Veröffentlicht: 21:53, 3. Sep. 2021 (CEST)
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Marvel goes China
Das Marvel Cinematic Universe trumpft asiatisch auf

WikiNews Filmrezension


Köln (Deutschland), 03.09.2021 – China ist eine Weltmacht. Die Wirtschaft des Landes ist trotz der Geißel der Corona-Pandemie im Turbo-Modus. Das Militär verunsichert regelmäßig die Nachbarn in Asien und in den USA. Die negative Aufmerksamkeit der Berichterstattung in den Massenmedien wird oftmals auf die Lebensverhältnisse der Uiguren gelenkt.

Marvel Cinematic Universe

In diesem Spektrum nahezu unbemerkt hat sich die chinesische Filmindustrie zu einem gigantischen Riesen entwickelt. In Qingdao befindet sich mit dem Oriental Movie Metropolis das größte Studiogelände der Welt. Die chinesische Filmwirtschaft lässt Hollywood mittlerweile weit hinter sich und spricht nicht einmal darüber.

Da wundert es nicht, dass Hollywood auf den China-Zug aufspringen möchte und neue Wege bei der Produktion von Blockbuster-Filmen geht. Auf einen Teil des Kuchens hat nun der Serienkomplex des Marvel Cinematic Universe seinen Anspruch angemeldet und schickte am 2. September 2021 eine neue Produktion ihrer Superhelden auf die Kinoleinwand. Der Titel des neuen Films ist kurz, klingt jedoch exotisch, geheimnis- und verheißungsvoll: Shang-Chi.

Dahinter verbirgt sich eine nicht unspannende Geschichte von Geschwistern, die sich nach vielen Jahren der Trennung wiederfinden und das Böse besiegen. Dramaturgisch ist die Erzählweise der Handlung eher holprig, wenngleich klassisch aufgebaut. Die Superhelden sind dabei vermeintliche Antihelden: Man lernt sie als trinkgeldfreudige und unternehmungslustige Dienstleister eines Hotels in San Francisco kennen, die Autos einparken bzw. diese zu einer unerlaubten Spritztour nutzen. Der Raub eines Talismans der ermordeten Mutter in einem Bus lässt den Protagonisten seine längst verdrängten Kampfkunstkenntnisse kreativ entfalten. Die Räuber kündigen an, sich auch des Doppelstücks der Schwester zu bemächtigen, was es zu verhindern gilt. In Macau kommt es zum Showdown, denn die Schwester des Helden ist ebenfalls eine Kampfkunstkraft ersten Ranges und kämpft gegen den Bruder in einer Arena aus Rache wegen eines nicht eingelösten Versprechens. Das alles ist aber nur der Vorwand für ein Familientreffen, das der listenreiche Vater der beiden arrangiert hat, um mit vereinten Kräften der Geschwister die Mutter aus ihrem vermeintlichen Verlies zu befreien. Später verbinden sich Bruder und Schwester gegen den Vater und verteidigen mit der Schwester der Mutter das Dorf, auf das es der Vater abgesehen hat, um dann gemeinsam zahlreiche fliegende Ungeheuer und Drachen zu besiegen.

Richtig spannend und künstlerisch wertvoll ist während des 133 Minuten andauernden Spektakels die Kampfszene in Bus. Perfekt abgestimmt, akrobatisch, mit einem übergewichtigen Livestream-Reporter auf Social Media und gut plazierten Special Effects ist die Sequenz einfach fantastisch und faszinierend. Ein weiteres Highlight ist die Rolle eines englischen Schauspielers, die ebenso originell wie authentisch von Ben Kingsley ausgefüllt wird. Seine Monologe sind schlichtweg großartig. Und eine kleine Reminiszenz an die am Pressevorführungstag in virtuellem Raum der Koelnmesse startende Gamescom darf nicht unerwähnt bleiben: Als der geschwächte böse Drache kurz vor dem Ableben steht, füttern ihn seine fliegenden Schergen mit etlichen magischen Kugeln und hauchen so neues Leben ein; kein beabsichtigter, jedoch sehr schöner Bezug zur örtlichen Nähe im Kölner Kino.

Der Clou des Streifens sind aber die durchweg mit asiatischen Schauspielern besetzen Rollen. Nur vereinzelt treten Vertreter der schwarzen, weißen und indischen Minderheitsgesellschaft auf. So wirkt die ungewohnt anzusehende Schauspielerriege recht bizarr und vertauscht nahezu magisch die anerzogenen und althergebrachte Sichtweisen. Eine überraschende und zum Nachdenken anregende Erfahrung.

Man darf gespannt sein auf die Zustimmung der Zuschauer an den Kinokassen weltweit. Und auf die angekündigte Fortsetzung des Abenteuers mit den 10 Ringen.


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