Rom: Grab eines Mafioso wurde im Fall eines vor 29 Jahren verschwundenen Mädchens geöffnet

Veröffentlicht: 20:49, 15. Mai 2012 (CEST)
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Rom (Italien), 15.05.2012 – Nach anonymen Hinweisen sollten sich im Grab eines berüchtigten Mafioso Hinweise auf einen 29 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall befinden. Damals war die 15-jährige Emanuele Orlandi, Tochter eines Vatikanangestellten, spurlos auf dem Weg zur Musikstunde verschwunden. Jetzt wurde das Grab mit Genehmigung des Heiligen Stuhls geöffnet.

Innenraum der Basilika Sant'Apollinare, in deren Krypta sich das Grab befindet

Bei dem Mafioso, der in seiner Totenruhe gestört wurde, handelt es sich um Enrico De Pedis, er wurde am 2. Februar 1990 erschossen. Damals war er Chef der Magliana-Bande, getötet wurde er von einem konkurierenden Mafiaclan. Der Magliana-Clan war bekannt für Mord, Raub, Erpressungen und Entführungen. Eine Aussage der früheren Lebensgefährtin von De Pedis bestätigte die anonymen Anrufe, danach soll der Mafioso an der Entführung des Mädchens beteiligt gewesen sein. Auch gab es Mutmaßungen, der Fall stehe in Verbindung mit dem Attentat auf Johannes Paul II. durch Ali Agca.

Bei der Exhumierung wurde neben dem Sarg eine Kassette mit Knochen gefunden. Zwischenzeitlich geht man aber davon aus, dass diese 200 oder 300 Jahre alt sind. In der Basilika werden sonst nur ranghohe Kirchenmänner zur letzten Ruhe gelegt. Wie der Mafiaboss dort seine Grabstätte erhalten hat, wirft Fragen auf. Im Sarg lag De Pedis, das bestätigten Spezialisten, die den Leichnam untersucht hatten. Der Bruder der Vermissten ist weiter bemüht, ihr Schicksal aufzuklären: Es sei ein Akt der Liebe gegenüber seiner Schwester, die Unrecht erlitten habe: „Sie haben ihr nicht erlaubt, ihr Leben zu leben.“

Bild der am 22. Juni 1983 verschwundenen 15-jährigen Emanuele Orlandi

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Quellen Bearbeiten