Orkantief über Europa fordert Menschenleben

Veröffentlicht: 21:41, 25. Jan. 2009 (CET)
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Offenbach am Main (Deutschland) / Barcelona (Spanien) / Bordeaux (Frankreich), 25.01.2009 – Orkantief „Klaus“ hat mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 175 Stundenkilometern und Starkregen (20 bis 40 Liter pro Quadratmeter) in Europa sowie starkem Wellengang zwischen sechs bis neun Metern im französischen „Golf von Gascogne“ beziehungsweise angeblichen 21 Metern in Galicien zu erheblichen Schäden geführt. Bislang starben – direkt oder indirekt über durch den Orkan verursachte Lawinenabgänge – 38 Menschen. Auch in Schottland gab es drei Tote und einen verletzten Bergsteiger (die drei Toten sind zu beklagen, weil orkanbedingt die Rettungskräfte nicht rechtzeitig zum Einsatzort gelangen konnten). Dieser Sturm gilt nach Ansicht von Meteorologen als der zweitstärkste nach Orkantief „Lothar“ aus dem Jahre 1999. Parallel dazu sorgten die Wetterverhältnisse ebenfalls für zwei Todesopfer in Deutschland. Die Höhe des wirtschaftlichen Schadens dieses Orkantiefs ist derzeit noch nicht absehbar.

Orkan „Klaus“ zog quer durch Südwestfrankreich.

In Frankreich wurden durch den Sturm mindestens vier Menschen getötet, drei davon im Départment Landes. Ein Autofahrer wurde auf einer Landstraße durch einen umstürzenden Baum erschlagen, sein Beifahrer schwer verletzt. Ebenfalls ein umgestürzter Baum war für den Tod eines Mannes in Losse verantwortlich. Herumfliegende Trümmer töteten in Saint-Vincent-de-Tyrosse einen Mann. Das vierte Opfer war eine 73-jährige Frau aus dem Département Gironde. Die Frau starb, weil ihr Beatmungsgerät aufgrund eines Stromausfalles versagte. Aus Frankreich hieß es, der Wind lasse Tannenzapfen wie Gewehrkugeln durch die Gegend fliegen. Besonders betroffen war hier der Südwesten des Landes. Der Verkehr ist in allen Bereichen zusammengebrochen, in zwei Millionen Haushalten in den Regionen Aquitaine, Midi-Pyrénées, Languedoc-Roussillon, Poitou-Charentes, Auvergne und Limousin kam es durch den Sturm zum Ausfall des Stromnetzes. Ein Sprecher von Météo-France bezeichnete den Orkan als den schlimmsten Sturm, seitdem die Wetterwerte aufgezeichnet werden. Die Auswirkungen seien absolut vergleichbar mit denen von Orkan „Lothar“ vom 26. und 27. Dezember 1999. In Perpignan wurde eine Spitzenböe mit 184 km/h verzeichnet. In der Nacht zu Sonntag wurde die „Alarmstufe Rot“ wieder aufgehoben.

Rund 330 Reisende im Schnellzug von Paris nach Hendaye mussten die Reise unterbrechen und wurden von der staatlichen Eisenbahngesellschaft SNCF in einem Hotel untergebracht. Genauso erging es 195 Fahrgästen zweier TGVs und 200 Insassen eines Fernzuges von Marseille nach Bordeaux. Bei Hendaye mussten 60 Passagiere die Nacht zum Sonntag, den 25.01.2009 im Zug verbringen. Mehrere Straßen sind durch Windbruch unpassierbar, sogar Wintersporteinrichtungen in den Pyrenäen wurden geschlossen. Die Flughäfen in Bordeaux, Toulouse, Perpignan und Biarritz mussten zeitweise ebenfalls den Betrieb unterbrechen. In einigen Regionen wurde der Notstand ausgerufen, ebenso bestand ein Verkehrsverbot im Département Aude.

Umgefallende Mopeds und Pflanzen in Barcelona

In Sant Boi de Llobregat bei Barcelona in Spanien wurde die Wand einer Sporthalle durch den Orkan eingedrückt, wodurch das Dach einstürzte. Dabei starben vier Kinder im Alter zwischen 9 und 12 Jahren, mindestens 13 weitere Kinder und zwei Erwachsene wurden verletzt. Es wurden jedoch noch weitere Kinder verschüttet. Nach offiziellen Angaben haben 20 bis 30 Personen im Freien Baseball gespielt und vor dem Sturm in der 25 Jahre alten Halle Zuflucht gesucht. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet. Andernorts in Spanien wurden durch den Sturm mindestens fünf weitere Personen getötet.

Hoher Wellengang an der Küste des Baskenlandes.
Foto: D. López

Ein Fischer ertrank auf hoher See, sechs Besatzungsmitglieder konnten noch gerettet werden. Am Kap Matxitxako (Baskenland) wurden Wellenhöhen von bis zu 21,5 m beobachtet. Der Wind erreichte hier in Böen bis zu 194  Kilometer pro Stunde. Rund 700.000 Bewohner Nordspaniens waren ohne elektrischen Strom. Im Baskenland kam es angesichts der Wetterwarnung mit 12 Meter hohen Wellen zu Evakuierungen. 51 Flüge von spanischen Flughäfen wurden annulliert.

Vier Personen starben durch umstürzende Bäume oder Mauern. Im Stadtzentrum von Barcelona wurde eine 52-jährige Bewohnerin von einer Mauer erschlagen, die der Wind umgeworfen hatte. Der Versuch, ein Hindernis von der Straße zu beseitigen, kostete einen Verkehrspolizisten auf einer Landstraße bei Lugo im Nordwesten des Landes das Leben, als er von einem umstürzendem Baum erschlagen wurde. Inwieweit die Verkehrssicherungspflicht hinsichtlich der Standfestigkeit des Baumes verletzt wurde, steht noch nicht fest.

Der Sturm erschwert Löscharbeiten bei einem Waldbrand, der durch einen umstürzenden Hochspannungsmast und Kurzschluss ausgelöst worden war und an der Costa Blanca einen Kiefernwald in Brand gesetzt haben soll. Ebenfalls wegen eines umstürzenden Hochspannungsmastes wurde aus Sicherheitsgründen die Autobahn AP-7 zwischen Alicante und Monforte de Cid gesperrt; der Verkehr wird über die A-70 umgeleitet.

In Deutschland brachte „Orkan Klaus“ einen Wintereinbruch mit sich. Glatteis, Orkanböen und starker Schneefall behinderten den Verkehr. Betroffen waren vor allem Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. In Gerabronn in Baden-Württemberg brach ein Scheunentor zusammen und begrub einen 70-jährigen Mann unter sich, ein weiterer Mann starb bei einem sturmbedingten Verkehrsunfall bei Offenbach in Hessen.

Auf der Bundesautobahn 98 im Landkreis Konstanz begrub ein Erdrutsch fünf Autos und einen Lastwagen unter den Geröllmassen, fünf Insassen wurden verletzt. Der Hang drohte weiter abzurutschen, so bleibt die Autobahn bis Montag gesperrt. In dem Stau, der sich durch den Erdrutsch bildete, konnte die Polizei zwei Betrüger festnehmen, die sich mit zwei unredlich erworbenen Autos ins Ausland absetzen wollten – sie hatten mit Falschgeld bezahlt.

Bereits am Freitag war es in mehreren Landesteilen Deutschlands zu starken Niederschlägen und Neuschnee gekommen, mit den üblichen Auswirkungen auf den Verkehr. Keller liefen voll und Fließgewässer traten über die Ufer. Die Feuerwehren waren pausenlos im Einsatz. Zusätzlich war auch die Polizei mit der Aufnahme von Verkehrsunfällen aufgrund von Glatteis oder Schneeglätte beschäftigt. Betroffen war vor allem das Waldecksche Upland.

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Quellen