Passauer Polizeichef niedergestochen

Veröffentlicht: 21:04, 14. Dez. 2008 (CET)
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Passau (Deutschland), 14.12.2008 – Am Samstagabend gegen 17.30 Uhr wurde der Polizeichef von Passau, Alois Mannichl (52), vor seiner Haustür von einem Unbekannten mit dem Messer angegriffen und dabei schwer verletzt. Der glatzköpfige, etwa 1,90 Meter große Täter habe an der Tür des Opfers geklingelt und soll ihm vor dem Messerstich in bayerischem oder österreichischem Akzent die Worte „Viele Grüße vom nationalen Widerstand“ zugerufen haben. Aufgrund dieses Tathergangs und weiterer verbaler Drohungen, die der Tat vorangingen, schließt die Polizei auf einen rechtsextremistischen Hintergrund der Tat.

Mannichl wurde im Krankenhaus operiert und ist außer Lebensgefahr. Die Messerklinge hatte ihn am Rippenbogen, nicht weit vom Herzen entfernt, getroffen.

Die Polizei setzte noch in der Tatnacht eine 20-köpfige Sonderkommission zur Ermittlung des Täters ein. Auch das bayerische Landeskriminalamt sowie die österreichische Polizei sind in die Ermittlungen eingeschaltet.

Für einen rechtsextremistischen Hintergrund spricht die besondere Situation in Passau. Als Polizeipräsident hatte sich Mannichl besonders bei der Bekämpfung rechtsextremistischer Gewalt einen Namen gemacht. Die Zahl rechtsextremer Straftaten hat sich in Passau 2008 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Gegen Neonaziaufmärsche ging Mannichl konsequent vor. Er arbeitet seit 35 Jahren für die bayerische Polizei, darunter auch in einigen Führungspositionen. Seit September 2004 ist er Polizeipräsident in Passau.

Der Focus weist auf einen weiteren Zusammenhang hin. Danach fand Ende Juli in Passau die Beerdigung des Altnazis Friedhelm Busse statt, zu der eine größere Zahl von Personen mit rechtsextremem Hintergrund, darunter die Führungsspitze der NPD einschließlich ihres Vorsitzenden Udo Voigt, erschienen sein soll. Bei der Beerdigung wurde eine Hakenkreuz-Fahne mit in das Grab gelegt. Später wurde das Grab von der Polizei wieder geöffnet und die Hakenkreuzfahne entfernt und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die NPD hatte anlässlich der Vorgänge um die Beerdigung auf ihrer Homepage getitelt: „Polizeidirektor Mannichl belästigt Trauergäste.“ Der Zusammenhang zu dem gestrigen Messerangriff auf den Polizeipräsidenten Passaus wird durch ein weiteres Zitat hergestellt, das dem Täter laut Oberstaatsanwalt Helmut Walch zugeschrieben wird. Der Messerstecher soll kurz vor dem beinahe tödlichen Messerstich gesagt haben: „Du linkes Bullenschwein, du trampelst nimmer auf den Gräbern unserer Kameraden herum.“ Medien sprechen davon, dass Mannichl innerhalb der rechten Szene durch sein konsequentes Vorgehen gegen rechtsextremistische Aktivitäten in Passau regelrecht zum „Feindbild“ der rechten Szene avancierte.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) maß dem Mordversuch grundsätzliche Bedeutung zu, wenn sich die Vermutung bestätigen sollte, dass die Tat einen rechtsextremistischen Hintergrund hat. Gegebenenfalls müsse man sogar „über ein Verbot der NPD neu nachdenken“.

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Quellen