Raúl Castro: „Meinem Bruder geht es besser.“

Artikelstatus: Fertig 23:27, 19. Aug. 2006 (CEST)
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Havanna (Kuba), 19.08.2006 – Raúl Castro, der Bruder des erkrankten kubanischen Staatspräsidenten, hat heute zum ersten Mal seit der Übergabe der Amtsgeschäfte von Fidel Castro an ihn ein Zeitungsinterview gegeben. Diese Tatsache allein hat bereits Nachrichtenwert, weil es in den Wochen seit der Erkrankung Fidel Castros immer wieder Gerüchte über eine vorzeitige Abdankung des kubanischen Revolutionsführers gegeben hatte. Fidel Castro ist mit einer Regierungszeit von 47 Jahren der am längsten amtierende Staatspräsident der Welt.

Vor allem bei Exil-Kubanern machten Gerüchte die Runde, hinter den Kulissen der kubanischen Parteiherrschaft tobten Machtkämpfe um die Castro-Nachfolge. Diese stützten sich vor allem auf die Tatsache, dass sich der Bruder des Präsidenten, der zurzeit die Staatsmacht Kubas repräsentiert, seit dem krankheitsbedingten Abtritt Fidel Castros von der politischen Bühne kein einziges Mal in der Öffentlichkeit habe blicken lassen – bis auf den Empfang für den venezolanischen Staatspräsidenten Chávez vor drei Tagen. Nun brach Raúl Castro sein Schweigen. Er gab der Parteizeitung Granma ein Interview. Er äußerte sich positiv über den Gesundheitszustand seines Bruders. Dieser habe eine außerordentliche körperliche und mentale Verfassung. Zu seiner geringen öffentlichen Präsenz seit der Übernahme der Geschäfte des Staatspräsidenten und Parteivorsitzenden erklärte Raúl Castro: „Ich bin nicht gewöhnt, außer wenn es nötig ist, häufig öffentliche Auftritte zu machen.“ Diejenigen im Ausland, die darüber „spekulieren, wann ich im Fernsehen oder in den Zeitungen erscheine oder nicht“, kümmerten ihn nicht. „Ich bin immer diskret gewesen, das ist meine Art.“ Zuletzt hatte der Besuch des venezolanischen Präsidenten, Hugo Chávez, dazu beigetragen, entsprechende Gerüchte über einen angeblichen Machtkampf zu zerstreuen.

Raúl Castro äußerte sich in dem Interview auch über das Verhältnis seines Landes zu den USA. Kuba sei angesichts der Wunschvorstellungen einiger „Falken“ in der US-Regierung bereit, jedweden Angriff abzuwehren. Deshalb habe er am 1. August eine substantielle Verstärkung der Kampfkraft der kubanischen Armee befohlen. Unter anderem seien einige zehntausend Reservisten und zivile Milizen mobilisiert worden. Die kubanische Führung habe eben nicht ausschließen können, dass in der US-Führung „jemand ausrastet“. Inzwischen wird jedoch unter Berufung auf Parteikreise berichtet, dass die zivilen Milizen wieder demobilisiert worden seien. Zum künftigen Verhältnis seines Landes zu den USA erklärte Castro, Kuba sei nach wie vor zu einer Normalisierung der Beziehungen bereit, jedoch auf „gleicher Augenhöhe“. In diesem Zusammenhang wies er Äußerungen von US-Präsident George W. Bush zurück, in denen dieser den Kubanern bei der Errichtung einer der Demokratie verpflichteten Übergangsregierung Unterstützung zugesichert hatte.

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