Rheinland-Pfalz will die Hauptschule abschaffen

Veröffentlicht: 20:14, 30. Okt. 2007 (CET)
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Mainz (Deutschland), 30.10.2007 – Rheinland-Pfalz will die Hauptschule als Schultyp abschaffen. Ab dem Schuljahr 2009/10 soll der Hauptschulabschluss innerhalb der Realschule angeboten werden. Die ehemaligen Hauptschulen werden dann zum Schuljahr 2013/14 auslaufen. Das gab die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) am Dienstag in Mainz bekannt. Die Ministerin kündigte eine Novellierung des Schulgesetzes von Rheinland-Pfalz an.

Die so umgestaltete Realschule soll dann „Realschule plus“ heißen. Hintergrund der Gesetzesnovelle sind sinkende Schülerzahlen im Hauptschulbereich. Zudem konstatieren Beobachter ein Imageproblem der Hauptschule. In der neuen „Realschule plus“ soll es eine Orientierungsstufe bis zur siebten Klasse geben, die Schülerzahlen in diesem Bereich sollen auf 25 begrenzt werden. Weiterhin soll es für die neuen Realschulen möglich sein, Schüler und Schülerinnen auch bis zur Fachhochschulreife nach Abschluss der zwölften Klasse zu begleiten.

Lehrerverbände kritisierten das Vorhaben. Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, sagte, die Abschaffung der Hauptschule schaffe nicht die Hauptschüler und „und deren individuelle Bedürfnisse auf Förderung“ ab. Der GEW-Landesvorsitzende Tilman Boehlkau kritisierte das vorgestellte Konzept zur neuen Schulstruktur als nicht weitgehend genug und nannte es ein „falsches Signal“, dass die „Realschule plus“ nun auch weiterhin den Hauptschulabschluss vergeben soll. „Das Konzept der Landesregierung ändert nichts daran, dass SchülerInnen nach wie vor mit 10 Jahren – und damit viel zu früh – auf unterschiedliche Schularten aufgeteilt werden, obwohl alle ernst zu nehmenden BildungswissenschaftlerInnen das zu frühe Aufteilen für eine wesentliche Ursache der mittelmäßigen Schülerleistungen in Deutschland halten,“ so Boehlkau. Die GEW befürwortet nach seinen Worten eine grundlegende Schulreform mit dem Ziel „Eine Schule für Alle“. Insbesondere biete der weiterhin vergebene Hauptschulabschluss keine besseren Chancen für diese Schülerschaft auf dem Stellenmarkt als bisher.

Als positiv bewertete der GEW-Landesvorsitzende die Tatsache, dass die Bestandsgarantie für gegliederte Schulformen im Umfeld intergrierter Gesamtschulen (IGS) aufgehoben werde. Das werde die Neugründung von IGSen erleichtern. Positiv sei auch zu bewerten, dass in der neuen „Realschule plus“ die Möglichkeit geschaffen werden soll, die Fachhochschulreife nach zwölf Jahren zu vergeben.

Dass die Landesregierung mit ihrer heutigen Erklärung eine Kehrtwende zu ihrer bisherigen Politik im Schulbereich einleitet, wird aus der Tatsache deutlich, dass die Ministerin auf dem Bildungsserver der Landesregierung immer noch mit den Worten zitiert wird: „Die Hauptschulen des Landes Rheinland-Pfalz sind leistungs- und entwicklungsfähige Schulen. Das haben sie immer bewiesen. Die Veränderungen in unserer Gesellschaft wurden hier stets auch als pädagogische Herausforderung begriffen und angepackt.“

Auch in anderen Bundesländern steht die Hauptschule auf dem Prüfstand. Während in Hamburg bereits im April die Weichen auf eine Abschaffung dieses Schultyps gestellt wurden und sie durch völlig neuartige so genannte „Stadtteilschulen“ ersetzt werden sollen, will das Bundesland Hessen an den Hauptschulen festhalten: „Das Abschaffen der Hauptschule löst die Probleme der Hauptschüler nicht“, sagte Kultusministerin Karin Wolff (CDU) heute. Vielmehr müsse die Hauptschule gestärkt und stärker praktisch ausgerichtet werden.

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