Neue Forschungsergebnisse zum Chikungunya-Virus

Artikelstatus: Fertig 19:27, 6. Jun. 2006 (CEST)
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San Francisco (Vereinigte Staaten), 06.06.2006 – Neue Forschungsergebnisse über das Virus, das für das Chikungunya-Fieber verantwortlich gemacht wird, können besser erklären, warum es in einigen Ländern am Indischen Ozean, darunter insbesondere La Réunion, zu einer Chikungunya-Fieber-Epidemie großen Ausmaßes gekommen ist. Genetische Mutationen des Virus-Genoms spielen möglicherweise eine entscheidende Rolle bei der raschen Ausbreitung des Virus. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher verschiedener französischer Forschungseinrichtungen, darunter das Institut Pasteur sowie eine Forschungseinrichtung auf der Insel La Réunion.

Lage Réunions

Im März war erstmals von der Erkrankung deutscher Touristen, die den Inselstaat besucht hatten, berichtet worden (siehe dazu die themenverwandten Artikel). Auf Réunion ist bereits ein Drittel der Bevölkerung mit dem Virus infiziert (Stand vom April 2006: 244.000 Fälle). Die positive Nachricht ist, dass auf der Insel Réunion vermutlich bereits 100.000 Einwohner Réunions gegen das Virus immun sind, wie der Medizinstudent Patrick Labat auf seiner Homepage berichtet. Labat beschäftigt sich mit dem Virusstamm auf Réunion im Rahmen seiner Doktorarbeit.

Das Chikungunya-Fieber kann in schweren Fällen zwar auch zum Tode führen, aber die Sterblichkeitsrate bei dieser Erkrankung ist vergleichsweise niedrig. Die Symptome werden als Gelenkschmerzen beschrieben, die zu einer gekrümmten Haltung führen können. Daher auch die Bezeichnung „Gebeugter Mann“ für diese Krankheit. Weitere Symptome sind Fieber und Kopfschmerzen. Die Krankheit ist bereits seit 50 Jahren bekannt und trat vornehmlich in Afrika (Demokratische Republik Kongo, Senegal und Tansania) auf. Seit 2004 breitete sich die Erkrankung auch im Raum des Indischen Ozeans aus, insbesondere auf den Komoren, Mayotte, Madagaskar, Mauritius, den Seychellen und La Réunion.

Die Wissenschaftler wollten vor allem der Frage nachgehen, warum die jüngsten Epidemien so viel mehr Menschen infizierten als in früheren dokumentierten Epidemien in Afrika. Zu diesem Zweck wurde das Erbgut (Genom) des Virus im Detail untersucht und entschlüsselt. Vor allem interessierte es die Wissenschaftler, ob und wie es dem Virus gelingt, sein Erscheinungsbild zu verändern und so die Immunabwehr des Menschen zu täuschen. Zu diesem Zweck wurden die Genome verschiedener Virusstämme aus verschiedenen Regionen und zu verschiedenen Zeiten miteinander verglichen.

Als Ergebnis der Untersuchungen wurde unter anderem ein verändertes Gen gefunden. Es betrifft die Gensequenzen, die das Glykoprotein E1 bestimmen. Glykoproteine werden auf der Hüllmembran der Viren präsentiert und stellen wichtige Merkmale eines Virus dar. Die Varianten des Virus, die im Raum des Indischen Ozeans grassieren, zeigten alle solche Veränderungen. Welche Auswirkungen die Veränderungen haben, muss noch erforscht werden. Es gibt jedoch bereits Hinweise darauf, in welche Richtung sich entsprechende Forschungshypothesen bewegen könnten. So ist bei einem engen Verwandten des Chikungunya-Virus beobachtet worden, dass eine Veränderung der Position 226 des E1-Glykoproteins die Abhängigkeit des Virus von Cholesterin beseitigt. Dieses Lipid benötigen die Viren jedoch normalerweise, um Zellen zu infizieren. Da Moskitos jedoch häufig mangelhaft mit Cholesterin versorgt sind, könnte die Beseitigung dieses Engpasses eine Ausbreitung des Virus begünstigt haben.

Die Forscher haben auch eine deutliche Warnung ausgesprochen. Entgegen ursprünglicher Annahme wird das Virus nicht nur durch in Afrika und im Indischen Ozean heimische Moskitos, sondern auch durch in anderen Regionen verbreitete Stechmücken übertragen, die beispielsweise auch das Gelbfieber und das Dengue-Fieber verbreiten.

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Quellen