Neue Kritik an Medikamententest von Tegenero
Artikelstatus: Fertig 11:12, 14. Okt. 2006 (CEST) Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben. |
Den Haag (Niederlande), 14.10.2006 – Zwei niederländische Ärzte erheben neue Vorwürfe an dem vor einem halben Jahr durchgeführten Medikamententest der Würzburger Biotechfirma Tegenero. Wie die beiden Fachleute Marcel Kenter und Adam Cohen vom niederländischen „Zentralkomitee für Forschung an Menschen“ in einem Standpunktartikel im Medizinjournal „The Lancet“ behaupten, gab es schon vor der Durchführung des Tests Hinweise auf besondere Gefahren. Sie hätten dazu eine Riskoanalyse durchgeführt, bei der nur Daten verwendet wurden, die schon vor dem Test zur Verfügung standen.
Der getestete Wirkstoff TGN1412 enthielt Antikörper und wurde zuvor an Affen und Mäusen getestet. Das Zielmolekül, bei dem die Substanz ihre Wirkung erzielt, unterscheidet sich aber bei Affen und Menschen. Und bei einem Versuch mit Mäusen, die ein menschliches Immunsystem erhalten hatten, traten Probleme auf, als sie mit einem Vorläufer von TGN1412 behandelt wurden.
Diese Ergebnisse seien allerdings von Tegenero nicht beachtet worden, und deshalb wäre laut Kenter und Cohen das Medikament als „Hochrisikosubstanz“ einzustufen gewesen. Die britische Behörde für Medikamentenprüfung, die „Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency“, hatte im Gegensatz dazu das Experiment im Nachhinein als ordnungsgemäß durchgeführt eingestuft und ging beim Ergebnis von einer „unvorhersehbaren biologischen Wirkung“ aus.
Sechs Teilnehmer des Versuchs, denen die Substanz im März verabreicht worden war, schwebten daraufhin in Lebensgefahr. Das Immunsystem veränderte sich durch das Medikament und griff körpereigenen Organe an. Tegenero hat inzwischen Insolvenz angemeldet.
Themenverwandte Artikel
- Heftige Nebenwirkungen bei Medikamententest (18.03.2006)
Quellen
- Süddeutsche Zeitung: „Londoner Test fand angeblich zu früh statt“ (13.10.2006)
- Spiegel Online: „Medikament angeblich zu früh getestet“ (13.10.2006)