Niedersachsen: Immer mehr Antibiotika für Masthühner

Veröffentlicht: 17:25, 25. Okt. 2010 (CEST)
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Hannover (Deutschland), 25.10.2010 – Die Massentierhaltung von Hühnern ist die Kehrseite der wachsenden Nachfrage nach Hühnerfleisch durch den Verbraucher. Wie jetzt das niedersächsische Landwirtschaftsministerium gegenüber NDR Info bestätigte, werden immer mehr Antibiotika eingesetzt, um die Hühner, die unter den Bedingungen der Massentierhaltung leben, vor einem vorzeitigen Tod zu bewahren. Wie eine Ministeriumssprecherin mitteilte, würden viele Tiere sonst nicht bis zum Ende ihrer Mastzeit überleben.

Wurden vor zehn Jahren noch 1,7 Behandlungen mit Antibiotika pro Tier im Durchschnitt in den Hühnerstallungen der „Intensivmast“ gezählt, sollen es aktuell bereits 2,3 Behandlungen sein. Zu dieser Zunahme des Antibiotikaeinsatzes ist es trotz der Tatsache gekommen, dass Antibiotika seit 2006 nicht mehr als Wachstumsförderer verfüttert werden dürfen. Tierärzte dürfen solche Medikamente nur noch verabreichen, wenn Tiere krank sind.

Seit Jahren ist bekannt, dass die Hühnerhaltung von einer artgerechten Haltung der Tiere weit entfernt ist. Die Mastanlagen mit häufig tausenden von Tieren ist allein an dem Ziel ausgerichtet, eine möglichst schnelle Gewichtszunahme zu erzielen, damit die Tiere früher geschlachtet werden können. Ein Masthähnchen nimmt pro Tag etwa 100 Gramm zu. (Vor 50 Jahren lag dieser Wert noch bei 25 Gramm pro Tag.) Untersuchungen aus dem Jahr 2008 in Großbritannien kamen zu Ergebnis, dass nach 40 Tagen 27,6 Prozent der Tiere an deutlich erkennbaren Bewegungsstörungen litten, 3,3 Prozent konnten gar nicht mehr laufen. Als Ursache wird die schnelle Gewichtszunahme der Hühner angeführt. Mehr als die Hälfte deutscher Hühnermastbetriebe sind in Niedersachsen angesiedelt.

Der Antibiotikaeinsatz gilt auch deshalb als höchst problematisch, weil Rückstände der Medikamente im Hühnerfleisch zu einer Resistenz von virulenten Bakterien gegen Antibiotika führen könnten. Diese Antibiotika wären dann für die medizinische Therapie infizierter Menschen zunehmend nutzlos.

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Quellen