Krötenplage stammt nicht aus Australien?

Veröffentlicht: 08:35, 13. Sep. 2008 (CEST)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.

Dili (Timor-Leste), 13.09.2008 – Timor-Leste sieht sich von einer Invasion durch giftige Kröten bedroht. Nun erklären Experten, es handle sich dabei nicht um die Aga-Kröte, wie sie in Australien vorkommt.

In Verdacht: Die Aga-Kröte
Der wahre Übeltäter? Die Schwarznarbenkröte

Timoresische Bauern hatten australische Soldaten beschuldigt, sie hätten die Aga-Kröten aus Australien eingeführt, um sie gegen Giftschlangen einzusetzen. Die australische Armee ist seit 1999 im Land, als sie als Teil der internationalen Eingreiftruppe INTERFET den Gewaltausbruch pro-indonesischer Milizen in den damals besetzten Land beendeten und eine UN-Verwaltung aufbaute. Daher nennen die Timoresen die Kröte auch „INTERFET-Frosch“. Nach einer kurzen Pause kehrten 2006 die Australier mit einer neuen Friedenstruppe nach Timor-Leste zurück, als das Land wieder in Unruhen versank. Die Lage ist immer noch gespannt und es gibt auch teilweise Spannungen zwischen australischen Soldaten und Einheimischen.

Militärsprecher vermuteten eher eine unbeabsichtigte Einschleppung der Kröten, die bereits in Australien und anderen Staaten als Neozoon zur Plage wurden und dort für das Aussterben beziehungsweise den Rückgang verschiedener Tierarten verantwortlich gemacht werden. Selbst Krokodile sterben nach dem Verzehr der Giftkröten, und auch für Todesfälle bei Menschen soll sie verantwortlich sein. In Timor-Leste frisst die Kröte Hühner, die eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für die Landbevölkerung darstellen. Osttimors Präsident José Ramos-Horta und auch der Chef der australischen Grünen Bob Brown fordern daher von Australien Hilfe bei der Bekämpfung der Krötenplage. „Es ist ein Problem, das wir nicht brauchen“, so Präsident Ramos-Horta. „Wir hatten es (bisher) nicht.“ Brown sprach von einem „internationalen, biologischen Notfall“. Doch wie kann man diese Tiere aufhalten, wenn Australien selbst schon seit Jahrzehnten erfolglos versucht, die amphibischen Einwanderer auszurotten? Australiens Verteidigungsminister Joel Fitzgibbon kündigte aufgrund der Vorwürfe eine Untersuchung an. Er verwies auf die strengen Quarantänevorschriften der australischen Armee.

Nun identifizierte Professor Ric Shine von der University of Sydney den INTERFET-Frosch auf einem Foto als Schwarznarbenkröte (Duttaphrynus melanostictus oder Bufo melanostictus). Die etwas kleinere Krötenart, die sich in den letzten Jahren in Indonesien ausbreitet, sei für Laien schwer von der Aga-Kröte zu unterscheiden. Drei weitere australische Experten bestätigen Shines Analyse des Fotos. Professor Shine hält auch die Theorie, dass sich die Aga-Kröte als blinder Passagier über die Timorsee schmuggeln ließ, für extrem unwahrscheinlich. „Es gab ein oder zwei Exemplare im Laufe der Jahre, im Allgemeinen kommt sowas nicht vor.“ Für die Timoresen könnte es eine gute Nachricht sein, denn die Schwarznarbenkröte hat, laut Shine, einen nicht so dramatischen Einfluss auf ihre Umwelt. Sicher erleichtert ist die australische Armee, die sich nun vom Verdacht der Einschleppung einer gefährlichen Plage befreit sieht.

Themenverwandte Artikel


Quellen