Percy Schmeiser auf Tour: Träger des Alternativen Nobelpreises gegen den Gentechnik-Riesen Monsanto

Veröffentlicht: 20:42, 13. Jan. 2008 (CET)
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Stuttgart (Deutschland), 13.01.2008 – Percy Schmeiser, Träger des Alternativen Nobelpreises 2007, ist derzeit unterwegs in Deutschland auf einer Vortragsreise, um von seinem Kampf gegen den Gentechnik-Konzern Monsanto und den Prozessen, die er für den Erhalt seiner Farm führen muss, zu berichten. Am Freitag, den 11. Januar, war er in Stuttgart im Forum3, wo Wikinews die Gelegenheit zum Interview hatte.

Percy Schmeiser, Träger des Alternativen Nobelpreises. Bild: Wettach.

Percy Schmeiser erhielt bereits im Jahr 2000 den Mahatma-Ghandi-Preis, war 25 Jahre Bürgermeister seiner Gemeinde und saß im kanadischen Landesparlament. Noch heute ist der 77-Jährige als Farmer in der Provinz Saskatschewan tätig. Als Farmer geriet er auch mit dem Chemieriesen Monsanto aneinander.

Schmeiser war Rapsfarmer und Rapszüchter im biologischen Landbau, kreuzte neue und alte Sorten und war – wie viele traditionelle Farmer weltweit – Saatbewahrer, verwendete also Samen aus der Ernte eines Jahres zur Aussaat im nächsten Jahr. Nachdem 1996 die nordamerikanischen Regierungen Freilandanbau für vier gentechnisch manipulierte Organismen (GMOs) genehmigt hatten – Raps, Mais, Soja und Baumwolle –, fand sich bald darauf durch den Anbau auf Nachbarfeldern auch ein geringer Anteil Genraps auf seinem Feld, und Monsanto machte, was sie laut Schmeiser seit Jahren mit Tausenden von Bauern in Kanada machen: Sie verklagten ihn wegen des unlizensierten Anbaus ihrer patentierten Organismen auf über 100.000 Dollar Schadenersatz, forderten seine ganze Ernte ein und verlangten ein Verbot, dass er sein eigenes jetzt „verunreinigtes“ Saatgut nicht mehr verwenden dürfe, weil es jetzt ihr patentiertes Gen enthalte. Als Monsanto 1998 in erster Instanz Recht bekam und Schmeisers Existenz gefährdet war, er aber nicht aufgeben wollte, wurde sein Fall weltweit bekannt, und sein Kampf zum Vorbild für viele kleine Bauern weltweit, die sich in ihrer Existenz bedroht sahen.

Bis der Fall beim Obersten Bundesgericht Kanadas, dem Supreme Court, angekommen war, hatte Monsanto seine Forderung bereits auf eine Million kanadische Dollar erhöht, Schmeiser zufolge seinen Nachbarn, für den Fall, dass sie ihm helfen würden, ebenfalls Prozesse angedroht, bei denen sie ihre Farm verlieren würden, ihn und seine Frau am Feld und in seiner Hauseinfahrt belagert und körperlich bedroht. Beim Supreme Court aber gewann Schmeiser, denn das Gericht entschied, dass er keinen Cent an Monsanto zahlen müsse und das Parlament die Gesetze diesbezüglich überprüfen und anpassen müsse. Zugleich aber entschied das Gericht, dass Monsantos Patente prinzipiell legal seien, und höhere Lebensformen, in denen sich dieses Gen befinde, Monsanto gehören würden. Wo aber, fragt Schmeiser, endet diese Regelung? Bei Bienen, Schweinen, Menschen?

Für Percy Schmeiser geht der Kampf weiter, auch vor Gericht: Am 23. Januar wird seine Gegenklage verhandelt, bei der er seinerseits nun Monsanto auf Schadensersatz verklagt, das es durch die unkontrollierte Verbreitung – Schmeiser nennt es „Verseuchung“ – durch seine GMOs Farmern wie ihm unmöglich macht, ihre Produkte als „gentechnikfrei“ weiter auf den Markt für organische Lebensmittel zu bringen.

Auch in Deutschland geht der Kampf gegen Monsanto weiter, wie Jürgen Binder, Imker und Aktivist des am 8. Januar gegründeten Vereins Gentechnikfreies Europa e.V., erzählte: Der Bauer Schultheiss aus Nürtingen hatte zur Selbsthilfe gegriffen und in einer angekündigten Protestaktion ganze drei Halme Genmais herausgerissen. Der angebliche Schaden für drei Maishalme: 240.000 Euro. Auch sein Fall soll in Kürze verhandelt werden.

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