Nachgewiesen: Pflanzliche Kommunikation im Maisfeld
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Neuenburg (Schweiz), 07.12.2006 – Ein internationales Forscherteam unter Leitung von Ted Turlings, eines Professors an der Schweizer Université de Neuchâtel hat nachgewiesen, dass Maispflanzen, die von pflanzenfressenden Raupen befallen sind, duftende Moleküle absondern und dadurch benachbarte gesunde Pflanzen vor der Gefahr eines Schädlingsbefall „warnen“. Durch die Absonderung von flüchtigen organischen Verbindungen (engl. „volatile organic compounds“, VOC) werden die Nachbarpflanzen in die Lage versetzt, sich auf die Attacke der Schädlinge „vorzubereiten“.
Schon länger war bekannt, dass kurze Zeit nach dem Befall natürliche Feinde der Raupen, wie beispielsweise die Kohlweißlings-Schlupfwespe, angeflogen kommen und ihre Eier in die Raupe legen und diese so schneller zum Absterben bringen. Aber woher wissen die Wespen, dass die Pflanze von eine Raupe befallen wurde? Der gebürtige Niederländer Turlings beschäftigt sich mit dieser Frage schon über 15 Jahre.
Das jetzt neu entdeckte Phänomen zeigt, dass Pflanzen in der Lage sind, sich untereinander zu warnen, und so dem drohenden Schädlingsbefall durch die erhöhte Produktion toxischer Stoffe, die auf die Fressfeinde einwirken, vorbeugen können. Es wurde auch gezeigt, dass die chemischen Signale die Pflanze dazu veranlassen, ausgelöst durch eine bestimmte Anzahl von Genen, in erhöhter Konzentration Abwehrstoffe herzustellen. Maispflanzen, die durch die chemischen Signale „vorgewarnt“ waren, wurden weniger von pflanzenfressenden Raupen befallen als solche, die auf den Angriff „unvorbereitet“ waren.
„Vorgewarnter“ Mais ist in der Lage, im Fall eines Befalls durch den Schädling, den aromatischen Cocktail schneller abzusondern und so eine weitaus größere Anziehungskraft auf die Wespenweibchen auszuüben, als Pflanzen, die von der drohenden Gefahr „nichts wissen“. Mit der Absonderung dieser flüchtigen organischen Verbindungen, ausgelöst durch den Speichel der Raupe, werden nicht nur andere Pflanzen „gewarnt“, sondern auch gleichzeitig natürliche Feinde der für sie schädlichen Raupen angelockt. Es ist bekannt, dass die Pflanzen verschiedene Duftstoffe herstellen können, abhängig von der Art des Schädlings, und so den Wespen „mitteilen“, dass sie von einer bestimmten Raupenart befallen sind. Junge Maispflanzen produzieren viel mehr „Notruf“-Aromen als alte Pflanzen.
Bei Bohnen, Wüstenbeifuß und wildem Tabak konnten Wissenschaftler eine ähnliche Art der „Kommunikation“ zur Verbesserung des pflanzeneigenen Schädlingsabwehrmechanismus untereinander feststellen. Die Forschungsergebnisse werden in der Fachzeitschrift „The Plant Journal“ veröffentlicht.
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Quellen
- Der Standard: „Pflanzliche Kommunikation im Maisfeld nachgewiesen“ (04.12.2006)
- Université de Neuchâtel: „Mais gegen Schadraupe: vorgewarnt ist besser geschützt“ (04.12.2006)
- blueridge-institute.ch: „Von Pflanzen, die schmecken, riechen, sehen, tasten und hören können.“ (03.1999)
- the plant journal: „Priming by airborne signals boosts direct and indirect resistance in maize“ (Artikel angenommen zur Veröffentlichung am 23.08.2006)