Miller und Grange vergeben WM-Medaille in der Super-Kombination - Svindal und Lizeroux profitieren

Veröffentlicht: 07:46, 10. Feb. 2009 (CET)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.

Val-d’Isère (Frankreich), 10.02.2009 – Die Alpine Super-Kombination bei der Ski-WM 2009 verlief anders als von vielen Experten gedacht. Der US-Amerikaner Bode Miller schied nach aussichtsreicher Abfahrtsplatzierung ebenso aus wie sein französischer Kontrahent Jean-Baptiste Grange. Das Publikum konnte dennoch einen der ihren feiern: Julien Lizeroux fuhr einen grandiosen Slalom und musste sich nur dem Norweger Aksel Lund Svindal geschlagen geben. Dessen Sieg kam wenig überraschend, hatte der Bronzemedaillengewinner aus dem Super-G doch schon die Kombinationsabfahrt Montagfrüh für sich entschieden.

Kombinationsweltmeister: Aksel Lund Svindal
Silbermedaillengewinner und Schnellster im Slalom: Julien Lizeroux
Überraschungsdritter aus Kroatien: Natko Zrnčić-Dim

Schon die Durchführung hatte nicht ganz so geklappt wie gedacht: Da die Abfahrt der Damen, die eigentlich am Sonntag hätte stattfinden sollen, auf den Montag verschoben wurde, musste ein Kompromiss zwischen beiden Rennen gefunden werden. Letztendlich einigte man sich darauf, den Slalom von 14:00 Uhr auf 17:00 Uhr zu verschieben, womit man ihn zu einem Flutlichtslalom gemacht hatte. Doch der Reihe nach: Am Morgen sorgten schon die ersten Abfahrer – unter ihnen auch einige Slalomspezialisten – für Überraschungen. Ted Ligety, der schon die olympische Kombination gewonnen hatte, setzte eine erste Richtmarke, die jedoch nicht lange hielt. Viele Athleten verbesserten die Bestzeit um jeweils wenige Sekundenbruchteile, sodass sich schon früh ein knappes Rennen ankündigte. Mit Romed Baumann platzierte sich auch ein Österreicher weit vorne, dier Herrenmannschaft des Alpenlandes – normalerweise quasi ein Medaillengarant – hatte bisher noch nicht geglänzt. Baumanns Marke blieb wenige Fahrer lang bestehen, ehe zunächst Christof Innerhofer aus Südtirol und dann der junge Kroate Natko Zrnčić-Dim schneller unterwegs waren. Der Sieger der Spezialabfahrt, John Kucera, schien erschöpft und wurde letztendlich 30. Es folgten die Favoriten: Aksel Lund Svindal verbesserte die Zeit Zrnčić-Dims um mehr als 1,5 Sekunden, was im Alpinen Skisport ganze Welten sind. Die nächste Hoffnung Österreichs, Benjamin Raich, handelte sich auf der Strecke großen Rückstand ein und schied schließlich aus. Bode Miller lieferte sich auf der Piste ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Svindal, das er im Ziel mit vier Hundertstelsekunden nur knapp verloren geben musste. Der direkt auf ihn folgende Lokalmatador Jean-Baptiste Grange verpasste zwar die Bestzeit, lief aber überraschend stark und erreichte den zwischenzeitlich dritten Rang. Von diesem verdrängte ihn nur noch sein Landsmann Adrien Théaux mit der Startnummer 30. Als Vorletzter der 49 Starter lieferte der einzige Deutsche Stephan Keppler ein ordnetliches Rennen ab und wurde 25., bei den Schweizern war Silvan Zurbriggen auf Rang zwölf der beste. Erwartet wurde nun eine Entscheidung zwischen Miller und Grange, die eine gute Sekunde trennte, da Svindals Slalomqualitäten nicht so hoch eingeschätzt wurden.

Zum Slalom traten weder John Kucera noch Carlo Janka, die nach ihren Medaillen in der Spezialabfahrt die Kombinationsabfahrt auf den hinteren Rängen beendet hatten. Zudem war Ted Ligety disqualifiziert worden. Den Lauf eröffnete nach diesen Streichungen der Slowake Jaroslav Babušiak, dann folgte Keppler als dritter Starter. Sowohl bei den beiden als auch bei den nächsten Athleten blieb eine Top-Zeit aus. Erst Julien Lizeroux, nach der Abfahrt 22., fuhr reihenweise Bestmarken und distanzierte den bis dahin Führenden um mehr als zwei Sekunden. Mit dem Abfahrts-Siebzehnten Marcel Hirscher schied der zweite Österreicher aus; dem Italiener Peter Fill gelang ein guter Lauf, er wurde neuer Zweiter. Von den nun folgenden besten Fünfzehn war Silvan Zurbriggen der erste, der annähernd Lizeroux' Marke gefährden konnte, mit 0,6 Sekunden Rückstand klassierte er sich nun auf dem zweiten Platz. Romed Baumann kam als einziger Österreicher ins Ziel, verpasste die Bestzeit aber deutlich, ebenso Christof Innerhofer und Kjetil Jansrud. Mit Natko Zrnčić-Dim kam nun schon der Sechste der Abfahrt, mittlerweile hatte der Franzose, welcher schon beim Slalom von Kitzbühel triumphiert hatte, echte Medaillenchancen. Zrnčić-Dim verteidigte zunächst sein Polster (jenes betrug schon 1,3 Sekunden), verlor aber nach unten immer mehr und verdrängte schließlich mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung Silvan Zurbriggen vom Silberrang. Andrej Jerman fiel weit zurück, dann folgte Jean-Baptiste Grange, nach seiner Leistung in der ersten Teildisziplin ein klarer Favorit auf eine Medaille. Tatsächlich konnte Grange seinen Vorsprung auf Lizeroux halten, schied dann jedoch aus. Auch der letzte Franzose, Adrien Théaux – sowieso eher ein Speed-Fahrer –, beendete den Wettkampf nicht. Bode Miller hatte nun schon 2,89 Sekunden Vorsprung, doch er schaffte es ebenfalls nicht, ohne Fehler runterzufahren, auch er schied mit noch großem Vorsprung aus, sodass sowohl Lizeroux als auch der Kroate nun eine Medaille sicher hatten. Aksel Lund Svindal war in der Abfahrt 2,93 Sekunden schneller gewesen als Lizeroux. Tatsächlich schmolz dieses große Polster während Svindals Fahrt immer mehr, zum Schluss hatte er jedoch immer noch neun Zehntelsekunden Vorsprung und konnte so Weltmeister in der Kombination werden.

Lizeroux fühlte sich sehr stolz, Vize-Weltmeister hinter dem „großartigen Skiläufer Aksel Lund Svindal“ zu sein. Letzterer lobte wiederum den Franzosen: „Julien ist so gut gefahren und alle waren weit hinten, ich habe gewusst, ich muss richtig Gas geben, sonst habe ich keine Chance.“ Außerdem wäre er nach der Abfahrt sehr enttäuscht gewesen – in dieser war er mit schlechter Sicht nicht unter die Top Ten gekommen. Zrnčić-Dim meinte, dies sei der schönste Tag in seinem Leben und Val-d’Isère sei sein Lieblingsort.

Quellen