München: Mordversuch an Polizeibeamtin

Veröffentlicht: 23:11, 15. Jun. 2017 (CEST)
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München (Deutschland), 16.06.2017 – Am Dienstagmorgen wurde eine 26-jährige Polizeibeamtin von einem 37-jährigen Deutschen lebensgefährlich mit einer Schusswaffe verletzt. Der mutmaßliche Täter lebt bei seinem Vater in den Vereinigten Staaten. Er befand sich auf einer Europareise und war am Abend zuvor von Athen kommend am Münchner Flughafen gelandet, wo er die Nacht verbracht hatte. Als er am nächsten Tag morgens mit der S 8 Richtung München fuhr, hatte er sich auffällig benommen. Fahrgästen fiel auf, dass er Selbstgespräche in englischer Sprache geführt hatte. Dann griff er ohne ersichtlichen Grund einen Fahrgast im Zug an, schlug diesem mit der Faust ins Gesicht. Passanten griffen ein, die Polizei wurde verständigt.

Bahnsteig Unterföhring

Am Bahnsteig in Unterföhring sah es zunächst nach einem routinemäßigen Polizeieinsatz aus. Urplötzlich ging der 37-Jährige auf den 30-jährigen Polizeibeamten los, der dabei war den Sachverhalt aufzunehmen. Möglicherweise hatte er die Absicht diesen ins Gleis vor die einfahrende S-Bahn zu werfen. Es kam zu einem Kampf, in dessen Verlauf der Täter an die Dienstwaffe des Polizisten kam. Er schoss das gesamte Magazin leer und traf dabei die 26-Jährige am Kopf. Zwei weitere Personen wurden ebenfalls getroffen. Der eine erlitt einen Durchschuss am Bein, der andere am Arm. Auch der Täter wird durch einen Schuss ins Gesäß verletzt, er kann zunächst flüchten. Kurz darauf wird er noch in Tatortnähe beim Gebäude eines Versicherers von Beamten der Landes- und der Bundespolizei festgenommen.

Der Tatverdächtige war in Bayern bereits vor Jahren wegen einem Vergehen nach dem Betäubungsmittelgesetz im Zusammenhang mit einer geringen Menge Marihuana auffällig geworden. Das Verfahren war damals wegen Geringfügigkeit eingestellt worden. In den Vereinigten Staaten war er ebenfalls strafrechtlich in Erscheinung getreten, hier handelte es sich um Verkehrsdelikte, auch unter Alkoholeinfluss, Diebstahl und einer fahrlässigen Körperverletzung. Bei seiner Vernehmung machte er weder Angaben zu seiner Person noch zum Tatvorwurf. Der Ermittlungsrichter hatte den Erlass eines Haftbefehls abgelehnt und dafür einen Unterbringungsbefehl erlassen. Dieser Weg wird bestritten, wenn ein Strafverfahren voraussichtlich nicht durchgeführt werden kann, weil jemand schuldunfähig ist. Er ist jetzt in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.

Der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä ist schockiert, es sei ein „sehr, sehr trauriger Tag“ für die Münchner Polizei. Aus einem Routineeinsatz sei ein Gewaltverbrechen geworden. Alle guten Wünsche würden der schwerstverletzten 26 Jahre alten Kollegin gelten. Der in den Vereinigten Staaten lebende Vater des Tatverdächtigen äußerte gegenüber der Presse sehr überrascht: „Was macht er denn in München? Er wollte doch nach Prag!“

Der Tatverdächtige ist Elektriker und betrieb in Fort Collins als Handwerker eine Firma. In den letzten sieben Jahren war er in Henderson in Nevada gemeldet. Innerhalb von 20 Jahren war er 16 Mal umgezogen. Er hatte bereits mehrere Reisen nach Europa, auch nach Bayern unternommen. Thomas Goede, er kandidiert für die Piratenpartei für die Bundestagswahl, hatte die Schüsse auf die Polizisten bei Twitter bejubelt und angekündigt sich einen Champus aufmachen zu wollen. Der Chef des Landesverbandes der Piraten in Brandenburg, Thomas Bennühr, reagierte darauf mit einer Mitteilung: „Es ist in keiner Weise zu akzeptieren, wenn gefeiert wird, dass ein Mensch schwer verletzt wurde“.



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