (04.11.2006)
- Bundeswehr: „Der Bundeswehr Einsatz in Afghanistan (ISAF)“ (04.08.2005)
- welt.de: „Bundeswehr: ‚Soldaten spielten Scheinhinrichtung mit afghanischem Jungen‘“ (04.11.2006)
- focus.msn.de: „Vorwürfe gegen Bundeswehr: ‚Scheinhinrichtung mit Kindern‘“ (04.11.2006, 19:05 Uhr)